Berlin, 27. April 2022. Fabrikroboter programmieren, eine Künstliche Intelligenz kalibrieren oder Signale über 5G versenden: 18 Schülerinnen aus Berlin konnten beim diesjährigen Girls’Day-Auftakt in einem Technik-Parcours verschiedene MINT-Exponate (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) entdecken und ihre Fähigkeiten testen. Sechs D21-Mitgliedsunternehmen hatten die unterschiedlichen Stände konzipiert und vorbereitet. An den einzelnen Stationen in der Telefónica Hauptstadtrepräsentanz konnten die Mädchen nicht nur viele Dinge praktisch ausprobieren, sondern hatten auch die Chance, sich mit weiblichen Rollenvorbildern über deren Berufe und Karrierewege auszutauschen. Begleitet wurden sie bei ihrem Rundgang durch die Stationen von Bundeskanzler Olaf Scholz, der dieses Jahr das erste Mal den Girls’Day eröffnete, und D21-Präsident Hannes Schwaderer.

Bundeskanzler Scholz beim Girls’Day
Foto: Initiative D21/Michael Setzpfandt
Girlsday-Auftakt Gruppenfoto
Foto: Initiative D21/Michael Setzpfandt

„Heute geht es um eure Zukunft und den Beruf, den ihr vielleicht einmal ergreifen werdet. Ihr bestimmt, was ihr machen wollt. Und nur ihr“, ermutigte der Bundeskanzler die Mädchen. „Der Girls‘Day hilft dabei, zu entscheiden und zu entdecken, was alles möglich ist. Einiges davon sehen wir heute hier.“ Interessiert ließ er sich von den Schülerinnen genau erklären, was sie an den jeweiligen Stationen erlebt und gelernt hatten, erkundigte sich nach der Zufriedenheit mit dem Schulunterricht in MINT-Fächern und probierte die Experimente selbst mit aus.

Praktisches ausprobieren von vielfältigen MINT-Berufen

Der Technik-Parcours mit seinen sechs Stationen weckte bei den Schülerinnen Begeisterung für MINT-Berufe, in denen Frauen weiterhin unterrepräsentiert sind. Durch konkrete Praxisbeispiele wurde die Vielfalt von MINT erlebbar. „Die Exponate, die die Unternehmen heute zum Girls’Day-Auftakt aufgebaut haben, stehen auch dafür, wie stark sich Technik- und IT-Berufe in den letzten Jahren verändert haben, wie interdisziplinär sie geworden sind“, erklärte Prof. Barbara Schwarze, Präsidiumsmitglied der Initiative D21 und Vorsitzende des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V., das den bundesweiten Girls‘Day ausrichtet. Die Stationen boten in diesem Jahr folgende Themen und Aktivitäten an:

  • Fachinformatik und Softwareentwicklung (Cassini Consulting): Chatbots ermöglichen den Dialog zwischen Menschen und Maschinen in natürlicher Sprache, beispielsweise um Kundenwünsche automatisiert zu beantworten. Die Schülerinnen bedienten mit einem selbst programmierten Chatbot einen 3D-Schokoladen-Drucker per Sprachsteuerung und stellten so personalisierte Schokolade her.
  • Automatisierungstechnik und Datenwissenschaft (Cornelsen Gruppe): Die Schülerinnen erkundeten den Miniatur-Aufbau einer Smart Factory – einer Fabrik, in der alle Komponenten digital miteinander vernetzt sind. Sie lernten die Berufe Elektronikerin für Automatisierungstechnik und Data Scientist kennen, die zum Betreiben einer vernetzen Fabrik zentral sind.
  • Künstliche Intelligenz (KI) (Intel Deutschland): Technologien der Künstlichen Intelligenz finden bereits vielfältig im Alltag Anwendung. Deshalb lernen die Schülerinnen deren Funktionsweise kennen: Sie sammelten praktische Erfahrungen durch das Trainieren einer KI, die ein Orchester dirigieren sollte.
Girls’Day Schokoladendrucker
Foto: Initiative D21/Phil Dera
GirlsDay Smarte Fabrik
Foto: Initiative D21/Michael Setzpfandt
Girls’Day KI dirigieren
(Foto: Initiative D21/Michael Setzpfandt)
  • Nachhaltige Lebensmittelproduktion (Pfeifer & Langen): Der Anbau von Zuckerrüben ist längst Einsatzort vielfältiger Technologien. An einem Miniatur-Acker mit einem Sensor-Roboter wurden den Schülerinnen die Berufsbilder Mechatronikerin, IT-System-Elektronikerin und Data-Analystin nähergebracht. Sie erschufen am Ende einen digitalen Zwilling des Versuchsmodells.
  • Robotik und maschinelles Lernen (Sopra Steria): Im Rahmen des Katastrophenschutzes wurde den Schülerinnen das Berufsfeld der Softwareentwicklerin vorgestellt: Sie schrieben einen lernenden Algorithmus für Drohnen, der anschließend direkt vor Ort getestet wurde: In einem Glaskasten sollte eine Drohne im Flug vermisste Objekte zwischen Häusern finden.
  • Mobilfunktechnik (Telefónica Deutschland): Filme und Serien sekundenschnell auf dem Smartphone streamen – das ist nur einer von vielen Einsatzzwecken, die heute moderne digitale Netzinfrastrukturen erfordern. Die Schülerinnen bauten ihre eigene 5G-Sender-Empfänger-Station, konfigurierten sie und sendeten am Ende Datensignale von einem Gerät zum anderen. Verschiedene Berufe waren dabei relevant: Informatikerin und Fachinformatikerin genauso wie IT- und Kommunikationstechnikerin.
Girls’Day Zuckerrüben
Foto: Initiative D21/Michael Setzpfandt
GirlsDay Drohne
Foto: Initiative D21/Phil Dera
Girls’Day Mobilfunk
Foto: Initiative D21/Michael Setzpfandt

DER WEIBLICHE NACHWUCHS IST BEREIT

„Um für die jungen Frauen auch im Berufsleben gleichwertige Entwicklungschancen zu gewährleisten, sehe ich besonders heutige Führungskräfte in der Verantwortung“, erläuterte D21-Präsident Schwaderer. „Führungskräfte von heute haben es in der Hand, Arbeitsumgebungen zu gestalten, die nicht auf männliche Stereotype ausgerichtet sind, Werte wie Inklusion und Diversität in der Unternehmenskultur zu verankern und diese als Führungskräfte auch täglich vorzuleben. Der Girls‘Day zeigt jährlich: Der weibliche Nachwuchs ist bereit!“ 

Das bewiesen auch in diesem Jahr wieder die Teilnehmerinnen des Girls’Day-Auftaktes: Sie tauschten sich besonders interessiert mit den älteren Standbetreuerinnen darüber aus, wie leicht oder schwer es in deren Jugend gewesen war, als Frau einen Beruf in der IT zu ergreifen. Viele der dargestellten Berufe waren den Schülerinnen bisher noch gar nicht bekannt, obwohl sie sich in der Schule durchaus für MINT-Fächer begeistern können. Sie gehen mit vielen Einblicken in spannende Zukunftsperspektiven nach Hause, die sich ihnen sonst vielleicht nie erschlossen hätten.

„GIRLS’DAY – MÄDCHEN-ZUKUNFTSTAG“ ALS ORIENTIERUNGSHILFE

„Liebe Mädchen, lasst Euch von niemandem sagen, dass ihr etwas nicht könnt, oder dass etwas nicht geht. Ihr habt alle Möglichkeiten – nutzt sie! Seid mutig, geht Euren Weg und wählt einen Beruf, der Euch Spaß macht. Kurz gesagt: Macht einfach weiter so – ihr seid auf dem richtigen Weg!“ Mit diesem Appell entließ der Bundeskanzler die Schülerinnen wieder zurück in ihren Schul-Alltag. Damit sie genau diese vielfältigen Möglichkeiten auch weiterhin kennen lernen können, ist es wichtig, dass es Orientierungsveranstaltungen wie den Girls’Day und seine Auftaktveranstaltung gibt. Denn die Eröffnung durch Bundeskanzler Scholz und die Initiative D21 war der Startschuss des bundesweite Girls’Day, der am darauffolgenden Tag stattfand. Zahlreiche Betriebe, Unternehmen und Hochschulen öffneten ihre Türen für Schülerinnen ab der 5. Klasse, um ihnen die Vielfalt von MINT-Berufen näherzubringen. Seit dem Start des Girls’Day im Jahr 2001 haben Unternehmen und Institutionen insgesamt mehr als 150.000 Veranstaltungen mit Plätzen für rund 2 Millionen Mädchen angeboten.

Eindrücke der Schülerinnen

Girls’Day Carlotta (mitte)
Foto: Initiative D21/Michael Setzpfandt

„Der Girls’Day-Auftakt hat mir gute und interessante Einblicke in verschiedene MINT-Berufe gegeben. Ein großer Fokus der Stände lag auf dem „I“, also Informatik – von Mathematik und Naturwissenschaften habe ich insgesamt nicht so viel mitbekommen. Das war aber für mich persönlich etwas Gutes, denn Mathe und Naturwissenschaften mochte ich ja vorher schon. Jetzt wurde auch mein Interesse an Informatik – Hardwareentwicklung, Programmierung und KI – geweckt. Insofern war der Girls‘Day für mich ein voller Erfolg. Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass das „M“ und „N“ in MINT auch ihren Platz bekommen.

Der Girls‘Day hat mir auch gezeigt, dass Frauen zwar unterrepräsentiert in MINT-Berufen sind, aber längst keine Seltenheit mehr. Das haben mir die vielen Vertreterinnen an den Ständen nochmal klarer gemacht.“

Carlotta Lemm, Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium

„Wir hatten einen sehr aufregenden Tag! Die Veranstaltung war hervorragend organisiert: Wir konnten am Technik-Parcours unsere Fertigkeiten ausprobieren und durften viele interessante Gespräche führen. An den Ständen der verschiedenen Unternehmen konnten wir experimentieren und programmieren. Es hat uns allen viel Spaß gemacht. Alle Verantwortlichen, die uns ihre Stationen erklärt haben, waren sehr freundlich und hilfsbereit und haben uns spannende Dinge über ihre Berufe erzählt.

Ein großes Highlight war natürlich das persönliche Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz. Alle waren sehr aufgeregt, da wir ihm einen der Stände vorstellen und das dortige Experiment vorführen sollten. Herr Scholz war sehr interessiert und hat uns aufmerksam zugehört. Es war ein gelungener, schöner Tag. Wir haben uns sehr wohl gefühlt und sind glücklich nach Hause gegangen. Ein großes Dankeschön an die Initiative D21 für dieses tolle Erlebnis!“

Lina Perschke, Melanchthon-Gymnasium

Girls’Day Lina (r)
Foto: Initiative D21/Michael Setzpfandt

„Ich hatte, bevor mich meine Lehrerin gefragt hat, ob ich nicht Lust darauf hätte, noch nie vom Girls‘Day gehört und wusste auch nicht genau, worum es dort geht. Am Tag selbst war ich schon relativ aufgeregt, vor allem da der Besuch vom Bundeskanzler im Programm war – man trifft den Bundeskanzler nicht alle Tage. An den Ständen war einiges los: An einer Station wurde uns Programmieren und Robotik gezeigt; an einer anderen wurde nachgestellt, wie eine neue Maschine Pflanzen scannt und dann Daten wie die Größe, die Reife und den genauen Standort weitervermittelt. Bei meinem Lieblingsstand ging es um das Übermitteln von Daten in einzelnen Schritten. Die Frauen, die uns durch das vorbereitete Projekt geführt haben, waren beide unglaublich nett und offen.

Bei der Präsentation für den Bundeskanzler war unser Stand der letzte und wir warteten schon ungeduldig. Bei unserer Gruppe hat nur ein Mädchen präsentiert, und ich habe mit einer Mitschülerin den technischen Teil am Computer gemacht. Überrascht war ich, als sich der Bundeskanzler dann auch zu uns beiden drehte und Fragen stellte. Eine der Fragen lautete: „Könnt ihr euch vorstellen, jetzt, nachdem ihr beim Girls‘Day teilgenommen habt, einen MINT-Beruf auszuführen?“ Ich habe ehrlich mit „Ja“ geantwortet. Der Girls‘Day hat mir neue Wege gezeigt, von denen ich vorher nichts wusste. Er hat mir Spaß gemacht und ich bin sehr dankbar, dass ich daran teilnehmen durfte.“

Emilia Sorg Ulloa, Friedensberg-Oberschule

Girls’Day Emilia (l)
Foto: Initiative D21/Phil Dera