Der eGovernment MONITOR 2018 ist eine Studie der Initiative D21 und fortiss gemeinnützige GmbH – Forschungsinstitut des Freistaats Bayern für softwareintensive Systeme und Services – durchgeführt von Kantar TNS und unterstützt durch zahlreiche Partner aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
Kern der Studie: Der eGovernment MONITOR beleuchtet seit 2011 jährlich die aktuelle E-Government-Situation in Deutschland. Zentrale Untersuchungsgegenstände sind: Bekanntheit, (mobile) Nutzung, Nutzungsbarrieren, Zufriedenheit sowie die Identifikation im Zusammenhang mit digitalen Behördengängen. Die aktuelle Untersuchung beleuchtet zudem den generellen Ablauf von Behördengängen sowie die Akzeptanz von Bürgerkonto und digitalen Assistenten im Behördenumfeld. Seit 2012 werden Österreich und die Schweiz als Vergleichsländer herangezogen.
Fragebogen: Um mit den aktuellen Entwicklungen Schritt zu halten, wird der Fragebogen jährlich im Partnerkreis überarbeitet und modifiziert. Daher sind Vergleiche mit Vorjahreswerten teilweise nicht oder nur eingeschränkt möglich. Betreffende Stellen sind in der Publikation entsprechend gekennzeichnet.
Definition E-Government: Unter E-Government verstehen wir Informationen und Dienste von Behörden und öffentlichen Einrichtungen (Kommune, Stadt, Landkreis, Bundesland etc.), die über das Internet genutzt werden können, wie z. B. elektronische Steuererklärung (ELSTER), Informationen zu Zuständigkeiten von Ämtern, Kita-Finder, Abmeldung eines Fahrzeugs oder Müllkalender.
Ein gedrucktes Exemplar des eGovernment MONITOR 2018 kann gegen Zusendung eines frankierten Rückumschlages (DIN A4, 1,45 Euro) kostenfrei bei der Initiative D21 bestellt werden.
Zentrale Ergebnisse im Überblick
- Potenziale der digitalen Verwaltung bleiben ungenutzt: Onliner kennen die Möglichkeit zur digitalen Abwicklung von Verwaltungsdiensten und bekunden ihr Interesse daran, die tatsächliche Nutzung liegt jedoch deutlich darunter
- E-Government-Nutzung in Deutschland, Österreich und der Schweiz nimmt im Vergleich zum Vorjahr ab
- Bekanntheit steigt, Nutzungsbarrieren nehmen ab – aber keine Auswirkungen auf Nutzungshäufigkeit
- Großteil wünscht sich Verwaltungsangebote zuerst digital
- Mobile Nutzung noch verhalten – besonders in Deutschland
- Verbreitung staatlicher digitaler Identifikationswege vollzieht sich weiterhin langsam
- Behördenkontakte laufen nach wie vor am häufigsten persönlich ab – insbesondere in Deutschland führen viele Wege zum persönlichen Termin
- Transparenz und geregelte Zugriffsrechte – klare Vorstellungen zum digitalen Bürgerkonto
- Hohe Aufgeschlossenheit gegenüber digitalen Assistenten und dem Einsatz künstlicher Intelligenz bei der Verwaltung
Projektsteckbrief
Projektzeitraum
2012 – heute
Ansprechpartner
Lena-Sophie Müller, Initiative D21 e.V.
+49 30 5268722 50
lena-sophie.mueller@initiatived21.de
Prof. Dr. Helmut Krcmar, fortiss GmbH
Krcmar@in.tum.de
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Roland Dathe, Initiative D21 e.V.
+49 30 5268722 55
roland.dathe@initiatived21.de
Herausgeber
Initiative D21 e. V. und fortiss GmbH
Schirmherr
Der Beauftragte der Bundesregierung für Informationstechnik
Fachlicher Premiumpartner
Nationales E-Government Kompetenzzentrum NEGZ e. V.
Premiumpartner
msg,
T-systems
Classic Partner
Bayerisches Staatsministerium der Finanzen für Landesentwicklung und Heimat,
Dell EMC,
EY,
KPMG,
Microsoft
Partner
Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort Österreich,
Geschäftsstelle egovernment Schweiz
Unterstützer,
Deutscher Landkreistag,
Deutscher Städte- und Gemeindebund,
Technische Universität München – Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik
Durchführendes Institut
Kantar TNS
Informationen

Im Fokus: Nutzerfreundlichkeit und Bedarfsorientierung
Der eGovernment MONITOR legt in diesem Jahr wieder ein umfassendes Bild zur Nutzung und Akzeptanz von digitalen Behördendiensten vor. Um es gleich vorweg zu sagen: Einige Ergebnisse sind auf den zu langsam erfolgten Ausbau der digitalen Verwaltungsangebote in den letzten Jahren zurückzuführen. So ist die E-Government- Nutzung in Deutschland aktuell leicht rückläufig. Ersichtlich ist aber auch, dass wir auf dem richtigen Weg sind, denn die Nutzungsbarrieren sinken. Zwar ist die mangelnde Bekanntheit von Online-Angeboten weiterhin die größte Hürde, aber der Langfristtrend belegt: Ihre Bekanntheit ist über die Jahre deutlich gestiegen – jeder zweite Onliner kennt sie mittlerweile. Auch die Zufriedenheit mit den bestehenden digitalen Angeboten steigerte sich im Vergleich zum Vorjahr. Seit Inkrafttreten des Onlinezugangsgesetzes im Sommer 2017 erfolgt die Digitalisierung der Verwaltung auf allen föderalen Ebenen schneller. Zahlreiche Vorarbeiten der großen OZG-Umsetzungsvorhaben Portalverbund und Digitalisierungsprogramm werden derzeit abgeschlossen. Die ersten Pilotierungen, etwa bei der technischen Infrastruktur für den Portalverbund, beginnen. Das neue lebens- und geschäftslagenorientierte Verwaltungsportal des Bundes ist seit September als BETA-Version im Internet erreichbar und zeigt mit Anschauungsbeispielen, wie das Portal später genutzt werden kann. Sein Ausbau erfolgt schrittweise. Zum Beispiel wird im Frühjahr 2019 das Nutzerkonto Bund für BürgerInnen sowie Unternehmen ergänzt. Es wird sicher noch etwas dauern, bis die deutsche Verwaltung im eGovernment MONITOR wesentlich bessere Resultate erzielt. Aber ich bin zuversichtlich, dass Bund, Länder und Kommunen in Zukunft BürgerInnen wie auch Unternehmen mit ihren digitalen Angeboten überzeugen können. Denn alle Aktivitäten im Rahmen der OZGUmsetzung zielen darauf, nutzerfreundliche und am Bedarf der BürgerInnen und Unternehmen orientierte Lösungen zu realisieren.
Klaus Vitt
Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik und Staatssekretär
im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat
Der Weg zum Erfolg: Potenziale erkennen und fördern
wir freuen uns, Ihnen auch dieses Jahr mit dem eGovernment MONITOR eine Studie vorzulegen, die zweierlei bietet: Erstens ein Lagebild zur Nutzung und Akzeptanz von E-Government in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sie sehen somit, ob E-Government-Lösungen bei den NutzerInnen „ankommen“. Zweitens gibt die Studie Auskunft über generelle Einstellungen sowie darüber, welche Form der digitalen Abwicklung von Behördengängen sich die Onliner gut vorstellen können und welche sie eher ablehnen. In Deutschland kommt E-Government weiterhin nur schwer in die Gänge. Langfristig betrachtet gibt es bei der Nutzung einen Rückgang. Bisher konnten sich auch die staatlichen Identifikationslösungen nicht gegen die in der Privatwirtschaft etablierten Lösungen durchsetzen. Dennoch gibt es auch Grund für Optimismus: Insgesamt nehmen Nutzungsbarrieren ab, Datenschutzbedenken sind weniger geworden und BürgerInnen sind in Deutschland wieder etwas zufriedener. Und gefragt nach ihren Wünschen, geben sie sogar an, ihre Behördengänge am liebsten über das Internet abwickeln zu wollen. Eigentlich also gute Vorzeichen, doch viele Herausforderungen bleiben bestehen – auch diese finden Sie umfassend in der Studie dargelegt.
So betrachten viele z. B. die fehlende Benutzerfreundlichkeit im Vergleich zu privaten Diensten und auch die mangelnde Durchgängigkeit der Dienste als Probleme. Behördengänge finden übrigens größtenteils persönlich vor Ort statt. Selbst wenn initial der digitale Kanal für die Suche nach Informationen gewählt wurde, führt zum Abschluss einer Dienstleistung der Weg doch meist aufs Amt, wie wir erstmalig konkret darlegen konnten. Der Portalverbund wird viele dieser Themen angehen. Auch hier gibt die Studie Hinweise für die Ausgestaltung: Im Bürgerkonto fühlen sich die Befragten eher mit der Speicherung öffentlicher Daten wohl, mit privaten Unterlagen wie Versicherungsdokumenten oder medizinischen Unterlagen eher weniger. Gewünscht werden definierte Zugriffsrechte und Transparenz, ebenso wie Komfortfunktionen wie die Erinnerung an ablaufende Fristen. Wir hoffen, dass die vielfältigen Ergebnisse der Studie Sie dabei unterstützen, Potenziale zu erkennen und E-Government gut für die Zukunft zu gestalten.
Hannes Schwaderer,
Präsident der Initiative D21,
Head of Enterprise Sales, Intel Deutschland GmbH
Prof. Dr. Helmut Krcmar
Sprecher der Direktoriums,
fortiss GmbH
Digitale Behördendienste müssen nutzerfreundlicher und transparenter werden
E-Government scheitert nicht mehr so häufig wie 2017 an der Unbekanntheit der Online-Angebote. Öffentlichkeitsarbeit zahlt sich also aus. Dennoch kennen noch etwa 40 Prozent der Befragten die Online-Verwaltung nicht. Daher müssen wir weiterhin intensiv über die Online-Angebote informieren. Dass nun vor allem Mängel im Service (Undurchschaubarkeit der Onlinedienste, unzureichende Hilfestellungen) die E-Government-Nutzung behindern, sollte die Verwaltungen zu mehr Online-Nutzerfreundlichkeit motivieren. Zwar sind die Datenschutzbedenken zurückgegangen, aber gerade bei den über 55-jährigen Nutzern nicht ausgeräumt. Wenn diese häufig zu wenig wissen, was mit ihren Daten beim E-Government passiert, ist das ein klarer Auftrag an die Verantwortlichen, Vertrauen durch intensive Aufklärung über die Datennutzung zu gewinnen.
Prof. Dr. Wilfried Bernhardt
Stellvertretender Vorsitzender, Nationales E-Government Kompetenzzentrum NEGZ e. V.
Mehr Effizienz und Bürgerzufriedenheit schaffen mit durchgängig digitalen Behördengängen
In allen drei Ländern, am deutlichsten in Deutschland, ist persönlicher Kontakt beim Behördengang noch vorherrschend, oft nachdem erste Schritte online oder telefonisch erfolgt sind. In diesem Medienbruch steckt ein enormes Potenzial für mehr Effizienz durch eine Automatisierung der Prozesse und durchgängig digitalem Zugang. Ein Gewinn für alle: Terminprobleme und lange Wartezeiten für BürgerInnen beim Behördengang entfallen. Und die Fachkräfte in der Verwaltung, die ohnehin immer schwieriger in ausreichender Zahl zu finden sind, stehen weniger unter Druck. Dem Staat stellen sich im Zeitalter der vernetzten Wissensgesellschaft mehr als genug neue Aufgaben. Die Potenziale für eine effektive und effiziente öffentliche Verwaltung zu heben, wird immer wichtiger. Das ist auch ein Standortfaktor!
Jürgen Fritsche
Geschäfstleitung Public Sector,
msg systems AG
Bots mit menschlichem Erscheinungsbild haben in der digitalen Verwaltung gute Akzeptanzchancen
Der persönliche Kontakt mit den Behörden ist für die deutschen BürgerInnen nicht wegzudenken. Vorstellbar ist deshalb ein digitaler Berater, der mit menschlichem Gesicht und menschlicher Stimme durch die Antragsformulare begleitet oder andere Hilfestellungen gibt, und das 24h à 7 Tage. Hören wir auf die Bedürfnisse und Wünsche der BürgerInnen: 77 Prozent der deutschen Onliner können sich eine Nina, Tinka oder einen Henry gut vorstellen. Deshalb sollten wir auf automatisierte und selbstlernende Technologien im Rahmen der Behörden-Digitalisierung setzen, weil sie persönlich und bequem sind und eine unschlagbare Erreichbarkeit besitzen. Mit guter Kommunikation und Vermarktungsstrategie wird die Akzeptanz und Nutzung dieser „neuen persönlichen Welt“ sichergestellt und „Behörden-Chatbots & Co“ werden in den Verwaltungen nicht mehr wegzudenken sein.
Patricia Wrzesniewski
Account Direktor Digitalisierung & Innovation Bundesbehörden,
T-Systems International GmbH
Konsequente Weiterentwicklung sichert die Akzeptanz des Bayern-Portals
Das BayernPortal als digitaler Lotse durch Bayerns Verwaltung bildet den zentralen Zugang zu Onlinediensten. Rund 1.800 der bayerischen Kommunen nutzen derzeit die Basisdienste des Bayern-Portals. Die ca. 280.000 Aufrufe pro Monat und rund 100.000 angelegten Servicekonten beweisen seine Bekanntheit und Akzeptanz bei den Bürgern. Neue Authentifizierungsmöglichkeiten, z. B. mittels Authega basierend auf ELSTER-Technologie, werden die Nutzerfreundlichkeit künftig weiter steigern.
Albert Füracker, MdL
Bayerischer Staatsminister der Finanzen,
für Landesentwicklung und Heimat
Digitale Verwaltungsangebote werden den Ansprüchen der Onliner nicht gerecht
Nur 58 Prozent der Deutschen sind zufrieden mit dem E-Government-Angebot – langfristige Tendenz gleichbleibend. Vor allem wegen der mangelnden Durchgängigkeit bevorzugen viele noch den analogen Weg. Und häufig sind Verwaltungsdienste noch immer nicht online verfügbar. Um diese Situation spürbar zu verbessern, muss der Staat auch mehr Geld in seine digitale Transformation investieren, und das möglichst schnell.
Doris Albiez
Senior Vice President und General Manager,
Dell EMC Deutschland
Mobile Nutzbarkeit ist ein wichtiger Akzeptanzfaktor
Über mobile Endgeräte wollen wir auch Behördenkontakte abwickeln – weil es einfach ist und schnell geht. Die mobile Nutzung hängt dabei maßgeblich von der Komplexität der zu erledigenden Vorgänge ab. Chancen für eine höhere (mobile) Nutzung liegen vor allem in verbesserten Angeboten weniger komplexer Vorgänge (z. B. Terminvereinbarungen) sowie in digitalen Kommunikationsmöglichkeiten.
Cornelia Gottbehüt
Partnerin, Leiterin Government & Public Sector
Advisory Services für Deutschland, Österreich, Schweiz,
Ernst & Young
Die Entwicklung digitaler Identifikationsmöglichkeiten als Chance für den Standort Deutschland
Unserer Meinung nach sollten wir in Deutschland nicht einfach aus anderen europäischen Ländern kopieren. Neue Ideen zu digitaler Identifikation haben zuerst und vor allem etwas mit Personalisierung zu tun. Hier gibt es viele interessante Ansätze im Bereich künstlicher Intelligenz. Nutzen wir diese Chancen neuer Technologien! Deutschland kann so überholen ohne einzuholen – vor allem bei diesem Thema.
Mathias Oberndörfer
Bereichsvorstand Public
der KPMG AG WPG
Bedürfnisse der BürgerInnen bei der Ausgestaltung des Bürgerkontos ernst nehmen
Das Bürgerkonto findet durchaus Akzeptanz, aber die BürgerInnen möchten die Kontrolle behalten und wissen, wer auf Daten zugreift. Die transparente und einfache Ausgestaltung der Zugriffskontrolle wird damit zum kritischen Erfolgsfaktor. Und durch proaktive Informationen zu Handlungsbedarfen wird auch ein besserer Service von der Verwaltung erwartet. Wichtige Hinweise für den Umsetzungserfolg des Bürgerkontos.
Thomas Langkabel
National Technology Officier,
Microsoft Deutschland GmbH