Auf ein Glas Wein mit der Verantwortung – Neujahrsempfang der Initiative D21
200 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft trafen sich am 27. Januar zum Neujahrsempfang der Initiative D21. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn war Ehrengast an diesem Abend, der unter dem Motto „Verantwortung“ stand.

Berlin. Das Wetter ist durchwachsen und langsam wird es dunkel über den historischen Backsteinbauten im Wedding. Vor 130 Jahren baute die AEG hier elektrotechnische Geräte und Haushaltsartikel, unter dem Gelände fuhr Deutschlands erste U-Bahn. Heute ist das Amperium am Humboldthain Sitz eines Technologie- und Gründerzentrums. Viel Geschichte steckt in den Mauern. Ein Ort, der das Kommen und Vergehen von Innovationen miterlebte, das Scheitern und (sich) neu Erfinden. An diesem Montagabend ist er Veranstaltungsort des Neujahrsempfang 2020 der Initiative D21, als Ehrengast spricht Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.
Mission Verantwortung
Zwischen Industriecharme und modernen Designelementen trifft sich das Netzwerk für die digitale Gesellschaft zu Wein und Snacks und spricht über Digitalpolitik, über Herausforderungen und Chancen des digitalen Wandels und was es braucht, um weiter voranzukommen.
Lassen Sie uns diese Dekade als Dekade der Verantwortung betrachten.

Das empfahl Hannes Schwaderer, Präsident der Initiative D21, vor 200 geladenen Gästen. In den vergangenen Jahren sei es viel um technische Innovationen und ihr Potential gegangen. Es seien alle möglichen Zukunftsszenarien und damit einhergehende ethische Fragen durchdacht worden. „Als nächsten Schritt geht es aus unserer Sicht um Verantwortung, um verantwortungsvolle Gestaltung“, so Schwaderer. Er spricht auch von Macht, die durch die Digitalisierung und ihre Technologien verteilt werde. Macht, „die es gilt, für das Gemeinwohl einzusetzen“. Es ist eine unmissverständliche Botschaft an das Publikum, denn Politik und Unternehmen haben die größte Hebelwirkung. Sie müssten Weitsicht beweisen und benötigte strukturelle Veränderungen bewirken. Aber auch ganz konkrete, jetzt schon umsetzbare Handlungen brauche es und eine positivere, progressivere Herangehensweise.
Verantwortung braucht Orientierungswissen
Aus dem digitalen Wandel erwächst eine neue Verantwortung von Unternehmen, die Corporate Digital Responsibility – kurz CDR. Gemeinsam mit ihrem Netzwerk will die Initiative D21 notwendiges Orientierungswissen für dieses gesellschaftlich hochrelevante Thema liefern, mit der Digital Future Challenge zum einen und dem CDR-Online-Magazin zum anderen. Gemeinsam mit der Deloitte Stiftung hat die Initiative D21 Studierende deutschlandweit aufgerufen, sich mit CDR zu beschäftigen. Anhand von Praxisbeispielen, die durch D21-Mitgliedsunternehmen und –organisationen eingereicht wurden, sollen sie Prinzipien und Eckpunkte für ein verantwortliches Handeln von Unternehmen in der digitalen Welt erarbeiten. Ende März wird gemeinsam mit der Schirmherrin des Projektes, Staatsministerin Dorothee Bär, das Gewinnerteam im Bundeskanzleramt gekürt.



Ende Februar startet das CDR-Online-Magazin. Hier werden Beispiele und Ideen rund um digitale Unternehmensverantwortung sichtbar gemacht, diskutiert und Impulse gegeben. Im Magazin werden unterschiedliche Gedanken und Stimmen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zu Wort kommen. Nur zwei Projekte der D21, wie Schwaderer betont, die sich konkret mit Verantwortung in der digitalen Welt beschäftigen. Verantwortung übernehmen, positiver denken, Anpacken: Die Leitmotive des Abends waren gesetzt.
Botschaften weit über das Gesundheitsressort hinaus

Denn auch der anschließend redende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sprach über Verantwortung. Und Vertrauen, darum ginge es im Kern, „um Vertrauen in den Staat, in die Entscheidungen des Staates und in den Entscheidungswillen der Bundesregierung“. Deshalb packe er an, zügig:
Ich setze auf digitale Innovationen, denn das ist auch die Chance, Vertrauen zurückzugewinnen und ganz konkret, durch Entscheidungen im Alltag, einen Unterschied zu machen.
Stück für Stück und mit Tempo zur digitalen Gesundheitsversorgung. Lieber mit stetiger Verbesserung als aus Perfektionismus zu spät. Oder nie.
Auch den Datenschutz spart Jens Spahn nicht aus. Ja, der Gesundheitsbereich sei sehr sensibel, „aber wenn Sie über WhatsApp schreiben, Sie haben Fieber, und dann die Symptome googeln, dann wissen Amerikanische Großkonzerne über Ihre Gesundheit Bescheid. Und alles wird auch schön zusammengeführt: wo Sie suchen, Ihre Mobilitätsdaten, Ihre Gesundheitsdaten“, erklärt der Minister. Das nähmen die meisten in Kauf, bei der digitalen Patientenakte aber beispielsweise rege sich Widerstand.



Dekade der Verantwortung
Gesundheitsdaten seien aber auch von großem Nutzen für die Gesellschaft. Anonymisierte und pseudonymisierte Daten unterstützten die Forschung und könnten zur besseren Versorgung und Behandlung beitragen. Das Nichtnutzen von technischen Innovationen habe also ebenso eine ethische Perspektive, gibt Spahn abschließend zu bedenken. Da schließt sich der Kreis.

Die Stimmung der 200 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft ist gut. Anpacken wollen hier eh alle, tun es bereits seit Jahren. Bis in den späten Abend wird geredet, gelacht, genetzwerkt. Der Januar 2020 zeigt sich verregnet, so auch in dieser Nacht. Nichtsdestotrotz: Die Dekade der Verantwortung ist ausgerufen, nun gilt es, sie zu leben.