Suchen ist einfach, (zurecht)finden nicht immer

Zahl des Monats: 54% – gerade einmal jeder Zweite erkennt bei Suchergebnissen sicher Werbung

Roland Dathe und Monique Momberg | Zuerst veröffentlicht im Behörden Spiegel, August 2018

Offline kann es manchmal ganz einfach gehen: Man klebt den Hinweis „Bitte keine Werbung“ an seinen Briefkasten und schon ist das Problem gelöst. Der Briefkasten wird nicht mehr mit Prospekten und kostenlosen Zeitungen vollgestopft. Jeder, der ein E-Mail-Postfach hat, weiß aber, dass es online nicht immer ganz so leicht ist, die Werbung auszuschließen. Auch abgesehen von den unerwünschten Spam-Mails lauert an fast allen Ecken und Enden im Internet Werbung auf uns. Es ist nur schwer möglich, werblichen Inhalten gänzlich zu entkommen. Von den Onlineauftritten großer Zeitungen bis hin zu Suchmaschinen: Fast alle haben kommerzielle Anzeigen auf ihren Seiten.

Das ist jedoch meist Werbung, die deutlich als solche zu erkennen ist. Was aber, wenn Werbung und Inhalt nicht so leicht zu unterscheiden sind? Auch in klassischen Papierzeitungen gibt es werbliche Inhalte, die erst auf den zweiten Blick als solche zu erkennen sind – und nur mit dem kleinen Hinweis „Anzeige“ darüber als solche kenntlich gemacht sind. Online hingegen ist es noch einmal viel direkter, denn wer einen werblichen Link anklickt ist potenziell nur wenige Klicks von einem Kauf entfernt. Auf den gängigen Suchmaschinen etwa erscheinen über den normalen Suchergebnissen Anzeigen – und das ist bei Weitem nicht für jeden erkenntlich. Auch sonst lauert an vielen Stellen offensichtliche und weniger offensichtliche (Schleich-)Werbung. Die moderne Technik erlaubt immer zielgerichtetere und raffiniertere Werbung, was gerade für unerfahrenen Benutzerinnen und Benutzer schwer erkennbar sein kann. Wann und wo können sie sich auf die ihnen angezeigten Inhalte verlassen?

Bei der Studie D21-Digital-Index 2017/18 gaben gerade einmal 54 Prozent der Befragten an, bei den Treffern von Suchmaschinen zu erkennen, welche davon Werbung sind und welche nicht. Ein Blick auf die Unterschiede zwischen den Generationen verdeutlicht die Problematik: Hier zeigen sich die jungen Generationen, die mit dem Internet groß geworden sind, überdurchschnittlich kompetent. Den über 65-Jährigen hingegen fällt die Unterscheidung zwischen werblichen und nicht werblichen Inhalten besonders schwer, drei von vier fühlen sich hier unsicher.

Wieso aber ist das überhaupt von Relevanz? Das Internet nimmt einen immer größeren Anteil in unserem Leben ein – sei es bei der Suche nach Informationen, beim Einkauf oder bei der digitalen Verwaltung. Generationsübergreifend müssen sich die Menschen im Internet bewegen, dort zurechtfinden, Verträge abschließen und vieles mehr. Daher ist es umso wichtiger, dass sich die Bürger*innen in der digitalen Welt sicher und selbstbestimmt bewegen können. Wichtig ist es dabei, auch diejenigen zu unterstützen, die keine sogenannten „Digital Natives“ sind. Die Vermittlung digitaler Kompetenzen ist daher unerlässlich – natürlich beginnend bei der schulischen Laufbahn, über berufsbegleitende Maßnahmen und Fortbildungsangeboten für Senior*innen.

Doch es zeigt auch, dass sich nicht nur jeder Einzelne zurechtfinden muss, sondern dass auch die Betreiber von Webseiten, Plattformen und Services eine große Verantwortung tragen. Das ist umso stärker ein Grund für eine bedienfreundliche, nutzerorientierte und unkomplizierte Ausgestaltung der Angebote, damit sich die Menschen dort gut zurechtfinden und sicher fühlen. Dafür unerlässlich ist eine stärkere Einbeziehung der Zielgruppe schon bei der Erstellung von Angeboten und die Berücksichtigung der Wünsche; vor allem aber der Perspektivwechsel weg vom Anbieter hin zur*zum „Kund*in“ ist wertvoll. Die ist auch eine Chance für digitale Verwaltungsangebote, die aktuell an vielen Stellen ausgebaut werden bzw. werden sollen, um hier eine Vorreiterrolle einzunehmen, den zukünftigen Benutzer*innen zuzuhören und simple aber funktionale Angebote zu erstellen, die einen echten Mehrwert bieten und für jedermann verständlich sind.