In der Sonderstudie »Schule Digital« haben wir uns die Bildungsumgebung von Kindern und Jugendlichen angeschaut und drei Welten ausgemacht, in denen sie Digitalkompetenzen entwickeln können, und diese mit folgenden Personen verortet:
- Die Lehrwelt, vorrangig durch die Lehrkräfte gestaltet.
- Die Lernwelt, vorrangig durch die Eltern gestaltet.
- Die Lebenswelt, vorrangig durch die jungen Menschen im Wechselspiel mit der Gesellschaft gestaltet.
Deswegen haben wir uns mit der vorliegenden Studie »Schule Digital« digitale Bildung an weiterführenden Schulen im Dreieck SchülerInnen, Eltern und Lehrkräfte angesehen und alle drei Zielgruppen gleichermaßen befragt. Dieser Dreiklang der Lehr-, Lern- und Lebenswelt mit den Akteuren ist bisher noch nicht untersucht worden, obwohl all diese Komponenten die Entwicklung von den heute dringend erforderlichen Digitalkompetenzen beeinflussen.
Bereits bei der D21-Studie „Medienbildung an deutschen Schulen“ 2014 hat sich gezeigt, dass drei Grundvoraussetzungen erfüllt sein müssen, um eine zielführende und wirksame schulische Medienbildung zu gewährleisten: Es muss die erforderliche Infrastruktur an den Schulen vorhanden sein, Lehrkräfte müssen das notwendige medienpädagogische Handwerkszeug erlernen und es bedarf der strukturell wirksamen Verankerung in der Bildungspolitik und im schulischen Bildungsauftrag. Diese drei Grundvoraussetzungen für digitale Bildung werden der vorliegenden Studie zugrunde gelegt und anhand der ausgemachten Welten beleuchtet.
Projektsteckbrief
Projektzeitraum
2016
Ansprechpartnerin
Stefanie Kaste
+49 30 7675853-51
stefanie.kaste@initiatived21.de
Förderer und Schirmherr
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
Premiumpartner
Cornelsen Verlag GmbH
Fujitsu Technology Solutions GmbH
Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM)
Microsoft Deutschland
Partner
CHG-Meridian
Deloitte
Deutsche Telekom AG
Ericsson GmbH
Unterstützer
Bertelsmann Stiftung
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e. V.
Capgemini Deutschland
Fiducia & GAD IT AG
Händlerbund e. V.
Intel
Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V.
Ricoh Deutschland GmbH
Sehr geehrte Damen und Herren,
digitale Bildung liegt mir als Lehrer ebenso wie als Bundeswirtschaftsminister sehr am Herzen. Denn ich sehe fast täglich, welche immensen Chancen die Digitalisierung uns als Gesellschaft bietet. Viele Unternehmen arbeiten bereits mit Hochdruck an Themen wie Industrie 4.0, Smart Objects und Services; viele Forscher fangen an, Big Data in verschiedenen Anwendungsbereichen einzusetzen und fortzuentwickeln, viele Ärzte machen sich konkrete Gedanken um die Verbesserung der Versorgung durch eHealth und Telemedizin, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Aber auch die Allgegenwart von Smartphones und Tablets im Alltag führen uns als Verbraucher, Eltern und Bürger die Bedeutung der Digitalisierung täglich vor Augen.
Nicht nur meine Lehrerinnen- und Lehrerkollegen werden mir zustimmen, dass Bildung auf vielen Ebenen eine herausragende Bedeutung besitzt: Sie bereitet unsere Kinder auf ihr späteres Leben vor. Bildung gibt ihnen das Rüstzeug für selbstständige und verantwortungsvolle Entscheidungen. Je mehr digitale Technologie unser aller Alltag bestimmt, desto dringender benötigen wir die Kompetenz für einen bewussten und reflektierten Umgang damit. Bildung vermittelt diese Kenntnisse und Fertigkeiten. Sie liefert damit auch den Schlüssel zu einer aktiven Teilhabe an der digitalen Welt.
Viele Berufsprofile werden sich bald verändern. Wer mit digitaler Technik umgehen, Daten analysieren oder programmieren kann, besitzt in Zukunft sehr gefragte Qualifikationen. Sie bieten auch das Rüstzeug, mit dem man zum erfolgreichen Gründer werden kann. Digitale Bildung ist deshalb nicht nur in der akademischen Bildung, sondern gerade auch im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung ein Schlüsselthema.
Ich freue mich sehr, dass die D21 und die Partner des D21-Digital-Index für das Schwerpunktthema des diesjährigen Nationalen IT-Gipfels »Digitale Bildung« eine Sonderstudie angefertigt haben. Sie beleuchtet zum ersten Mal, wie Lehrer, Eltern und Schüler mit dem Thema digitale Bildung in der Schule umgehen und welche Erwartungen sie daran haben. Sie untersucht außerdem, welchen Unterschied es für Lehrer, Eltern und Schüler macht, wenn Schulen sich dem Thema Digitalisierung aktiv widmen und einen bewussten Schwerpunkt darauf legen. Die Ergebnisse zeigen: Es liegt noch viel Arbeit vor uns. Mit der Ausstattung von Schulen sind viele der Beteiligten noch unzufrieden. Wenn Rechner nicht verlässlich funktionieren, das Internet nur im Lehrerzimmer verfügbar ist oder Whiteboard und Materialien nicht zueinander passen, bleiben die Möglichkeiten digitaler Bildung ungenutzt. Nicht selten kompensiert auch private Ausstattung die Defizite in der Ausstattung der Schulen. Wichtiger noch ist jedoch, dass digitale Ausstattung nur in der Kombination mit einer gründlichen Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte und der Einbindung digitaler Kompetenzen in die Lehrpläne ihre volle Wirkung entfalten kann. Programmieren und »computational thinking« können nicht nur nebenbei und »obendrauf« im Mathematik-Unterricht vermittelt werden. Schulen mit digitalem Schwerpunkt zeigen schon heute gute Ansätze für eine konsequente Verankerung des Themas.
Richtig verstanden bietet digitale Bildung die Orientierung für die digitale Welt durch die Vermittlung von Kompetenzen, die eine selbstbestimmte und aktive Teilhabe ermöglichen. Gleichzeitig steht Bildung mithilfe der digitalen Welt für eine bessere Vermittlung von Wissen und für flexiblere Formen des Lernens.
Ich danke der D21 und den Partnern für die Studie und wünsche eine spannende Lektüre!
Ihr Sigmar Gabriel, Bundesminister für Wirtschaft und Energie
Sigmar Gabriel
(Bundesminister)
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Sehr geehrte Damen und Herren,
seit vielen Jahren wird über die Einführung digitaler Bildung an deutschen Schulen diskutiert. Verschiedene Seiten zu beleuchten und unterschiedliche Meinungen zu hören, ist gerade bei so elementaren Themen wie der Schulbildung ausgesprochen wichtig. Diskutieren ist also richtig, da wir gesamtgesellschaftlich entscheiden sollten, wie wir nachfolgende Generationen bestmöglich auf ein Leben in einer sich rasant wandelnden Welt vorbereiten wollen. Unsere Debatten sollten aber vom Wunsch nach selbstbestimmter Gestaltung statt durch Ablehnung geleitet sein. Außerdem müssen aus diesen Debatten auch Aktivitäten erwachsen. Wir dürfen im Diskutieren nicht erstarren. Insofern freuen wir uns, dass durch die Schwerpunktsetzung von Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Kultusministerkonferenz (KMK) in diesem Jahr neue Energie in das Thema digitale Bildung kommt. Wir versprechen uns davon handfeste Ergebnisse.
Während über drei Viertel der deutschen Bevölkerung online ist, scheint die Debatte zur digitalen Bildung festgefahren. Sie dreht sich hauptsächlich noch darum, ob digitale Medien überhaupt in die Schule Einzug halten dürfen. Alle Kritik und alle Unglücksprophezeiung ändern jedoch nichts an dem Grundsatz, dass, wenn Schulen Wissen und Kompetenzen für das Leben im 21. Jahrhundert vermitteln wollen, sie künftig nicht mehr am Internet und digitalen Medien vorbeikommen. Nahezu alle 14- bis 19-Jährigen sind online und besitzen ein Smartphone. Digitale Medien sind folglich inzwischen ein fester Teil ihres Lebens. Statt sich also weiterhin in theoretischen Diskussionen zu verlieren, müssen wir sinnvolle medienpädagogische und für alle Schulen verbindliche Konzepte für das Vermitteln von Medienkompetenz entwickeln. Dazu bedarf es drei Voraussetzungen, zu allererst die Verankerung digitaler Bildung in Rahmenplänen, dann natürlich eine gute IT-Ausstattung und schlussendlich eine strukturelle Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte.
Alle drei Aspekte beleuchten wir in der vorliegenden Studie – aus der Perspektive der SchülerInnen, Eltern und der Lehrkräfte. Wir sehen durch die jährliche Erhebung des D21-Digital-Index, dass unsere Gesellschaft immer nur gerade so mit den Anforderungen mithalten kann, die ein digitalisierter Alltag mit sich bringt. Die digitale Welt kann Vorteile bringen, kann aber auch zu Nachteilen führen. Daher ist es essentiell, einen sachlichen und chancenorientierten Umgang mit digitalen Medien zu lernen. Gerade den möglichen Gefahren muss mit Digitalkompetenzen sicher und reflektiert begegnet werden. Ziel muss es aber sein, alle unsere Kinder fit für die heute alltäglichen Technologien zu machen und nicht nur eine kleine Elite, die Glück hatte, Eltern und/oder Lehrkräfte mit guten digitalen Kompetenzen zu haben. Als führende Industrienation in Zeiten der Wissensgesellschaft muss es unser Anliegen und Anspruch sein, Kinder zu befähigen, sich selbstbestimmt in der digitalisierten Welt bewegen zu können. Dazu muss die Lebenswelt der jungen Menschen Einzug in die Schulen halten. Dafür wollen wir mit der Sonderstudie zum D21-Digital-Index »Schule Digital« notwendige Denkimpulse und Handlungsempfehlungen liefern.
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.
Hannes Schwaderer
(Präsident)
Initiative D21 e. V.
Robert A. Wieland
(Vizepräsident)
Initiative D21 e. V.
Gerade in einer heterogener werdenden Gesellschaft ist es wichtig, dass jeder junge Mensch seine individuellen Potenziale entfalten kann und seinem Wissen und Können entsprechend gefördert und gefordert wird. Kinder brauchen vielfältige Anregungen, sie müssen sich mit anderen austauschen, in Fantasiewelten eintauchen oder naturwissenschaftliche Phänomene entdecken können. Gute digitale Infrastruktur an Schulen ist eine wichtige Voraussetzung dafür. Sie eröffnet jungen Menschen neue Zugänge zur Welt. Technologie ist jedoch kein Selbstzweck. Es gilt das Primat der Pädagogik: Digitale Lehr-Lern-Arrangements müssen unter didaktischen Prinzipien entwickelt, von Lehrkräften ausgewählt und in die Lehrpläne der Schulen eingebettet werden. In diesem Zusammenspiel entstehen begeisternde Lernlösungen, die individualisiertes und kooperatives Lernen unterstützen.
Mark van Mierle
Mitglied der Geschäftsleitung Fujitsu Deutschland und Gesamtvorstand Initiative D21 e.V., CEO Cornelsen Verlag
Die D21-Studie ›Schule Digital‹ zeigt: Schulen mit höherem Digitalisierungsgrad sind besser für Lehren und Lernen in der digitalen Welt vorbereitet. Aber sie zeigt auch: Es braucht einen ganzheitlichen Ansatz, der die Zusammenarbeit mit Eltern bei der Vermittlung von Medienkompetenz, den Schulträgern für die Schulentwicklung und den Bundesländern für die Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte und die Lehrpläne umfasst, damit der Digitalisierungsgrad einer Schule seine volle Wirkung entfalten kann. Die Ankündigung eines DigitalPakt#D durch die Bundesregierung ist ein wichtiges Signal. Nun gilt es, dass Bund und Länder sich auf eine gemeinsame Strategie und einen nationalen Aktionsplan einigen. Stakeholder aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft sollten in diesen Pakt mit einbezogen werden. Denn nur so ist gewährleistet, dass Menschen entlang der gesamten Bildungskette erfolgreich für Leben und Arbeiten in einer digitalen Welt gerüstet sind.
Renate Radon
Senior Director Public Sector und Mitglied der Geschäftsleitung Microsoft Deutschland