AG-Blog | Arbeitskultur und Personalbeschaffung in der Verwaltung
Was ist die Antwort auf den Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst? Darauf diskutierte die AG innovative Lösungen und Ansätze.
Berlin. Der Fachkräftemangel betrifft den öffentlichen Dienst besonders stark. Nicht nur im Bereich der IT-Fachkräfte, insgesamt stehen Ministerien und Ämter vor Nachwuchsproblemen. Vor diesem Hintergrund setzte sich die AG Innovativer Staat bei ihrem Treffen am 12. September 2019 mit den Themen Arbeitskultur, Personalbeschaffung und -ausbildung in der Verwaltung auseinander.
„Eine Verwaltung ist nur so gut wie ihr Personal.“
In 10 Jahren werden durch altersbedingtes Ausscheiden und Fluktuation bis zu 50% der Beschäftigten im öffentlichen Dienst wegfallen – es wird also dringend neues Personal benötigt. Mit dieser Zahl begann Michael Fulde von Next:Public seine Vorstellung des „Nachwuchsbarometers Öffentlicher Dienst“. Die Studie fragte Studierende deutscher Hochschulen nach ihren Anforderungen an zukünftige Arbeitgeber und wie sie den öffentlichen Dienst bei der Erfüllung dieser Kriterien einschätzen. Gemeinwohl-Orientierung beispielsweise ist für viele Studierende ein wichtiger Punkt, den sie in Tätigkeiten in der Verwaltung aber oft nicht wiederfinden. Viele dieser Tätigkeiten besitzen jedoch einen sinnstiftenden Charakter.
Immerhin 58 Prozent der befragten Studierenden streben eine Tätigkeit in der Verwaltung an, und ganze 44 Prozent hoffen auf eine Verbeamtung – doch die tatsächliche Anzahl an Berufseinsteiger*innen ist deutlich geringer. Was muss der öffentliche Dienst liefern, damit junge Leute wirklich zu ihm kommen? Wie kann der öffentliche Dienst seine Arbeitsplatzattraktivität steigern? Zu diesen Fragen gibt das Barometer zwei besonders relevante Punkte vor, an denen die Verwaltung arbeiten muss: Zum einen zu lange und umständliche Bewerbungsprozesse und zum anderen die mangelnde Ansprache an Studierende unterrepräsentierter Studiengänge, wie Informatik und Ingenieurswesen.
Welche Handlungsempfehlungen kann man anhand der Studienergebnisse abgeben für die Personalgewinnung in der Verwaltung? Michael Fulde empfahl Investitionen in moderne Arbeitsorganisationen, die Vergabe von Praktika und Werkstudent*innenstellen als mögliche Rekrutierungskanäle und die Entwicklung individueller Karrierepfade. Die anschließende Diskussion verdeutlichte die Notwendigkeit eines Kulturwandels seitens der Verwaltung.
Maßnahmen der Bundesregierung
Anschließend gab Dr. Tobias Plate aus dem Bundeskanzleramt der Runde einen vertraulichen Einblick in einige Ergebnisse der interministeriellen Arbeitsgruppe „Personal in der Digitalen Verwaltung“. Den offiziellen Maßnahmenbericht legt die Arbeitsgruppe am 9. Oktober 2019 dem Digitalkabinett vor. Im Mittelpunkt der erarbeiteten Maßnahmen steht die Frage, wie man die Verwaltung zukünftig attraktiver für benötigte Arbeitskräfte gestalten kann.
Innovationbüro Digitales Leben
Lilian Emonds vom iRights.Lab stellte das kürzlich gegründeten Innovationsbüros „Digitales Leben“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) vor. Dieses soll eine Schnittstelle zwischen Zivilgesellschaft sowie öffentlicher Verwaltung schaffen und gemeinsam eine neue digitale Gesellschaftspolitik entwickeln. Bei einem „Chancen-Hackathon“ konnten im Juni interessierte Vertreter*innen der Zivilgesellschaft ihre Ideen und Visionen einbringen und in Gruppen innovative, digitale Lösungen auf bestehende Alltagsprobleme erarbeiten. Die dort entstandenen Konzepte und Ideen fließen nun in die Arbeit des Innovationsbüros ein mit dem Ziel, sie zurück in den Alltag der Gesellschaft zu bringen.
In eigener Sache: Neue AG-Leitung gewählt
Die AG Innovativer Staat wählte bei dem Treffen Patricia Wrzesniewski von ISB AG und Thomas Langkabel von Microsoft zur neuen gemeinsamen AG-Leitung für ein Jahr. Damit setzt die AG den Diversity-Kodex der Initiative D21 um, der zu einer ausgewogeneren Geschlechterverteilung beitragen soll.