#D21talk – Gesellschaft im Wandel: Perspektiven vernetzen und die Digitale Transformation gemeinsam gestalten
Anlässlich der Veröffentlichung des D21-Digital-Index 2023/2024 diskutierten beim #D21talk politische Entscheidungsträger*innen und Expert*innen über die Gesellschaft im digitalen Wandel, die digitale Wertschöpfung der Zukunft sowie den verantwortungsvollen Umgang mit KI und der digitalen Transformation.
Berlin. Wie kann ein verantwortungsvoller Umgang mit KI aussehen? Wie kann die digitale Transformation fair gestaltet werden? Welche Herausforderungen und Chancen bringt die digitale Transformation für die Arbeitswelt? Und wie können Beschäftigte auf die veränderten Qualifikationsanforderungen durch die Digitalisierung vorbereitet und die Gesellschaft insgesamt resilienter werden? Beim „#D21talk Connecting Perspectives: Gesellschaft im Wandel – Digitale Transformation gestalten“ diskutierten politische Entscheidungsträger*innen und Expert*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft gemeinsam diese und weitere bedeutende gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit.
Mit Spannung erwartete das Netzwerk dabei die neuen Ergebnisse der Studie D21-Digital-Index 2023/2024 und die Einblicke zu den wichtigen Gestaltungsaufgaben unserer Zeit. Der D21-Digital-Index misst als jährliches Lagebild die Anpassungs- und Zukunftsfähigkeit der Digitalen Gesellschaft. Er gibt Auskunft darüber, inwiefern die Digitalisierung verschiedene Lebensbereiche bereits durchdrungen hat und wie gut die Bürger*innen in der Lage sind, mit den Anforderungen des digitalen Wandels umzugehen.
Perspektiven der digitalen Gesellschaft
Moderator Jörg Thadeusz begrüßte gemeinsam mit D21-Präsident Marc Reinhardt und Fritz-Uwe Hofmann von der Deutschen Telekom die rund 190 Gäste im Atrium der Telekom-Hauptstadtrepräsentanz.
Das stellte Hofmann zu Beginn fest. Er bilde ab, welche Themen die digitale Gesellschaft umtreiben und welche Perspektiven die Bevölkerung auf die Digitalisierung hat. Dadurch leiste der D21-Digital-Index auch ein Beitrag zur Datenstrategie der Bundesregierung, hob Reinhardt in seinen einleitenden Worten hervor und gab den Startschuss für den Tag: „Sichten wir die Daten, vernetzen wir die Perspektiven!“
Unternehmensverantwortung und die Rolle von Big Tech in der KI-Ära
Jens Redmer, Principal New Products bei Google, beleuchtete in seiner Keynote die Perspektive der unternehmerischen Verantwortung in der digitalen Transformation und im KI-Zeitalter. Die Fragen, die wir uns als Gesellschaft mit Blick auf KI stellen müssen, seien nicht neu. Allerdings sei die Geschwindigkeit rasant gestiegen, mit der wir Antworten auf jene Fragen finden müssten. Deswegen habe Google unter anderem Prinzipien für den Umgang mit KI festgelegt. Auch bei Themen wie Desinformation müssten Big-Tech-Unternehmen gegensteuern und ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden. Eine entsprechende Anti-Desinformationskampagne von Google habe beispielsweise gezeigt, dass 6 Prozent aller erreichten Menschen Desinformation danach besser als solche klassifizieren könnten. Abschließend hielt Redmer jedoch fest:
Ein Appell für Fairness und Verantwortung
Prof. Dr.-Ing Stephan Ramesohl, Forschungsgruppenleiter am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie, betonte in seinem Impuls die Verantwortung aus einer anderen Richtung – nämlich mit der Betrachtungslinse der Nachhaltigkeit. Digitalisierung dürfe nicht dazu genutzt werden, einen nicht nachhaltigen Status Quo zu erhalten. Vielmehr solle die Digitalisierung als Instrument angesehen werden, mit dem zukünftige Herausforderungen gelöst werden können – das sei dann echte transformative Digitalisierung. Jene Lösungsansätze sollten möglichst nachhaltig und fair sein. Ramesohl versteht darunter, auch mal Dinge nicht zu tun, obwohl sie rechtlich erlaubt sind – denn nicht alles, was legal ist, sei auch moralisch und ethisch legitim. Am Ende brauche es unternehmerische Verantwortung genauso wie einen handlungsfähigen Staat und digitalmündige Bürger*innen. Dabei müsse es gelingen, zwischen allen Akteur*innen faire Kompromisse auszuhandeln:
Im Spannungsfeld zwischen Innovation und Regulierung von Künstlicher Intelligenz
Ein solcher Kompromiss sei auch bei KI und dem Spannungsfeld Innovation vs. Regulierung von Technologien von großer Bedeutung, so Dr. Anna Christmann MdB, Beauftragte des BMWK für die Digitale Wirtschaft und Start-ups. Sie berichtete aus ihrer politischen Arbeit, dass man mit dem AI Act eine solche Einigung gefunden und damit einen verlässlichen europäischen Rahmen für die Regulierung von KI geschaffen habe. Dieser sei wichtig, um einen Technologieschub in Europa zu fördern. Zeitgleich fragte Christmann mit Blick auf die Fairness der digitalen Transformation:
Um solchen Ungleichheiten zu begegnen, müsste sich auf globaler Ebene über Governance-Regeln von KI verständig und mit einem gemeinsamen Narrativ Lösungen geschaffen werden.
In einer an die Keynotes anschließenden Paneldiskussion tauschte sich Christmann mit Iris Plöger (Bundesverband der deutschen Industrie) und Matthias Spielkamp (AlgorithmWatch) über ethische Fragestellungen beim Thema KI aus. Anknüpfend an das von Christmann in ihrem Impuls angeschnittene Spannungsverhältnis zwischen Innovation und Regulierung im Themenfeld KI stellte Spielkamp fest:
Dadurch könne auch die Akzeptanz und Offenheit gegenüber der digitalen Transformation seitens der Bürger*innen gesteigert werden, pflichtete ihm Plöger bei. Der AI Act sei als erste Regulierung eine Art gemeinsamer Wertekompass. Aber:
Deshalb sei es auch wichtig, die Regulierung von KI für Unternehmen nicht zu kompliziert zu gestalten, so Christmann.
Resilienz im digitalen Wandel – Ergebnisse des D21-Digital-Index
Nach einer kurzen Pause mit Buffet und Austauschmöglichkeiten über die Denkanstöße der bisherigen Speaker*innen eröffnete Lena-Sophie Müller, Geschäftsführerin der Initiative D21, den zweiten Teil der #D21talks mit spannenden Einblicken in die Ergebnisse des D21-Digital-Index. Sie legte den Fokus auf die Resilienz im digitalen Wandel. Darunter verstehe sie es, zukünftige Veränderungen zu antizipieren, zu akzeptieren, sich aktiv mit ihnen auseinanderzusetzen und sich dementsprechend anzupassen.
Dadurch drohe eine neue gesellschaftliche Spaltung zwischen denjenigen, die mit dem digitalen Wandel umgehen können, und denen, die sich von den Veränderungen überfordert fühlen. Deswegen sei es enorm bedeutend, die Resilienz im digitalen Wandel in der Gesellschaft zu steigern. Müller nennt dafür drei mögliche Herangehensweisen:
- messbare Ziele setzen und konkrete Maßnahmen für Digitalkompetenzen ergreifen
- positive Zukunftsperspektiven schaffen, indem der Nutzen der Digitalisierung verdeutlicht wird
- Teilhabe an Wertschöpfung fördern, statt den Vogel-Strauß-Effekt zu akzeptieren und den Kopf in Bezug auf Veränderungen im eigenen Beruf in den Sand zu stecken.
Schlüsselfaktoren einer human friendly Digitalisierung
Die Bedeutung von digitalen Kompetenzen und den sich wandelnden Qualifikationsanforderungen für Arbeitnehmer*innen auf dem Arbeitsmarkt hob auch Stefan Latuski, CIO der Bundesagentur für Arbeit, hervor. „Uns fehlen bis 2035 rund 7,5 Millionen Menschen am Arbeitsmarkt“, so Latuski.
Der Fachkräftemangel sei vor diesem Hintergrund eine große Herausforderung. Ziel sei daher, dass Digitalisierung und KI Arbeitnehmende entlasten, damit sie mehr Zeit für wertschöpfende Tätigkeiten haben. Zwar würden 24 Prozent der Menschen in Jobs mit Substituierbarkeitspotenzial arbeiten, jedoch würden die wenigsten Berufe durch KI komplett verschwinden. Denn bei einer Digitalisierung, die human friendly gestalteten sei, würden KI-Technologien lediglich zur Entscheidungsunterstützung eingesetzt und nicht die Entscheidung selbst treffen. Um eine menschenfreundliche Digitalisierung zu schaffen und die Potenziale der Digitalisierung vollständig ausschöpfen zu können, sei es deshalb unbedingt erforderlich, dass die Arbeitnehmenden weitergebildet werden:
Die Transformation des Arbeitsmarktes generationenübergreifend gemeinsam meistern
Über die Auswirkungen der Transformation des Arbeitsmarktes und neue generationenübergreifende Qualifizierungsanforderungen diskutierten im Anschluss Nour Idelbi, Tech-Founderin, Martin Vesper, Geschäftsführer und CDO bei Pfeifer & Langen, Cawa Younosi, HR-Experte, und Stefan Latuski. Alle Diskutant*innen seien Mitglieder unterschiedlicher Generationen, so Moderator Thadeusz – trotzdem oder vielleicht auch deswegen fanden sie im Gespräch viele gemeinsame Ansatzpunkte für den Umgang mit Digitalisierung in der „Wertschöpfung der Zukunft“. Vesper hob hervor, dass alle Generationen kontinuierlich lernen müssten. Es reiche nicht, auf die junge Generation zu warten, die derzeit noch in der Ausbildung sei, um den Wandel zu gestalten. Umbrüche müssten bereits jetzt erfolgen. Dafür seien Weiterbildungen von derzeitigen Arbeitnehmer*innen ausschlaggebend, fügte Younosi hinzu. Die Motivation, lebenslang zu lernen, sei insbesondere dann groß, wenn der Impact des technologischen Wandels auf die eigene Arbeit verstanden würde:
Deswegen müsse laut Vesper einerseits von Arbeitgeber*innen kommuniziert und andererseits von Arbeitnehmer*innen verstanden werden, welche Vorteile KI bietet. Nur so könne die notwendige Offenheit zur Weiterbildung erreicht werden: „Wir müssen es als Gesellschaft schaffen, dass die Menschen Lust haben, zu diesen Themen weiter zu lernen. Wir schaffen es bisher nicht genug, den Mehrwert aufzuzeigen“, argumentierte auch Latuski. Vesper fasste die Diskussion im Anschluss treffend zusammen:
Diese Motivation und auch das nötige Engagement – beides der „Treibstoff für die Veränderung der Zukunft“ – bringen gerade die jungen Generationen mit, bekräftige Nour Idelbi, die selbst schon in der Schule ein Start-up gegründet hat. Ausschlaggebend für ihren persönlichen Wunsch nach „visionärem Denken“ sei eine Projektwoche mit Rolemodels in der Schule gewesen. Von solchen initiativen brauche es noch viel mehr. Dann könne man generationenübergreifend neue Bereiche des Möglichen schaffen.
Mit diesen Worten und einem abschließenden Get-together endete der elfte #D21talk – ein informatives, nachdenkliches, aber nicht zuletzt zukunftsorientiertes und mutmachenden Event, das uns allen Denkfutter für die Gestaltung des digitalen Wandels lieferte. Wir bedanken uns herzlich bei allen Speaker*innen und Gästen, bei der Deutschen Telekom für das Sponsoring des #D21talks, und beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sowie den Partner*innen der Studie D21-Digital-Index 2023/2024 für die Unterstützung!
Hier können Sie den kompletten #D21talk nachschauen:
Der #D21talk 2024 wurde gesponsort durch die Deutsche Telekom.