Wie Unternehmen eine zukunftsfähige Corporate Digital Responsibility gestalten können
Die AG Ethik diskutierte in ihrer zweiten Sitzung des Jahres die Verantwortung von Unternehmen in einer digitalisierten Welt, insbesondere bei der Ausgestaltung ethischer Leitlinien.
Berlin, 21. Juni 2018. Bei der zweiten Sitzung der AG Ethik im Jahr 2018 ging es um das noch junge Thema Corporate Digital Responsibility und
die Frage, welche Verantwortung Unternehmen im und durch den digitalen
Wandel tragen, besonders bei der Ausgestaltung ethischer Leitlinien. Ausgangslage war die Feststellung, dass die Digitalisierung eine Dimension erreicht hat, die neue Formen der Datifizierung (Datenerhebung, -auswertung, -interpretation), der Automatisierung (z. B. über Algorithmen), der Virtualisierung und Vernetzung und der Mensch-Maschine-Interaktion zulassen. Damit bieten sich technisch betrachtet nie dagewesene Handlungsoptionen, welche bisher allerdings gesellschaftlich noch nicht bewertet wurden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der AG Ethik diskutierten auf der zweiten Sitzung des Jahres, welche Verantwortung Unternehmen durch und im digitalen Wandel tragen und wie diese einer Digitalen Ethik gerecht werden können.
CDR – Selbstregulierung oder Verpflichtung?
Stephan Engel, Head of Culture & Collaboration, Corporate Responsibility bei der Otto Group teilte seine Gedanken zur (neuen) Verantwortung, die Unternehmen im Kontext von Corporate Digital Responsibility (CDR) übernehmen müssen. Für die Otto Group gehört demnach die interne Dimension ebenso dazu, wie der verantwortungsvolle Umgang entlang der Lieferkette. „Wir geben unsere Verantwortung nicht an der digitalen Garderobe ab“, so Engel.
Jens-Rainer Jänig, Gründer & geschäftsführender Gesellschafter von mc quadrat und Gesamtvorstandsmitglied der Initiative D21, referierte über Marktmacht und Verantwortung in der digitalen Gesellschaft und stellte ein Denkmodell für Corporate Digital Responsibility vor. Aus seiner Sicht sollte die unternehmerische CDR insbesondere freiwillige Maßnahmen in den Fokus stellen und Teil einer umfassenden Unternehmensverantwortung sein, die CSR ergänzt bzw. erweitert. Sein Resümee auf die drei Vorträge und die Diskussionen der AG-Sitzung: „Die unterschiedlichen Perspektiven waren sehr wertvoll und zeigen den Konsens darin, wie wichtig das Thema Corporate Digital Responsibility ist. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir es mit Partnern schaffen, den Online-Diskursraum, den wir unter dem Dach der D21 planen, in die Realität umzusetzen“, so Jens-Rainer Jänig.
Die politische Perspektive brachte Wolfgang Teves, Leiter des Referates V B 1 – Digitale Strategie, Grundsatzfragen der Informationsgesellschaft, Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz ein. Er erläuterte die Potenziale einer CDR aus Sicht des Bundesministeriums und die Notwendigkeit des Dialogs dazu mit den anderen relevanten Akteuren. Zu klären sei beispielsweise, wo selbstregulatorische Maßnahmen sinnvoll seien und ob sie wirken und wo der Gesetzgeber tätig werden sollte.
Nicolai Andersen, AG-Leiter und Präsidiumsmitglied
der Initiative D21, sagte im Nachgang zur Veranstaltung: „Wir sehen, das
Thema Corporate Digital Responsiblity wird zunehmend wichtig. Es ist
auch gut, dass es nicht mehr nur auf Datenschutz verengt wird, CDR muss
mehr sein als nur Datenschutz. Interessant war, dass auch von Seiten des
Ministeriums der Dialog mit Unternehmen gesucht wird – auch mit der
Erkenntnis, dass eine mögliche Regulierung doch sehr lange dauert,
während der technische Fortschritt so schnell geht.“