AG-Blog | New Health und Ethik
Welche Wünsche und Ansprüche haben wir an neue Technologien in der Medizin? Welche Chancen- und Risikobewertung zeichnet sich ab? Welche Akzeptanzbedingungen werden erkennbar? Wie sehen wünschbare Zukunftsbilder aus? Die technologischen Entwicklungen werfen auch im Gesundheitsbereich viele Fragen auf, die bewertet und beantwortet werden müssen – auch und vor allem für zukünftige Entwicklungen und dadurch mögliche Szenarien.
Berlin. Beim ersten Treffen im neuen Jahr beschäftigte sich die AG Ethik mit ethischen Wünschen und Ansprüchen an New Health-Technologien. Zunächst erläuterten Patricia Scheiber und Lena-Sophie Müller von der Initiative D21, dass im medizinischen Bereich noch sehr viel „hinter den Kulissen“ geschehe, aber bereits viele neue Möglichkeiten für Ärzt*innen und auch für Patient*innen im Bereich der Datengewinnung, -auswertung und auch Diagnose entstanden seien – ausführlich nachzulesen im Denkimpuls zum Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Medizin.
Was heute technisch schon möglich ist und in Zukunft noch kommen könnte, führt zu neuen Fragestellungen und ethischen Zielkonflikten. So wird die zunehmende Verwendung von KI die Beziehung von Ärzt*in und Patient*in, aber auch Ärzt*in und KI verändern. Es werden sich auch ganz neue Herausforderungen an die Datensouveränität stellen: Wäre ich bereit Technologien am oder im Körper zu tragen, um einen Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten? Welche persönlichen Daten, Erfahrungen oder sogar Charaktereigenschaften würden ich digital weitergeben und an wen?
Labor für wünschenswerte Zukünfte
Diese zukünftigen Erfahrungsräume wurden dann auch gleich von den AG-Teilnehmenden ausprobiert. In einem interaktiven „Ethik-Lab“ des Fraunhofer Center for Responsible Research and Innovation (CeRRI) wurden anhand drei unterschiedlicher Methoden ethische Wünsche und Ansprüche an New Health-Technologien diskutiert. Interessant war, dass auch bei den vornehmlich technikaffinen Teilnehmenden eher eine kritische Grundhaltung vorherrschte. Simone Kaiser (Stv. Leiterin Fraunhofer CeRRI) erklärte, dass gerade das Formulieren von Vorbehalten und Befürchtungen in ihrem „Ethik-Lab“ notwendig seien, um ausmachen zu können, was es brauche, um Vertrauen und Zuspruch generieren zu können. Schließlich ging es dem Fraunhofer CeRRI um das Feld der wünschenswerten Zukünfte. Ein weiteres Fazit des Workshops lautete, dass schwierige, ethische Fragen sich auch mit allen technischen Möglichkeiten nicht von selbst aufzulösen scheinen.
Zum Abschluss CDR und Versicherungssektor
Anschließend stellte Isabelle Schlegel von Deloitte das CDR-Hochschulprojekt der Deloitte Stiftung und der Initiative D21 vor. Die Fragestellungen rund um das Thema CDR sind bisher wenig bis kaum wissenschaftlich durchleuchtet. Um das Thema vielschichtig und multiperspektivisch zu begreifen, wird ein interdisziplinäres Forschungs- und Praxisprojekt unter Einbezug von verschiedenen Hochschulen initiiert.
Die AG schloss mit einem Impuls von Dr. Andrea Timmesfeld von Generali Deutschland zu digitaler Ethik in Medizin und Versicherungen, in dem sie u. a. zum Spannungsfeld der innovativen Datenanalyse in Medizin und Vorsorge, einer „Datenspende“ für das Allgemeinwohl und die Nutzung von KI und Big Data im Versicherungssektor berichtete.