AG-Blog | Die Rolle von Geodaten bei der Unterstützung für Entscheidungen

Schwerpunkt bei der AG Geoinformationswissenschaft war diesmal die Nutzung von sehr großen Datenbeständen zur Ableitung von Informationen, die der Entscheidungsunterstützung dienen.

Am 21. und 22. Februar fand das erste Treffen 2019 der AG Geoinformationswirtschaft in Potsdam statt. Mit fast 20 Teilnehmer*nnen war das AG-Treffen unter Leitung von Dr. Christian Kiehle wieder sehr gut besucht und bot eine facettenreiche Agenda. Die Firma Airbus Defence & Space bot über den Dächern von Potsdam einen erstklassigen Rahmen für den fachlichen Austausch im Kontext aktueller Geoinformationstechnologie.

Schwerpunkt des ersten Tages war die Nutzung von sehr großen Datenbeständen zur Ableitung von Informationen, die der Entscheidungsunterstützung dienen. Frau Dr. Diana Walter und Herr Dr. Jan Anderssohn stellten zunächst aktuelle Entwicklungen aus der Fernerkundungstechnologie vor und diskutieren anschließend moderne Ansätze zur Nutzung satellitenbasierter Daten, um Bodenbewegungen zu detektieren. Ein technologischer Ansatz von höchster Aktualität, der u. a. zur Katastrophenprävention aber auch zur Überwachung von Bergbaufolgelandschaften genutzt wird.

Dr. Jörg Reichling stellte anschließend dar, wie man in Situationen politische Entscheidungsgrundlagen schafft, in denen die Datenverfügbarkeit sehr gering ist. Am Beispiel des Grundwasserressourcenmanagements wurde ein Harmonisierungsansatz dargestellt, der es erlaubt, kleinmaßstäbige Karten als Grundlage für räumliche Planungs- und politische Entscheidungsprozesse zu nutzen. Dies ist z. B. bei der Trassenplanung oder in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit von entscheidender Bedeutung. Die gesellschaftliche Relevanz, die Dr. Reichling aufzeigte, wurde pointiert aufgegriffen im Beitrag unseres Gasts Franz-Reinhard Habbel. Er zeigte in seinem Vortrag, wie man mit (Geo-) Daten die Digitalisierung nutzen kann, um insbesondere von der kommunalen Ebene ausgehend Politik zu machen. Dabei plädierte er dafür, Veränderung als Norm zu akzeptieren – ein Ansatz der konträr zur oft beobachteten Realität in der Verwaltungslandschaft steht, in der Stabilität im Mittelpunkt steht. Herr Habbel, seit Dekaden als Vor- und Querdenker der Verwaltungsmodernisierung bekannt, zeigte deutlich auf, wie die gesellschaftlichen Megatrends Urbanisierung, Globalisierung und Digitalisierung ineinandergreifen. Sich als Gesellschaft auf diese Umwälzungen vorzubereiten ist entscheidend, um zukunftsfähig zu bleiben.

Die Zukunftsfähigkeit in unserem Lebensraum griff Dr. Frank Knospe am zweiten Tag der Veranstaltung auf und demonstrierte an Hand diverser nationaler und internationaler Fallbeispiele, wie Technologie, Politik, Gesellschaft und Verwaltung zusammenspielen müssen, um intelligente Städte zu ermöglichen.

Allen dargestellten Ansätzen liegt die Verfügbarkeit und Nutzbarkeit von Daten und Geodaten zu Grunde. Um das Potential dieser nutzen zu können bedarf es insbesondere in Deutschland geeigneter Steuerungsinstrumente. Dazu gehören sinnvoll nutzbare Lizenzmodelle, ein adäquater Datenschutz und ein geeigneter Mechanismus, um Daten zu bepreisen und zu verrechnen.

All diesen Punkten hat sich die GIW-Kommission in der Vergangenheit gestellt. Dr. Reichling – ehemaliger Geschäftsführer der GIW-Kommission – stellte die Situation dar, die bei Auflösung derselben vor über fünf Jahren erzielt wurde. Leider, so musste die AG Geoinformationswirtschaft konstatieren, stehen wir bezüglich vieler Aspekte noch genau dort, wo wir bereits vor fünf Jahren standen. Uneinheitliche Lizenzmodelle, komplizierte Bepreisung von Daten und Geodaten und eine heterogene behördliche Anbieterlandschaft. Der Wegfall der GIW-Kommission konnte dementsprechend nicht kompensiert werden, es bleibt in diesen Handlungsfeldern nach wie vor eine erhebliche Lücke zurück.

Die AG Geoinformationswirtschaft wird sich dieser Problematik weiter stellen und den Diskurs insbesondere mit der Verwaltung vorantreiben, u. a. in einer neu gegründeten Initiative mit anderen Interessensverbänden der Geoinformationswirtschaft, die nun mit den maßgeblichen Akteuren der GDI-DE im Kontakt stehen, um die Belange der Wirtschaft zu vertreten. Ein Ziel der AG wird es in 2019 sein, den Fokus in Richtung einer wirtschaftlichen Nutzung von Daten auch außerhalb des raumbezogenen Kontexts zu lenken, um Verwaltungs-, Politik- und Gesellschaftsprozesse zu unterstützen. Dabei werden wir weiterhin einen Schwerpunkt auf den räumlichen Aspekt von Daten haben, uns aber weiter öffnen und weitere Akteure mit einbinden.

Die Diskussionen waren anregend und die identifizierten Herausforderungen derart vielfältig, dass die Mitglieder der AG Geoinformationswirtschaft auch zukünftig weiter vor- und querdenken möchten und werden, um Daten nachhaltig in Wert setzen zu können und die Digitalisierung vor allem als Chance statt als Bedrohung zu begreifen.

Ansprechpartner in der Geschäftsstelle

Porträt von Alexander Köhler

Alexander Köhler, Referent Digitaler Staat