World Telecommunication and Information Society Day 2025: SDG 8 im Fokus des D21-Digital-Index

Am 17. Mai findet jährlich der World Telecommunication and Information Society Day (WTISD) statt, der die Bedeutung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) für unsere Gesellschaft unterstreichen soll. In diesem Jahr rücken die Vereinten Nationen insbesondere die Verbindung zwischen Digitalisierung und den Sustainable Development Goals (SDGs) ins Zentrum, um zu verdeutlichen, wie IKT zu einer nachhaltigen und inklusiven Zukunft beitragen können.

Frau guckt vor einem D21-Banner auf ihr Smartphone

Eines der wichtigsten Ziele im Rahmen der Agenda 2030 ist SDG 8 „Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“. Es beschreibt die Notwendigkeit, ein inklusives, nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu fördern und gleichzeitig sichere, gerechte Arbeitsplätze zu schaffen. Denn nur wenn Beschäftigte an den digitalen Transformationsprozessen teilhaben, kann ein modernes Wirtschaftswachstum gelingen, das alle gesellschaftlichen Gruppen erreicht.

Digitalisierung als Motor für SDG 8

Abbildung: 54% der berufstätigen Onliner*innen stimmen der Aussage zu: "In meiner Organisation werden die notwendigen Schritte ergriffen, damit diese im digitalen Wandel (inter-)national mithalten kann." 
Auf Basis der berufstätigen Onliner*innen mit 3.179 Befragten in 2024. Die Frage wurde nur in der Onlinestichprobe gestellt.

Der D21-Digital-Index 2024/25 liefert jedes Jahr neue Einblicke in den Stand der Digitalisierung in Deutschland. Ein zentrales Ergebnis: 54 Prozent der Berufstätigen sehen ihre Organisation ausreichend aufgestellt, um in einer digitalisierten und globalisierten Welt wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für nachhaltiges Wirtschaftswachstum (SDG 8.1, 8.2). Gleichzeitig zeigt die Studie, dass in vielen Bereichen noch Aufholbedarf besteht, vor allem hinsichtlich digitaler Weiterbildung und dem Bewusstsein über die transformative Wirkung von Künstlicher Intelligenz für ihren eigenen Job.

Menschenwürdige Arbeit durch digitale Kompetenzen

Abbildung: Berufliche Weiterbildung: die Umsetzungslücke
63% der berufstätigen Onliner*innen stimmen der Aussage zu: "Ich habe schon einmal Wissen über digitale Anwendungen oder Geräte bzw. entsprechende Fähigkeiten in meinem Beruf benötigt." Auf Basis der berufstätigen Onliner*innen mit 3.179 Befragten. Die Frage wurde nur in der Onlinestichprobe gestellt.
16% der Berufstätigen stimmen der Aussage zu: "Ich habe in den letzten 12 Monaten Weiterbildungsangebote wahrgenommen, die mein*e Arbeitgeber*in bezahlt hat." Auf Basis der Berufstätigen mit 4.449 Befragten.

Dass Arbeit „menschenwürdig“ bleibt, hängt zunehmend von digitalen Kompetenzen ab. Nach wie vor zeigt der D21-Digital-Index, dass nur 49 Prozent der Bürger*innen über digitale Basiskompetenzen verfügen und damit weit hinter dem Ziel der Europäischen Dekade von 80 Prozent bis 2030 zurückliegen. In der Arbeitswelt zeigt sich eine sogenannte Umsetzungslücke: zwar benötigen 63 Prozent der Beschäftigten Digital Skills in ihrem Job, aber nur ein kleiner Teil von ihnen nutzt formale Weiterbildungsangebote (16 Prozent) – oft, weil sie keinen Bedarf für sich sehen. Gelingt es jedoch, diese Lücke zu schließen, steigen die Chancen für innovative Geschäftsmodelle und individuelle Karrierewege (SDG 8.3, 8.5).

Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit

Abbildung: KI als Bedrohung oder Erleichterung:
15% der berufstätigen Onliner*innen stimmen der Aussage zu: "Ich habe Sorge, dass man mich in meinem Job wegen dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz bald nicht mehr braucht." Von den Berufstätigen mit Bürojob stimmten dabei 16% der Aussage zu, von denen ohne Bürojob 13%.
50% der berufstätigen Onliner*innen stimmen der Aussage zu: "Ich freue mich, wenn mir in meinem Job einfache monotone Tätigkeiten durch Künstliche Intelligenz abgenommen werden." Von den Berufstätigen mit Bürojob stimmten dabei 60% der Aussage zu, von denen ohne Bürojob 32%.

Auf der Basis der berufstätigen Onliner*innen mit 3.179 Befragten. Die Frage wurde nur in der Onlinestichprobe gestellt.

Eine besondere Rolle spielt die Künstliche Intelligenz (KI). Laut D21-Digital-Index begrüßen 50 Prozent der Berufstätigen KI als Unterstützung in der Arbeitswelt, um monotone oder repetitive Aufgaben zu automatisieren. Sie sehen darin eine Chance, anspruchsvollere Tätigkeiten zu übernehmen und ihre Arbeitszufriedenheit zu steigern. Nur wenige empfinden KI als Bedrohung für ihren Arbeitsplatz (15 Prozent). Dies unterstreicht das Potenzial von KI, Arbeit produktiver und menschengerechter zu gestalten (SDG 8.2, 8.5) – allerdings nur bei ausreichender Qualifizierung und sozial verträglicher Einbettung der Technologien.

Herausforderungen und Spaltungen

Gleichzeitig verdeutlicht der D21-Digital-Index aber auch verschiedene Spaltungen in Bezug auf Bildung, Einkommen und Geschlecht. Personen mit hohem Bildungsgrad oder höherem Einkommen verfügen eher über die nötigen Fähigkeiten, um in der digitalen Arbeitswelt erfolgreich zu sein. Diese Ungleichheiten behindern das Ziel, sämtliche Bevölkerungsgruppen an Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätzen teilhaben zu lassen (SDG 8.3, 8.5). Einen inklusiven Ansatz zu finden, der benachteiligten Gruppen mehr Weiterbildung und digitale Zugänge ermöglicht, ist daher essenziell für „menschenwürdige Arbeit für alle“.

Impulse zum World Telecommunication and Information Society Day

Zum World Telecommunication and Information Society Day stellt sich die Frage, wie Informations- und Kommunikationstechnologien die Erreichung der SDGs unterstützen können. Die Befunde aus dem D21-Digital-Index 2024/25 geben konkrete Handlungsempfehlungen:

Digitale Resilienz als Fundament für eine zukunftsfähige Arbeitswelt stärken

Breite Kompetenzförderung: Betriebe und öffentliche Stellen sollten einheitliche, modulare Lernformate anbieten, die von Einsteiger*innen bis hin zu Profi-Anwender*innen alle Kenntnisstände abdecken. Insbesondere Beschäftigte mit geringer formaler Bildung oder wenig digitalen Vorerfahrungen brauchen neben niederschwelligen Zugängen auch Sensibilisierung für die Notwendigkeit von digitalen Kompetenzen.

Selbstwirksamkeit fördern: Ein Schwerpunkt auf „Wie kann ich es lernen und anwenden?“ anstelle von rein technischer Theorie vermittelt Handlungskompetenz. Wird die persönliche Relevanz digitaler Tools für die tägliche Arbeit greifbar, steigt auch die Bereitschaft zur kontinuierlichen Weiterbildung.

Weiterbildungs- und Umschulungsangebote für Beschäftigte ausweiten

Zusammenarbeit von Wirtschaft und Bildungseinrichtungen: Unternehmen sollten kooperativ mit Berufsschulen, Hochschulen und Weiterbildungsträgern maßgeschneiderte Qualifizierungsprogramme entwickeln, die nicht nur technische, sondern auch soziale und kommunikative Aspekte des digitalen Wandels adressieren. Ein nationaler Referenzrahmen für digitale Kompetenzen hilft, Kompetenzen vergleich- und messbar zu machen.

Lebenslanges Lernen institutionalisiert fördern: Finanzielle Anreize (z. B. Weiterbildungsgutscheine, steuerliche Erleichterungen) oder Lernzeiten im Arbeitsvertrag motivieren besonders jene Mitarbeiter*innen, die bisher selten an digitalen Trainings teilgenommen haben. Das verringert das Risiko, den Anschluss am Arbeitsmarkt zu verlieren.

Zukunftstechnologien verantwortungsvoll einführen und Mitarbeitende einbinden

KI-Einsatz transparent gestalten: Die Studienergebnisse zeigen, dass KI für viele Beschäftigte eine Entlastung sein kann. Damit diese Potenziale voll ausgeschöpft und Ängste abgebaut werden können, sollten Unternehmen frühzeitig über Zweck, Risiken und Chancen von KI informieren sowie Mitbestimmungs- und Ethikrichtlinien etablieren.

Arbeit 4.0 sozialverträglich weiterentwickeln: Neue Technologien führen zu veränderten Berufsbildern. Politik, Sozialpartner*innen und Unternehmen sollten gemeinsam Strategien entwickeln, wie der Übergang in neue Tätigkeiten durch Umschulungen und faire Arbeitsbedingungen (z. B. in Plattformarbeit) gelingt.

Fazit

„Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“ (SDG 8) sind eng mit der erfolgreichen Gestaltung digitaler Transformation verknüpft. Der D21-Digital-Index zeigt auf, welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, damit Digitalisierung nicht nur zu Produktivitätsgewinnen führt, sondern auch zu besseren Arbeitsbedingungen und nachhaltigem Wachstum. Zum World Telecommunication and Information Society Day bietet sich die Gelegenheit, diese Handlungsfelder neu zu beleuchten und konkrete Schritte einzuleiten. Denn nur gemeinsam – Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Bildungseinrichtungen – lässt sich die Zukunft der Arbeit so gestalten, dass alle gleichermaßen profitieren können.

Ansprechpartnerin in der Geschäftsstelle

Porträt von Sandy Jahn

Sandy Jahn, Referentin Strategic Insights & Analytics (sie/ihr)