Digitales Leben

Geschlechterunterschiede und Rollenbilder im Privaten, Beruflichen und im Zwischenmenschlichen

Die Studie „Digitales Leben – Geschlechterunterschiede und Rollenbilder im Privaten, Beruflichen und im Zwischenmenschlichen“ im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft beleuchtet, wie die digitale Teilhabe von Männern und Frauen in verschiedenen Lebensbereichen ausgestaltet ist. Sie fragt Expert*innen aus verschiedensten Bereichen nach möglichen Gründen für Geschlechterunterschiede und erklärt anhand von Sekundärstudien, warum gerade stereotype Geschlechterrollenbilder einer gerechten Teilhabe im Weg stehen. 

Die Corona-Krise hat uns gezeigt, wie wichtig die Möglichkeit zur Teilhabe am digitalen Leben ist. Bereits in der gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum für Technik-Diversity-Chancengleichheit veröffentlichen Studie „Digital Gender Gap“ haben wir gesehen, dass diese Teilhabe in den betrachteten Bereichen Digitale Kompetenzen, Offenheit für Digitalisierung und Digitales Arbeiten immer noch ungleich zwischen Männern und Frauen gestaltet ist.

Das Ziel der vorliegenden Studie ist nun ein thematischer „Deep Dive“ mit Fokus auf Rollenbilder der Geschlechter in drei zentralen Lebensbereichen, anhand derer sich gut die unterschiedlichen Lebenssituationen zwischen den Geschlechtern aufzeigen lassen: Im Privaten (Zuhause, Familie und Freizeit), im Professionellen (Bildung, Kompetenzen und Beruf) sowie m Zwischenmenschlichen (Soziale Medien, Kommunikation und Vorbilder). Dabei werden auch verschiedene Subgruppen betrachtet, um die Gründe für bestehende Geschlechterunterschiede zu eruieren.

Methodik: Die Auswertungen beruhen auf dem Fragebogen des D21-Digital-Index 2019/2020. Um mit den aktuellen Entwicklungen Schritt zu halten, wird dieser jährlich im Partnerkreis überarbeitet und modifiziert. Ergänzt wird die Sonderauswertung des D21-Digital-Index durch Sekundärstudien und Expert*innen-Interviews.

Die vorliegende Auswertung zeigt, dass Frauen derzeit insgesamt noch weniger digitalaffin sind als Männer und statistisch gesehen oft ein geringeres Interesse an Digitalthemen haben. Positiv ist hingegen, dass sich die jüngeren Generationen hier angleichen. Ich danke der Initiative D21 für die wichtige Sonderauswertung und hoffe, dass die festgestellten Unterschiede über die Jahre verschwinden werden. Denn wenn wir die digitale Innovationskraft unseres Landes bewahren wollen, brauchen wir hierfür Männer wie Frauen gleichermaßen.
Peter Altmaier, Bundesminister für Wirtschaft und Energie

Zentrale Ergebnisse im Überblick

  • Homeoffice wird deutlich häufiger von Männern genutzt – vor allem, wenn Kinder im Haushalt leben. 21 % der berufstätigen Männer nutzen Homeoffice, aber nur 9 % der erwerbstätigen Frauen. Bei Berufstätigen mit Kindern im Haushalt steigt nur der Anteil der Männer an (auf 26 %), bei Frauen bleibt der Anteil der Nutzerinnen von Homeoffice nahezu gleich (10 %).
  • Frauen sehen weniger Vorteile im Berufsleben durch Digitalisierung. Arbeitgeber*innen fördern für Väter wie Mütter gleichermaßen die Vereinbarkeit, jedoch erleben Väter die Vorteile für Lebens- und Arbeitsqualität deutlich stärker. Obwohl Frauen mit hoher Schulbildung die Chancen der Digitalisierung zunehmend für sich sehen, scheinen gerade Mütter diese (noch) nicht für sich nutzen zu können.
  • Frauen bewegen sich vorsichtig in sozialen Netzwerken, sind eher in moderierten Foren als offenen Plattformen aktiv. Sie sind auch tendenziell vorsichtiger mit persönlichen Daten. Möglichkeiten des gesellschaftlichen und politischen Engagements durch soziale Medien sehen vor allem junge Männer, aber auch die Hälfte der jungen und der hochgebildeten Frauen.
  • Gleichzeitig berichten Frauen häufiger als Männer, dass sie Anfeindungen im Netz belasten. Sexualisierte Drohungen oder Erniedrigungen sind für viele Frauen im Netz Grund für Zurückhaltung und Vermeidung.
Eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in der digitalen Welt haben wir bis heute nicht erreicht. Es liegt auf der Hand: Damit Frauen die Chancen der Digitalisierung besser nutzen können, müssen wir auch die unbezahlte Betreuungs- und Pflegearbeit gerechter verteilen. Denn wer sich um Kinder oder Eltern kümmert, hat weniger Zeit für einen Computerkurs oder die neusten Apps fürs Handy.
Dr. Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Gesprächsreihe zur Studie

Videokonferenz mit 5 Fenstern mit den 5 Speaker*innen.

Digitale Gewalt an Frauen in sozialen Medien? Ein Gesellschaftsproblem

Frauen sind überdurchschnittlich stark von Anfeindungen im digitalen Raum betroffen. Was können Politik und Gesellschaft unternehmen, um Frauen besser vor digitaler Gewalt zu schützen? Wo herrscht Handlungsbedarf und wer muss das Thema vorantreiben? Gemeinsam mit Expert*innen aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft haben wir über digitale Gewalt und Geschlechterunterschiede in sozialen Medien gesprochen.

Screenshot der Videokonferenz mit den 5 Speaker*innen

Digitales Leben – wie chancengerecht ist die Berufswelt?

Wie chancengerecht ist die Arbeitswelt? Wie unterscheidet sich das digitale Leben von Männern und Frauen im beruflichen Kontext? Gemeinsam mit Expert*innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft haben wir in unserer ersten virtuellen Gesprächsrunde über die Ergebnisse unserer neuen Studie „Digitales Leben“ gesprochen.

Ansprechpartner in der Geschäftsstelle

Porträt von Sandy Jahn

Sandy Jahn, Referentin Strategic Insights & Analytics