Am 16. Oktober 2019 stellten die Initiative D21 und fortiss die Studienergebnisse des diesjährigen eGovernment MONITOR 2019 vor. Im Rahmen eines Fachgesprächs im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) diskutierten die rund 100 TeilnehmerInnen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft über Chancen, Herausforderungen und ungenutzte Potenziale einer nutzerorientierten Gestaltung digitaler Verwaltungsdienste.

LAGEBILD | VORSTELLUNG DER STUDIENHIGHLIGHTS
Erstmals ist der Nutzungstrend des eGovernment-Angebots in Deutschland positiver als der in Österreich. Dennoch liegen Österreich und die Schweiz insgesamt bei der Nutzung immer noch weit vor Deutschland.
eGovernment MONITOR 2019

Impressionen von der Veranstaltung
„Die nutzerfreundliche Gestaltung von E-Government-Diensten steht im Mittelpunkt. Bis 2022 werden wir alle Verwaltungsleistungen auch online anbieten und den Bürgerinnen und Bürgern durch die Einführung des ‚Once Only-Prinzips‘ einen echten Mehrwert bieten können“, so Staatssekretär und Schirmherr der Studie, Klaus Vitt, bei seiner Begrüßungsrede.
Prof. Dr. Helmut Krcmar von fortiss und Andreas Pohle von Kantar stellten die zentralen Studienergebnisse vor. Einige Ergebnisse: Die Nutzung digitaler Verwaltungsangebote in Deutschland stieg im vergangenen Jahr spürbar an – ist im Langzeittrend seit 2012 aber nur gering gestiegen. Der Faktor Bildung bleibt ausschlaggebend für die Nutzung, das Alter spielt nur eine nachrangige Rolle. Digitale Identifikationsmöglichkeiten für Behördendienste sind in Deutschland noch nicht im Alltag der Bevölkerung ankommen. Auch bei der digitalen Steuererklärung zeigt sich, dass die BürgerInnen die behördlichen Angebote in Deutschland im Vergleich zu Österreich und der Schweiz weniger nutzen. Einen Überblick über die Ergebnisse finden sie hier.


Im Anschluss diskutierten Roland Ledinger (Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort Österreich), Klaus Vitt (BMI), Lena-Sophie Müller (Initiative D21) und Peter Fischer (ISB Schweiz) die vorgestellten Ergebnisse aus Länderperspektive der drei Länder, Deutschland, Österreich und Schweiz.

DIE ZUKUNFT DER VERWALTUNG UND SERVICE-DESIGN
Wie werden digitale Verwaltungsdienste in Zukunft aussehen? Wie lässt sich die Attraktivität für die BürgerInnen steigern?
„Man muss schon bei der Entstehung von Policies mitdenken, welche Dienstleistungen man dafür bräuchte“, so Dr. Sabine Junginger von der Hochschule Luzern. Sie gab einen Ausblick auf die Verwaltung der Zukunft. Der Maßstab für die digitale Entwicklung der Verwaltungsdienste müssten die BürgerInnen bzw. UserInnen sein.
Beim Service-Design-Workshop mit Dr. Tina Weisser wurden die TeilnehmerInnen anschließend aktiv und kreativ. Sie gestalteten selbst in kleinen Gruppen einen Verwaltungsprozess. Im Fokus stand das Erörtern konkreter Probleme und das Erarbeiten von Lösungswegen, woraufhin die TeilnehmerInnen kreative Prototypen für ihre Lösungen bauten. Einige stellten dem Publikum ihre durchlaufenden Schritte und die entstandenen Ergebnisse vor.


KI und Staat
Lena-Sophie Müller (Initiative D21) gab zu Beginn des nächsten Blocks eine kurze Einführung in das Thema „KI und Staat“ und lieferte Einblicke aus der Enquete-Kommission „Künstliche Intelligenz“. Daraufhin starteten verschiedene digitale Abstimmungen für das Publikum, die ein Meinungsbild rund um das Thema sichtbar machten.
Dr. Sönke E. Schulz vom NEGZ und Dr. Norbert Reithinger vom DFKI sprachen im Anschluss über die Möglichkeiten von Sprachinteraktion, Anforderungen und Herausforderungen am Beispiel der Steuererklärung. Grundlegend für den Erfolg seien gute Datengrundlagen, denn um realen Anforderungen zu entsprechen, brauche es auch entsprechender Daten aus der Realität. Bezugnehmend auf den in Teilen übertriebenen Hype und die Nachfrage nach KI formulierte Dr. Reithinger augenzwinkernd: Künstliche Intelligenz sei wie Maggi, man schütte es überall drüber und hoffe dann, dass es besser schmecke.

Die intelligente Hundesteuer-App
Cosima Kastner und Michael Roth von der Stadt München stellten den Prototyp einer Hundesteuer-App vor. Die App soll den bisherigen „halb-digitalen“ Prozess ablösen dank einer spezialisierten, digitalen und KI-gestützten Anwendung. Die Kommunikation übernimmt ein Chatbot, die App ermittelt per Bilderkennung die Rasse des Hundes und berechnet die Höhe der Hundesteuer. Auch die Zahlung läuft über Anwendung.


Digitalisierungslabore | Single Digital Gateway
Max Osterheld, Referent im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI), berichtete aus den Digitalisierungslaboren, in denen unter Beteiligung von E-Government-ExpertInnen, DesignerInnen sowie NutzerInnen, digitale und nutzerfreundliche Lösungen für Leistungen entwickelt werden sollen. Wie der Weg vom Klick-Prototypen über eine erfolgreiche Umsetzung bis hin zum landesweiten Roll-out aussieht, veranschaulichte er am bestehenden Beispiel des Elterngeld digital.
Auf der Suche nach einem drachenfreundlichen Land
Prof. Dr. Maria A. Wimmer von der Universität Koblenz-Landau und Susanne Kroeger vom BMI stellten gemeinsam das Prinzip des „Single Digital Gateways“ (SDG) vor. Es fungiert als einheitliches Zugangstor zu den Verwaltungsleistungen der EU. Am Beispiel eines Drachens als Haustier veranschaulichten sie, wie die Nutzerreise auf europäischer Ebene verläuft.


Wir danken dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat sowie unseren PartnerInnen für die Unterstützung beim eGovernment MONITOR 2019 und dem Fachgespräch (Fachlicher Premium Partner: Nationales E-Government Kompetenzzentrum NGEZ e.V. | Premium Partner: Huawei Technologies Deutschland GmbH; msg systems AG; Verimi GmbH | Classic Partner: Bayerisches Staatsministerium für Digitales; Bundesdruckerei GmbH; Dataport AöR; Ernst & Young GmbH; Microsoft Deutschland GmbH | Partner: Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW); Capgemini; Geschäftsstelle E-Government Schweiz; Materna Information & Communications SE; PwC Strategy& (Germany) GmbH, Ricoh Deutschland GmbH | Unterstützer: Deutscher Landkreistag; Deutscher Städte- und Gemeindebund.
