Roland Dathe | Zuerst veröffentlicht im Behörden Spiegel, Mai 2018

Der Roboter und das (digitale) Bauchgefühl

Die Hälfte der Deutschen fühlt sich unwohl beim Gedanken an die Zusammenarbeit mit intelligenten Geräten.

Stellen Sie sich vor, Sie bekommen einen neuen Kollegen, der Sie bei der Arbeit unterstützen soll. Doch anders als bislang ist der Kollege dieses Mal nicht aus Fleisch und Blut, sondern ein intelligenter Roboter. In ihm arbeitet eine Künstliche Intelligenz, er lernt dazu, passt sein Handeln an, er interagiert mit Ihnen und den anderen Kolleginnen und Kollegen.
Sie haben beim Gedanken daran ein ungutes Bauchgefühl? Dann gehören Sie zu den 50 Prozent der Deutschen, denen das genauso geht.

Die Studie D21-Digital-Index 2017 / 2018 erfasste die Erfahrungen und Einstellungen der Menschen zu intelligenten Geräten. Denn diese sind unaufhaltsam auf dem Vormarsch – Häuser, Autos und Gebrauchsgegenstände sind zunehmend digital und vernetzt. Smarte Geräte, intelligente Assistenten, autonome Fahrzeuge, Künstliche Intelligenz – diese und ähnliche Begriffe dringen seit einiger Zeit immer stärker in das öffentliche Interesse. Die dritte Welle der Digitalisierung hat begonnen, das sogenannte „Internet der Dinge“. In so gut wie allen Lebensbereichen kommunizieren und interagieren wir zunehmend auch digital mit Systemen und Maschinen in unserem Umfeld. Das wird auch vor der Arbeitswelt keinen Halt machen – ob es nun gleich ein humanoider Roboter sein wird oder eine Software, die zunehmend intelligenter wird.

Doch ungeahnt der tatsächlichen Form der Zusammenarbeit sind die Deutschen skeptisch. Nur rund 10 Prozent fühlen sich wohl bei der Zusammenarbeit im Job mit einem Roboter, welcher ähnlich wie menschliche Kollegen agiert. Dabei könnten die Bedenken unbegründet sein – denn die Studie ergab auch, dass viele Menschen, die in Kontakt mit entsprechender Technik kommen, ihre Meinung ändern. Die Hemmschwelle nimmt deutlich ab, wenn man sich nicht nur mit einem theoretischen Gedanken befasst, sondern bereits eigene Erfahrungen sammeln konnte. Generell zeigt sich: Wer sich viel mit Technik beschäftigt und aufgeschlossen gegenüber Neuerungen ist, kann sich auch eine Zusammenarbeit mit intelligenten Robotern deutlich besser vorstellen. Auch zeigen sich die jüngeren Generationen deutlich offener, von den 14 bis 29-Jährigen können sich fast doppelt so viele den Umgang mit Robotern vorstellen wie bei über 50-Jährigen.

Die Skepsis muss allerdings ernst genommen werden. Und sie zeigt auch, dass sich die deutsche Gesellschaft mit den technischen Entwicklungen seriös auseinandersetzen muss. Denn bei den intelligenten Geräten stehen wir gerade erst am Anfang, sie werden in den nächsten Jahren deutlich mehr Verbreitung finden und uns an vielen Stellen des Lebens begegnen aber auch neue Herausforderungen mit sich bringen.

Wie sollen sich diese Geräte uns gegenüber verhalten? Wieviel Verantwortung darf und soll ein intelligentes Gerät oder ein Roboter haben? Treffen sie eigenständige Entscheidungen, die uns betreffen? Die Studie zeigt, dass insbesondere an den Stellen, wo Abhängigkeiten durch die Technik entstehen könnten, besonders großer Berührungsängste herrschen. Hier müssen ethische Fragen geklärt und moralische Leitplanken geschaffen werden. Diese Bemühungen haben bereits begonnen und Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft diskutieren denkbare Szenarien. Nur die intensive Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der Zukunft und der Dialog kann zu einer gesamtgesellschaftlichen Akzeptanz führen. Dann könnte auch das Bauchgefühl beim Gedanken an den Kontakt zu Ihrem zukünftigen, fleißigen Roboterkollegen besser sein, der immer als erster im Büro ist und noch bleibt, wenn alle anderen schon im Feierabend sind.

Auszug aus unserer Studie D21-Digital-Index 2017/2018