Digitales Leben – wie chancengerecht ist die Berufswelt?

Wie chancengerecht ist die Arbeitswelt? Wie unterscheidet sich das digitale Leben von Männern und Frauen im beruflichen Kontext? Gemeinsam mit Expert*innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft haben wir in unserer ersten virtuellen Gesprächsrunde über die Ergebnisse unserer neuen Studie „Digitales Leben“ gesprochen.

Screenshot der Videokonferenz mit den 5 Speaker*innen

Berlin. Wie chancengerecht ist die Arbeitswelt? Wie unterscheidet sich das digitale Leben von Männern und Frauen im beruflichen Kontext? Mit Thomas Jarzombek diskutierten Lisa-Marie Fassl (Female Founders e. V.), Dr. Yvonne Lott (Hans-Böckler-Stiftung), Lena-Sophie Müller (Initiative D21 e.V.) und Hannes Schwaderer (Intel Deutschland GmbH) konkrete Beispiele für die strukturelle Benachteiligung aus der Praxis und Forschung. Anlass war die Veröffentlichung unserer Sonderstudie Digitales Leben, die am 30. Oktober erschienen ist. Gemeinsam haben sie Anregungen für die Gestaltung besserer Rahmenbedingungen erarbeitet und Lösungsoptionen für die Chancengleichheit im beruflichen Leben von Männern und Frauen identifiziert.

Chancengerechtigkeit im Berufsleben – ein Wirtschaftsthema

Zentral ist die Erkenntnis, dass Chancenungerechtigkeit im Berufsleben kein „Frauenthema“ ist, sondern ein Gesellschafts- und Wirtschaftsthema. Digitalisierung kann hierbei für das Berufsleben von Männern und Frauen und auch für die Chancengerechtigkeit viele Chancen bieten, diese sind bisher aber noch nicht in der Breite angekommen. Denn die Chancen, die Digitalisierung für Vereinbarkeit, auch im Sinne von gesteigerter Lebens- und Arbeitsqualität, darstellt, werden zwischen den Geschlechtern unterschiedlich wahrgenommen. Vor allem, wenn Kinder mit im Haushalt leben. Männer sehen dann in der Digitalisierung ein Vehikel zur besseren Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben und eine Verbesserung ihrer Lebensqualität und Arbeitsergebnisse. Berufstätige Frauen mit Kindern im Haushalt sehen diese Chancen deutlich seltener. Gründe hierfür sehen Expert*innen vor allem in der Mehrfachbelastung und dem hohen Mental Load von Frauen durch ihre gelebten Rollenbilder.

Welche Rolle spielen (gelebte) Rollenbilder in der Berufswelt? | #DigitalesLeben

Ein weiteres wichtiges Thema war die Förderung von Gründerinnen in Deutschland. Denn 86 Prozent der deutschen Start-ups wurden allein von Männern gegründet 1 . Gerade in der Technologie- und Digitalisierungsbranche fehlt es an Frauen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Häufig finden sich dann Gründe wie fehlender Mut oder fehlendes Netzwerk, um durch Feedback besser zu werden sowie (fehlplatzierter) Perfektionismus. Im Gespräch der Expert*innen wurde aber schnell deutlich, dass die Gründe vielfältiger sind und es entsprechende Hebel in Wirtschaft und Politik gibt.

Die wichtigsten Lösungsansätze aus dem virtuellen Austausch sind:

Unternehmen

  • Bewusstsein für strukturelle Ungleichheiten schaffen und entsprechende Kennzahlen im eigenen Unternehmen erheben
  • Geschlechteragnostische Arbeitsumgebungen gestalten, die nicht auf männliche Stereotypen ausgerichtet sind
  • Werte wie Inklusion und Diversität explizit in der Unternehmenskultur verankern und durch Führungskräfte vorleben

Die Politik

  • Steuerbegünstigungen für Kinderbetreuung schaffen, sodass Frauen in ihrer Sorgearbeit entlastet werden
  • Gründungswettbewerbe für junge, diverse Teams fördern
  • Datenbasis schaffen und Ideen bei Gründungswettbewerben suchen

Die Gesellschaft

  • Erziehung und Sozialisierung geschlechterneutral gestalten
  • Frühes Bewusstsein für Chancengerechtigkeit schaffen
  • Interesse für MINT bei jungen Mädchen fördern

Ansprechpartnerin in der Geschäftsstelle

Porträt von Sandy Jahn

Sandy Jahn, Referentin Strategic Insights & Analytics

Footnotes

  1. Quelle: Boston Consulting Group, 2019