Björn Stecher | zuerst veröffentlicht auf dem Verbraucherportal VIS Bayern, Oktober 2016

Die Lokalisierung von Mobiltelefonen und auch Tablets ist eine Funktion, die für die Nutzenden viele Vorteile bieten kann, gleichzeitig aber auch Gefahren in sich birgt. Als Navigationsgerät oder lokaler Gastronomie-Führer bieten Standortdaten einen praktischen Mehrwert, die Lokalisierung kann allerdings von anderen Menschen zur Kontrolle oder von Marketingagenturen zur gezielten Werbung missbraucht werden. Mit ein paar Vorsichtsmaßnahmen kann jeder Handy-Nutzer die ungewollte Preisgabe der eigenen Standortdaten stark einschränken.

IN DIESEM BEITRAG FINDEN SIE:

  • Den Standort bestimmen – wie funktioniert es?
  • Den Standort bestimmen – wozu?
  • Der Standort ist bekannt – was ist die Gefahr?
  • Die Lokalisierung einschränken – wie funktioniert das?

 

Den Standort bestimmen – wie funktioniert es?

Um überhaupt unterwegs telefonieren zu können, muss sich das Mobiltelefon immer mit der nächstgelegenen Sendeantenne verbinden.

Somit weiß zumindest immer der jeweilige Netzanbieter, wo sich das Telefon befindet. Eine solche Ortsbestimmung wird auch GSM-Ortung (Global System for Mobile Communications) genannt. Der Standort eines eingeschalteten Handys kann so aber nur sehr ungenau bestimmt werden. Außerdem ist die Anwendung einer solchen Ortung vom Gesetzgeber stark eingeschränkt worden.

Smartphones mit entsprechender Hardware-Ausstattung sind sehr viel einfacher und genauer zu orten. Zum Standard von modernen Geräten gehören Satellitenempfänger für das Global Positioning System (GPS) und WLAN.

Diese ermöglichen eine recht genaue Geolokalisierung des Mobiltelefons. Die Standortbestimmung erfolgt dabei in der Regel mittels einer sogenannten App, die die eigenen Standortdaten an Dritte übermittelt. Dies geschieht mit der mit Zustimmung des Nutzers, denn bei der Installation einer App erlaubt der Anwender der Herstellerfirma oft diverse Zugriffe auf bestimmte Dienste und gespeicherte Daten des Geräts, u.a. auf den Standortdienst. Allerdings ist nicht immer ersichtlich, zu welchem Zweck dies geschieht und was mit den abgegriffenen Daten passiert.

Nicht zuletzt geben Anwender von Diensten wie den sozialen Netzwerken ihren jeweiligen Standort freiwillig preis, zum Beispiel durch sogenannte „Check-ins”. Dabei haben Nutzende die Möglichkeit, an einem realen Standort „einzuchecken“ und so Freunden oder anderen Nutzern mitzuteilen, wo sie sich gerade befinden.

 

Den Standort bestimmen – wozu?

Den Standort eines Mobiltelefons zu kennen bzw. zu ermitteln, kann in vielen Fällen nützlich und sinnvoll sein:
Bei polizeilichen Ermittlungen kann die Ortung von verdächtigen Personen über eine Standortbestimmung erfolgen. Ebenso können gestohlene Endgeräte, Unfallopfer oder vermisste Personen lokalisiert werden. Für Unternehmen bieten diese Geodaten ebenfalls sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten, zum Beispiel zum Management von Mitarbeitern und Fahrzeugflotten.

Die breiteste Anwendung von Standortdaten nutzen aber die sogenannten standortbezogenen Dienste:
Dies sind mobile Anwendungen und Servicedienste, die dem Nutzenden auf Grundlage von positionsbezogenen Daten selektive Informationen bereitstellen oder Dienste anderer Art erbringen. Diese Dienste können zum Beispiel das lokale Wetter oder die nächste Filiale eines Cafés oder Kinos, aber auch lokal angepasste Werbung oder Rabattaktionen anzeigen.

 

Der Standort ist bekannt – was ist die Gefahr?

Die fortlaufende Übermittlung von Standortinformationen ermöglicht den Betreibern von standortbezogenen Diensten oder auch Strafverfolgungsbehörden, individuelle Bewegungsprofile von Mobilfunknutzern zu erstellen.
In diesen Profilen lässt sich dann zum Beispiel ablesen, wo eine Person lebt, wo und wann sie regelmäßig arbeitet, einkauft, ihre Freizeit verbringt oder wo – eventuell auch bei wem – sie übernachtet. Eine derartige Sammlung von Standortdaten veröffentlicht ein Stück des eigenen Lebenswandels.

Mit diesen Informationen können Unternehmen wiederum Geld verdienen, entweder durch eigene Werbung und Dienste oder aber durch den Verkauf der Daten an Dritte.
Das wird umso problematischer, wenn diese Unternehmen nicht in Europa sitzen und somit nicht den europäischen Datenschutznormen unterliegen.

 

Die Lokalisierung einschränken – wie funktioniert das?

Wer die Verwendung der eigenen Standortdaten einschränken will, hat dazu mehrere Möglichkeiten:

  • Betriebssysteme wie Android oder iOS bieten Funktionen an, mit denen der Nutzer die Weitergabe von standortbezogenen Informationen generell unterbinden kann.
  • In den meisten Fällen kann die Standortbestimmung auch bei einzelnen Apps deaktiviert werden.
  • Bei der Installation von neuen Apps sollte man die Ortungsfunktion außerdem nur dann genehmigen, wenn diese aus nachvollziehbaren Gründen benötigt wird.

Um die Ortsfunktion abzuschalten gehen Sie in die Einstellungen des Smartphones. Dort können Sie allgemein die Ortsfunktion der einzelnen Apps deaktivieren.