The Future is now! Halbfinale der Digital Future Challenge #4

Wie kann Künstliche Intelligenz für eine faire Energieverteilung, datenbasierte Verkehrsplanung oder verantwortungsvolles Personalmanagement in Zeiten der Automatisierung eingesetzt werden? Beim Halbfinale der Digital Future Challenge am 15.01. präsentierten zehn Studierendenteams Lösungsansätze zu diesen Fragen – ihr Ziel: das Finale der #DFC4 im Februar.

Berlin. Künstliche Intelligenz (KI) ist ohne Zweifel eine der Technologien, die unsere Zukunft grundlegend verändern werden. Doch wenngleich der KI-Einsatz in vielen Arbeits- und Lebensbereichen ausgiebig diskutiert wird, bleiben Fragen zum verantwortungsvollen Umgang mit KI oft unbeantwortet. Deswegen konnten die Studierendenteams bei der vierten Ausgabe der Digital Future Challenge (DFC) ihre Ideen zu der übergeordneten Fragestellung pitchen: Wie können wir gemeinsam eine digitale Zukunft gestalten, die unseren ethischen Vorstellungen entspricht und einen verantwortungsvollen Umgang mit KI beinhaltet? Im Rahmen der DFC entwickelten die Studierenden im Wintersemester 2023/24 Lösungsansätze für Praxisbeispiele (Usecases) von Unternehmen, in denen es darum ging, wie KI verantwortungsvoller eingesetzt werden kann. Besonders standen dabei ökologische, soziale und Governance-Perspektiven auf den verantwortungsvollen Umgang mit KI im Fokus.

Verantwortungsvollen Umgang mit KI durch Neugierde und Kreativität fördern

KI ist eine absolute Schlüsseltechnologie. Es ist toll, dass bei der #DFC4 so viele Studierende beitragen wollen, dass KI made in Germany vertrauensvoll gestaltet wird.
Daniela Kluckert, Parlamentarische Staatssekretärin des BMDV

Das bekräftigte zur Begrüßung Daniela Kluckert, Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV). Sie gratulierte den Studierenden zum Erreichen des Halbfinals und wünschte ihnen viel Erfolg. Die DFC ist ein gemeinsames Projekt der Initiative D21 und der Deloitte-Stiftung und wird vom BMDV gefördert. Bundesdigitalminister Dr. Volker Wissing ist Schirmherr der Challenge und wird beim Finale im Februar dabei sein. Mit Vorfreude auf die Pitches blickten auch Lena-Sophie Müller, Initiative D21, und Dorothea Schmidt, Deloitte-Stiftung, auf das bevorstehende Halbfinale. In ihren Einführungsworten ermutigten sie die Studierenden, sich weiter aktiv in die digitale Transformation ihrer eigenen Zukunft einzubringen und diese zu gestalten.

Dorothea Schmidt und Lena-Sophie Müller auf der Bühne, im Vordergrund mehrere Reihen Publikum von hinten
Dorothea Schmidt (Vorständin der Deloitte-Stiftung) und Lena-Sophie Müller (Geschäftsführerin der Initiative D21) begrüßen die Studierenden.
Daniela Kluckert auf der Bühne mit einem Mikrofon in der Hand.
Daniela Kluckert (Parlamentarische Staatssekretärin des BMDV) gratulierte den Studierenden zum Erreichen des Halbfinals.

„Aus großer Macht folgt große Verantwortung.“

In zwei Keynotes gaben Lajla Fetic, Expertin für KI-Governance und KI-Ethik, und Karim Mustaghni, Co-Founder & Head of Creativity bei culturedesign.org, den Studierendenteams in zwei Keynotes Anregungen für die Weiterentwicklung ihrer Ideen.

Technologie kann niemals nie die Lösung für all unsere gesellschaftlichen Probleme darstellen. Sie kann ein Teil davon sein, und wir müssen die Bedingungen dafür definieren, wie sie wirken kann und wirken soll.
Lajla Fetic, Ki-Ethik-Expertin
Lajla Fetic auf der Bühne der DFC
KI-Ethik-Expertin Lajla Fetic sprach dazu, worauf wir achten müssen, um mit KI eine inklusive Zukunft zu gestalten

Algorithmen würden selten soziale Perspektiven berücksichtigen und dadurch marginalisierte Gruppen ausgrenzen, was einen verantwortungsvollen KI-Einsatz erschwere, so Fetic. Für einen inklusiven, verantwortungsvollen Einsatz von KI bedürfe es deswegen heterogener Entwickler*innenteams, die Partizipation von Menschen, die selbst von der Technologie betroffen sind, im Entwicklungsprozess und einer kritische Zivilgesellschaft, die hinterfragt, auf Basis welcher Annahmen und Indikatoren Algorithmen Entscheidungen treffen.

Karim Mustaghni auf der Bühne der DFC
Karim Mustaghni gab den Studierenden Impulse zur Aktivierung der eigenen Neugierde für disruptive Kreativität.

Karim Mustaghni widmete sich in seiner Keynote der Frage, wie man sich selbst und seine Umgebung in einen innovationsfördernden Zustand versetzen kann. Er gab Impulse, wie Neugierde gesteigert werden und dabei helfen könne, die eigene Kreativität zu fördern. Kreativität erleichtere es letztlich enorm, innovative Ideen im Umgang mit disruptiven Technologien wie KI zu entwickeln. Für eine gesteigerte Kreativität sei entscheidend, sich sowohl in einzelnen Themenbereichen zu spezialisieren als auch neugierig zu bleiben und sich für ein breiteres Themenspektrum zu interessieren. Des Weiteren solle das Langzeitgedächtnis trainiert und mit Akteur*innen verschiedener Branchen zusammengearbeitet werden, da so neue Lösungsansätze entstünden und Innovationspotenziale etwa über neue Nutzungsmöglichkeiten von KI ausgeschöpft werden könnten:

Die drei Geheimrezepte für Innovationen sind also Neugier, Kreativität und Kollaboration. Breakthrough-Innovationen stecken fast immer in heterogenen Räumen.
Karim Mustaghni, culturedesign.org
Graphic Recording der Halbfinalpitches
Graphic Recorder Jonas Heidebrecht hielt die Pitches der Studierendenteams zeichnerisch fest.

KI-Avatare, Verkehrssicherheitsassistenten und mehr: Die Studierendenprojekte im Überblick

Anschließend startete der Pitch-Wettbewerb und die zehn Studierendenteams präsentierten ihre Herangehensweise daran, wie ein verantwortungsvoller Umgang mit KI gelingen kann. Nachfolgend finden Sie eine Zusammenfassung der Halbfinalprojekte der #DFC4:

  • Das Team AI Allies (LMU München) stellte einen Ansatz vor, wie KI bei einem Avatar im Kund*innensupport eingesetzt werden und dabei Barrierefreiheit, Chancengleichheit, Optimierung der Mensch-Maschine-Interaktion und ein respektvoller Umgang durch die Etablierung gewährleistet werden kann. Dazu integriert das Team verschiedene zusätzliche Funktionen wie etwa die Auswahl der Spracheingabe und -ausgabe in bestehende Chat-Bots. (Usecase: Telefónica)
  • Der Ansatz des Teams IBMatch (HTW Dresden) zielt darauf ab, die in den Zeiten des Fachkräftemangels durch Automatisierung entstandenen Arbeitskapazitäten bestmöglich neu zu nutzen. Die vorgestellte interaktive berufliche Matching-Plattform mit integriertem Career-Copilot für Unternehmen kann dabei helfen, diese Herausforderung zu lösen. (Usecase: IBM)
  • Das Team EduPin (TU München) präsentierte eine Idee, wie bisher fehlende Verkehrsdaten von Kindern erhoben werden können, um das Potenzial datenbasierter Verkehrsplanung vollständig auszuschöpfen. Ihren EduPin, ein ansteckbarer Button, der Verkehrsschilder in der Umgebung ausliest, den Kindern Hinweise über das korrekte Verkehrsverhalten liefert und zugleich Verkehrsdaten von Kindern erhebt, hatten sie sogar als Prototypen dabei und bereits im Einsatz. (Usecase: PD – Berater der öffentlichen Hand)
  • Das Team Grid Harmony (TU Hamburg) hat eine App entwickelt, die mithilfe von KI bei Stromknappheit das Verbraucher*innenmanagement steuern kann. Die App verbindet finanzielle und psychologische Anreize, um Strom einzusparen und Überlastungen des Stromnetzes vorzubeugen. (Usecase: Honda Research Institute Europe)
  • Das Team Intersectional AI (TU München) stellte ein Konzept vor, wie Inklusion, Barrierefreiheit und Gleichberechtigung bei KI-Systemen gesteigert werden können. Die Lösung: Intersektionalität fördern, Trainingsdatensätze anpassen, um Biases in KI-Systemen zu reduzieren und Voice-Guides sowie Gebärdensprache integrieren. (Usecase: Telefónica)
2 Studierende beim Pitch auf der Bühne.
Die Studierenden-Teams hatten jeweils 5 Minuten Zeit, um die Jury und das Publikum in einem Pitch von ihrer Idee zu überzeugen.
4 Jurymitglieder, einer davon (Ben Brake) hat gerade das Mikrofon in der Hand und stellt eine Frage.
Die Jury hatte nach jedem Pitch die Möglichkeit, ihre Fragen direkt an die Studierenden zu richten.
Johannes Büchs bei der Moderation auf der Bühne
Moderator Johannes Büchs (bekannt aus der Sendung mit der Maus) führte durch den Tag.
  • Das Team MyComfort (Hochschule Neu-Ulm) gab Einblick in seine Idee, wie bei Stromknappheiten der Überlastung des Stromnetzes vorgebeugt werden kann. Abhilfe leistet ihre App, die dynamische Anpassungsmöglichkeiten des eigenen Stromverbrauchs und ein anreizbasiertes Stromsparsystem biete. (Usecase: Honda Research Institute Europe)
  • Auch das Team PowerBalance (TU München) präsentierte einen Ansatz zum Senken des kollektiven Stromverbrauchs bei Knappheit. Sie wollen smarte Stromzähler bei den Verbraucher*innen einbauen und unterschiedliche sozial-ökonomische Hintergründe beim Stromverbrauch berücksichtigen, bevor individuelle Empfehlungen zur Stromeinsparung gegeben werden. Als technische Lösung sieht das Team außerdem eine Website mit integriertem Dashboard vor. (Usecase: Honda Research Institute Europe)
  • Das Team Beyond The Barrier (HTW Berlin) setzte sich in ihrem Pitch mit der Herausforderung von chancengleicher und barrierefreier Conversational AI (CAI) im Kund*innendienst auseinander. Sie wollen ihre CAI dauerhaft trainieren, damit sie Menschen und ihre verschiedenen kulturellen Hintergründe verstehen lernt. Dazu will das Team eine eigene KI als „Personenersatz“ entwickeln und einen Bias-Barriere-Index nutzen, um verschiedene Personenprofile und multikulturelle Hintergründe abzubilden. (Usecase: Telefónica)
  • Das Team Norderstedt (TU Hamburg) präsentierte ein Konzept dafür, wie Fachkräfte trotz Automatisierung und den Wegfall von spezifischen Tätigkeiten in den Unternehmen gehalten werden können. Dazu soll eine Datenbank mit Mitarbeitenden- und Stellenprofilen sowie eine KI etabliert werden, die passende Matches zwischen beiden identifiziert. (Usecase: IBM)
  • Das Team Wonda (TU Hamburg) stellte sich der Herausforderung der sozialökonomisch gerechten Energieverteilung bei drohender Energieknappheit. Die Idee zur Problembewältigung: eine KI, die Umweltdaten sowie Verbrauchsdaten von Privathaushalten und Unternehmen erhebt und die zukünftig verfügbare und benötigte Energie berechnet. Bei Engpässen berechnet die KI einen Verteilungsschlüssel, der mit Human Interloop entwickelt und kontinuierlich überprüft werden soll. (Usecase: Honda Research Institute Europe)
Die erste Reihe des Publikums, hier also vor allem Jury-Mitglieder.
Jury und Publikum lauschten den Pitches interessiert. 
3 Studentinnen bei ihrem Pitch.
Die Studierenden hatten ihre Projektideen gut durchdacht und präsentierten sie dem Publikum engagiert.
1 Student während des Pitches.
Themen der Pitches waren z. B. KI-Avatare, Verkehrssicherheitsassistenten oder Systeme zur besseren Energieverteilung.

Kompetenzen für den verantwortungsvollen und ethischen Umgang mit KI

Während die Jury sich zur Beratung zurückzog und über die Finalteilnehmer*innen abstimmte, konnten die Studierenden in zwei Workshops weiteren Input für ihre Projekte über den verantwortungsvollen Umgang mit KI sammeln. Klara Krieg, Bosch Digital, regte in ihrem Workshop „Bias in KI und Diskriminierung durch KI“ an, dass auch die Studierenden sich bei ihren eigenen Projekten die Frage stellen sollten: Inwieweit beeinflussen Vorurteile in Datensätzen, mit denen KI-Systeme trainiert werden, mein Vorhaben? Auch diskutierte sie gemeinsam mit den Studierenden darüber, ob Biases bei KI verhindert werden können, indem Entwickler*innen-Teams diverser werden, und wie man letztlich mit den Vorurteilen der KI und im KI-Output in der eigenen (weiterführenden) Arbeit umgeht.

In ihrem parallel stattfindenden Workshop „Tools für ethics by design in an entrepreneurial context“ gaben Bartosz Przybylek und Felix von Roesgen von ifok einen Einblick, wie ethische Kriterien direkt in die Unternehmensplanung integriert werden können. Anhand eines Staubsaugerroboters haben die Teilnehmer*innen diskutiert, welche ethischen Fragen bei einer Neuprodukteinführung berücksichtigt werden sollten.

Studierende im Gespräch während der Pause
Die Studierenden hatten die Chance, sich im informellen Teil des Events mit Unternehmensvertreter*innen auszutauschen.
2 Personen im Vordergrund sitzend, sie unterhalten sich. Im Hintergrund stehen sehr viele andere Personen im Gespräch.
Die Wartezeit auf die Jury-Entscheidung nutzten alle für einen intensiven Austausch.
2 Personen im Publikum klatschen.
Das Publikum honorierte die mutigen Projektideen und Pitches mit Applaus.

Die Spannung steigt: Die Finalteams der DFC#4

Simone Kaiser und Yara Hoffmann zusammen mit dem Moderator auf der Bphne, im Vordergrund das Publikum von hinten.
Die Jury-Mitglieder Simone Kaiser und Yara Hoffmann gaben den Studierenden noch einige Wünsche mit auf den Weg.

Am Ende des Abends stand endlich das an, dem alle den ganzen Tag über entgegengefiebert hatten: die Verkündung der Finalist*innen. Stellevertretend für die gesamte Jury verkündeten Yara Hoffmann und Simone Kaiser die Finalist*innen. Die Jury lobte ausdrücklich die innovativen Ansätze und die professionelle Beantwortung der Nachfragen seitens der Jury. Ganz im Sinne der Kreativitätsförderung gab die Jury den Teams mit den Weg, sich weiter mit Fragen der Inklusion und der Fairness beim Umgang mit KI auseinanderzusetzen.

Im Finale der #DFC4 stehen die Teams: AI Allies, Beyond The BarrierGridHarmony, EduPin und PowerBalance. Wir sagen herzlichen Glückwunsch und wünschen viel Kreativität bei der Weiterentwicklung der Ideen, die sie am 08. Februar im Lichthof des BMDV präsentiert werden.

Gruppenfoto der Halbfinal-Teams, Jury-Mitglieder, Unternehmensvertreter*innen und Organisator*innen. Alle reißen die Arme in die Luft.
Gruppenfoto der Halbfinal-Teams, Jury-Mitglieder, Unternehmensvertreter*innen und Organisator*innen.

Ansprechpartnerin in der Geschäftsstelle

Porträt von Dr. Marie Blachetta

Dr. Marie Blachetta, Referentin Digital Responsibility