15 Jahre eID: Jetzt muss der digitale Ausweis Alltag werden
Ein Kommentar von Christiane Fritsch, Vizepräsidentin der Initiative D21. Dieser Beitrag erschien zuerst als Gastbeitrag bei c't D.digital, einem Newsletter-Format von heise über die Digitalisierung in Deutschland.
Am 1. November 2010 startete die Online-Ausweisfunktion im Personalausweis – als Schlüssel zur digitalen Verwaltung. Fünfzehn Jahre später zeigt sich: Die eID ist zwar da, aber sie wird immer noch wenig genutzt. Laut eGovernment MONITOR 2025 haben 25 % der Personalausweisbesitzer*innen den Online-Ausweis bislang eingesetzt. Das ist zwar ein Rekordwert, aber eine Schlüsseltechnologie, die nur von 25 % genutzt wird, öffnet keine Türen – sie blockiert den Fortschritt.
Zahlen, die zum Handeln mahnen
Laut eGovernment MONITOR 2025 ist der Anteil der eID-Nutzer*innen in den letzten Jahren von 6 % (2020) auf 25 % gestiegen:
Den größten Schub brachte die Zeit 2023 und 2024 – ausgelöst durch konkrete Anwendungsfälle, wie der Beantragung der einmaligen Energiepreispauschale. Solche Beispiele fördern besonders in der jungen Generation die Akzeptanz und machen die eID greifbar.
Neben der Beantragung der einmaligen Energiepreispauschale nutzten viele junge Menschen etwa beim KulturPass erstmals ihren Online-Ausweis. Beide Projekte haben gezeigt, dass Akzeptanz dann entsteht, wenn digitale Identität praktisch anwendbar wird.
Davon braucht es künftig deutlich mehr – innerhalb der Verwaltung, aber vor allem auch in Wirtschaft und Alltag. Nur wenn Bürger*innen erleben, dass die eID-Verfahren vereinfacht und Zeit spart, wird sie sich als Standard im digitalen Leben etablieren. Denn der Trend stagniert. Nur 42 % der Ausweisinhaber*innen haben bislang eine eigene fünfstellige PIN gesetzt – Voraussetzung für die Nutzung. Die Mehrheit kann die eID also technisch noch gar nicht verwenden. Zugleich empfinden 51 % die digitale Identitätsprüfung als Hürde bei der Nutzung von Online-Verwaltungsangeboten.
Hauptgründe für die Nicht-Nutzung sind Unkenntnis über relevante Anwendungsmöglichkeiten, fehlender persönlicher Nutzen und die wahrgenommene Komplexität. Nicht einmal die Hälfte weiß, dass sich die eID auch per Smartphone nutzen lässt – ein entscheidender Hebel für einfacheren Zugang.
Vom Verwaltungswerkzeug zur Alltagsidentität
Die Zahlen zeigen: Es hapert weniger an der Technik als am Alltag. Die eID wird erst dann relevant, wenn sie spürbare Vorteile bietet. Ob Altersverifikation, digitale Signatur oder sichere Anmeldung bei Diensten mit hohen Datenschutzanforderungen: Erst die konkrete Anwendung macht den Nutzen einer digitalen Identität erfahrbar.
So wird aus einem Behördenwerkzeug ein Schlüssel zu mehr Komfort und Vertrauen im digitalen Leben. Bürger*innen müssen erleben, dass sich die Nutzung lohnt, weil sie Abläufe vereinfacht und Sicherheit schafft, statt Aufwand zu erzeugen.
Die eID als Fundament der europäischen Identität
Mit der geplanten European Digital Identity (EUDI) bekommt die eID neuen Rückenwind. Die Wallet schafft ein Medium, das der eID helfen kann, im Alltag wirklich anzukommen. Wenn Unternehmen die Vorteile der einfachen Wallet-Nutzung, etwa für Kundenidentifizierung oder Transaktionsfreigaben, entdecken, können sich die Nutzungszahlen weiter nach oben bewegen.
Was jetzt zählt
Nach 15 Jahren ist die eID technisch ausgereift und erfüllt bereits heute die Anforderungen der eIDAS-Verordnung. Damit steht einer Skalierung nach langer Durststrecke nichts mehr im Weg.
Die kommenden Jahre bieten die Chance, das Vertrauen und die Nutzung weiter zu stärken: durch sichtbare, praktische Anwendungen und eine benutzerfreundliche Integration in Alltag und Wirtschaft.