Die Digitalisierung hat eine Dimension erreicht, die neue Formen der Datifizierung (Datenerhebung, -auswertung, -interpretation), der Automatisierung (z. B. über Algorithmen), der Virtualisierung und Vernetzung sowie der Mensch-Maschine-Interaktion zulassen. Technisch betrachtet bietet die Digitalisierung nie dagewesene Handlungsoptionen, welche bisher allerdings gesellschaftlich noch nicht bewertet wurden. Ihr Einsatz findet heute bereits statt, hinsichtlich ihrer ethischen Einordnung ist somit Dringlichkeit geboten.

Diskutiert wird dies aktuell vor allem im Bereich des autonomen Fahrens. Doch sollte der Diskurs nicht auf diesen Bereich beschränkt bleiben, sondern sich z. B. auf den Gesundheits- und Pflegesektor, den Finanzmarkt, auch die Landwirtschaft und unseren gesamten Alltag ausbreiten. Ein breiter gesellschaftlicher Diskussions- und Meinungsbildungsprozess ist unseres Erachtens essentiell, um den Menschen und Entscheidungsträgern in unserem Land (Wirtschaft und Politik) eine differenzierte Bewertung der Perspektiven, Chancen und Risiken solch fundamentaler Veränderungen der Digitalisierung zu ermöglichen. Diesen Prozess begleitet die Arbeitsgruppe Digitale Ethik – als Netzwerkknoten, Raum für Denkimpulse und gemeinsame Aktivitäten.

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Ethische Konflikte bei der Nutzung von Gesundheitsdaten

Bei der Sitzung am 27. August diskutierten wir ethische Fragen und Konflikte bei der Nutzung von Gesundheitsdaten. Bereits 2017 hat sich der Deutsche Ethikrat in einer Stellungnahme ausführlich mit den Chancen und Risiken befasst, die bei der Gewinnung von Informationen aus Gesundheitsdaten durch ForscherInnen, ÄrztInnen und Unternehmen bestehen, besonders vor dem Hintergrund der individuellen Erfassung von Daten über mobile Apps oder Wearables. Welche Werte, Interessen und Folgen bei der Erfassung und Analyse von Gesundheitsdaten in Konflikt stehen, diskutierten die TeilnehmerInnen der Veranstaltung. In den Blick nahmen wir dabei auch mögliche Anwendungsbereiche zur Eindämmung der aktuellen Pandemie.

Agenda

  • 10:00 – 10:15 Uhr | Begrüßung und Einführung | Dr. Nikolai Horn & Simone Kaiser, Leitung der AG Ethik
  • 10:15 – 10:30 Uhr | Datensouveränität als informationelle Freiheitsgestaltung | Dr. Nora Schultz, Deutscher Ethikrat
  • 10:30 – 11:00 Uhr | Gemeinsame Diskussion & Brainstorming zu ethischen Zielkonflikten
  • 11:00 – 11:15 Uhr | Open Knowledge. Warum wir den Zugang zu Gesundheitswissen im KI-Zeitalter sicherstellen müssen.
    | Bart de Witte, Hippo AI
  • 11:15 – 11:30 Uhr | Nachfragen & Diskussion
  • 11:30 – 12:15 Uhr | Ethics in practice | Diskussion in Kleingruppen
  • 12:15 – 13:00 Uhr | Vorstellung der Diskussionsergebnisse beim gemeinsamen Mittagessen vor Ort und virtuell