Moderation: Lena-Sophie Müller

Panel:

  • Andreas Pamp (KGSt)
  • Ali Erfani (papagei.com; i.V. Dr. Michaela Meier)
  • Stefanie Kaste (Initiative D21; i.V. Björn Stecher)

Teilnehmer: ca. 25

Zum Thema „Rückblick und Ausblick auf ein Dreivierteljahr Flüchtlingshilfe im Netzwerk“ hat die Initiative D21 im inzwischen bekannten Format des 5. Community-Treffens in die Microsoft Digital Eatery eingeladen.

Der Rückblick wurde durch ein Video zum Digitalen Flüchtlingsgipfel vom 14. Juni 2016 eingeleitet. Das Video wurde freundlicherweise von papagei.com produziert und ist auf youtube.com bereitgestellt. Der Aufruf zur verstärkten Zusammenarbeit in der digitalen Flüchtlingshilfe wurde somit Folge geleistet, als die Panel-Gäste zum Community Treffen wieder zusammengekommen sind, die auch am Digitalen Flüchtlingsgipfel teilgenommen haben. Die Panel-Gäste stellten beim Treffen ihre bisherigen Projekte, Aufgaben und Ideen für die Zukunft vor und traten anschließend in Diskurs mit den Teilnehmern aus dem Publikum. Andreas Pamp zeigte die Aufgabenbereiche und deren Grenzen der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) auf. Ali Erfani verschaffte einen Überblick über die Sprachenlernplattform papagei.com. Stefanie Kaste stellte das Projekt bunt und verbindlich der Initiative D21 in Zusammenarbeit mit dem Familienministerium vor.

Die KGSt berät Kommunen in Managementthemen und fungiert als Selbsthilfeverein, so Andreas Pamp. Sie schreibt Empfehlungen für die Organisation, IT, Personal und Finanzen. In den Fokus rückte im letzten Jahr die Unterbringung der Flüchtlinge und der einhergehenden Verwaltung. Die KGSt beriet die Kommunen in der Herstellung des Transfers von good/best practices. Die Fragestellung: Wo sind Kommunen intelligent aktiv in Bildung oder Unterbringungen? Die Ergebnisse wurden in einer Datenbank dargestellt. Dabei stellte sich heraus, dass die Bedingungen von Kommune zu Kommune sehr verschieden sind. Als positives Beispiel dient Bremerhaven, das Flüchtlinge direkt in Wohnungen unterbringen konnte, was in anderen Kommunen wie in Berlin nicht möglich war. Dies hängt mit den bestehenden Grundlagen der Kommune zusammen. Dort, wo Steuerungsideen und Prozesse mit der Bevölkerung abgestimmt waren, lief auch die Flüchtlingskoordination besser. Andreas Pamp betonte, dass die Datenbank ausschließlich aus der Perspektive der Kommunen und deren Arbeit und Leistungen aufgebaut wurde und ehrenamtliches Engagement nicht miteinbezogen wurde. Die kommenden Aufgaben beinhalten eine laufende Aktualisierung der Datenbank und den Handlungsstrang des Risikomanagements. Die KGSt arbeitete hierfür die Top 10 Risiken in eine niederländische Datenbank ein. Einen wesentlichen Risikofaktor stellt die Langeweile der Flüchtlinge dar. Andreas Pamp macht deutlich, es braucht mehr Angebote. Eine Integrationsmaßnahme die durch das Integrationsgesetz auch in konzeptionelle Form gegossen wurde. Da die Zahlen für neuankommende Flüchtlinge aktuell zurückgegangen sind, ist die Aufgabe der Integration umso wichtiger. Nach Andreas Pamp benötigt es eine erfolgreiche Mehr-Ebenen-Kommunikation von Kommunen, öffentlichen Trägern wie das BAMF sowie Stiftungen und Unternehmen.

Für Product Owner Ali Erfani von papagai.com ist der Erwerb der Sprache eine wesentliche Integrationsmaßnahme. Er selbst floh als Kind im Alter von 13 Jahren aus dem Iran. Die Erfahrungen beim Deutschlernen konnte er dann einbringen, als bei papagai.com ein Sprachenlernprogramm für Flüchtlinge entworfen wurde: „German for Refugees“. Während des Höhepunkts der Flüchtlingskrise musste auch papagei.com schnell agieren und entwarf das Konzept der 100 wichtigsten Sätze auf Deutsch. Lena-Sophie Müller warf hierzu ein, dass der Innenminister Thomas de Maizière die fehlende Reichweite digitaler Angebote kritisierte. Papagei.com entgegnet diesem Vorwurf mit dem Verweis auf Kooperationpartner, wie das Bildungswerk Niedersächsische Wirtschaft, die Vor-Ort-Besuche ermöglichen. Darüber hinaus stützt sich die Verbreitung auf Mundpropaganda sowie der Qualität ihres Angebots. Unternehmen ermöglichen Flüchtlingen dieses hochwertige Angebot durch Spenden. Um auf die Inhalte des Sprachenlernprogramms zugreifen zu können, benötigt es aber einen stabilen Internetzugang, der die Videos mit Lehrinhalten wiederholt aufrufen kann. Dieser Zugang ist nicht in allen Flüchtlingsheimen gegeben und noch ein Hindernis für die Anwendung. Wenn papagei.com zum Sprachenlernen verwendet wird, werden pro Kurs ca. 60 Videos inklusive einer Angewöhnung an die deutsche Kultur angeboten. Die Angebote werden allerdings nur indirekt in Zusammenarbeit mit Integrationsträger von den Flüchtlingen miterarbeitet. Andreas Pamp weist darauf hin, dass die Zusammenarbeit mit Integrationsträgern nicht partikular, sondern in der Fläche geschehen muss. Dafür braucht es auch ein breites Budget, wie das Sozialraumbudget in Mannheim. Für eine Akzeptanz der Programme muss also auch der Gesamtsozialraum gefördert werden.

An der Schnittstelle zwischen Sozialraum und Unternehmen sieht sich das Projekt bunt und verbindlich. Ehrenamtliches Engagement soll durch sogenannte „Versprechen“ verbindlich werden. Damit weicht man ab von dem Weg, innovative Mittel zur Integration zu finden, sondern möchte das bestehende Angebot stärken. Das Konzept lässt sich auf die Formel „Ich mach X, wenn du mit Y hilfst“ beschreiben. Das Projekt ist allerdings noch nicht öffentlich zugänglich, denn noch sind einige Fragen offen. So merkte ein Gast an, wie wichtig die Kategorisierung der Angebote in der vorgesehenen Datenbank sei, selbst wenn der Fokus auf Betreuung und Kinder durch den Förderer Familienministerium bereits gegeben ist. Darüber hinaus wurde angestoßen, Versprechen für den Betrieb von Marketing und PR für gemeinnützige Projekte zu forcieren und aufzunehmen. Damit wurde der richtige Tonfall getroffen, da weitere Gäste befürchteten, „die Luft sei raus.“ Dagegen müsse aktiv vorgegangen werden, um Erfolge in der Flüchtlingshilfe auch nachhaltig und langfristig zu erhalten!