„Damit das WIR in MINT-Berufen nicht nur Männer sind“: Girls’Day-Auftakt 2025 mit Bundeskanzler Olaf Scholz
24 Berliner Schülerinnen und sieben Mitgliedsorganisationen der Initiative D21 haben am 1. April 2025 die Auftaktveranstaltung des diesjährigen Girls’Day im Bundeskanzleramt gestaltet. Im MINT-Erlebnis-Parcours hatten die Schülerinnen die Möglichkeit, verschiedene Berufsfelder aus dem MINT-Bereich hautnah kennenzulernen. In einer Gesprächsrunde konnten sie zudem Bundeskanzler Olaf Scholz ihre Fragen zum politischen Alltag und seinem Blick auf MINT-Berufe stellen.

Berlin. Aufgeregtes Flüstern, neugierige Blicke und ein letztes Üben des Foto-Lächelns. Die Teilnehmerinnen des diesjährigen Girls’Day-Auftakts im Bundeskanzleramt haben sich auf dem Balkon mit dem Blick auf den Reichstag aufgestellt und warten gespannt auf Bundeskanzler Olaf Scholz, der in diesem Moment die Treppen aus seinem Büro im 7. Stock hinunterkommt, um die Schülerinnen zu begrüßen. Wie schon in den Vorjahren besucht der Kanzler die Mädchen im MINT-Erlebnis-Parcours und lässt sich von ihnen die heute kennengelernten Berufsfelder anhand von spannenden Exponaten vorstellen. Nach einem gemeinsamen Foto geht es für alle rasch an ihre Stationen und der Rundgang des Kanzlers beginnt. Jetzt gehört die Bühne den Schülerinnen.



MINT zum Mitmachen
Die Teilnehmerinnen haben heute schon viel erlebt. Um 9 Uhr startete hier im Kanzleramt der besondere Parcours, in dem es auch in diesem Jahr wieder viel zu entdecken gibt: Ein Altersanzug zur Erkennung digitaler Barrieren (AKDB), ein Roboterhund (Deutsche Telekom), ein von Künstlicher Intelligenz überwachter Tischkicker (IBM) und ein smarter Medikamentenkühlschrank (Bechtle) sind nur einige der spannenden Exponate, die die teilnehmenden Organisationen dieses Jahr mitgebracht haben. In 20-minütigen Workshops lernen sie über die Stationen MINT-Berufe kennen und haben die Möglichkeit, mit Expert*innen aus den jeweiligen Bereichen in den direkten Austausch zu gehen. Bei den Schülerinnen kommt das sehr gut an:
Mir haben die Stände wirklich sehr gut gefallen. Es war toll, dass die Expertinnen uns ihre Berufe so gut erklärt und erlebbar gemacht haben.

MINT erleben – auch für den Bundeskanzler
Aber zurück zum Kanzlerbesuch: Gemeinsam mit Marc Reinhardt, Präsident der Initiative D21, besucht Bundeskanzler Olaf Scholz die verschiedenen Stationen des Parcours. Souverän und selbstbewusst erklären ihm die Schülerinnen, was sie an den einzelnen Stationen gelernt und ausprobiert haben. Kameras, Mikrofone, Fragen von Journalist*innen – die Schülerinnen lassen sich davon nicht aus dem Konzept bringen. Unaufgeregt meistern die Schülerinnen ihre Präsentationen. Dann heißt es: Ärmel hochkrempeln für den Kanzler. Denn heute steht kein Theorieunterricht auf dem Plan. Unter Anleitung der Schülerinnen experimentiert jetzt auch er mit Molekülen in einer VR-Umgebung (ING), steuert einen Roboter über einen simulierten Recyclinghof (Cornelsen) und lernt mittels eines Neuro-Avatars, wie die Hirnforschung KI-Systeme verbessern kann (Deloitte). Ob sich der Schulunterricht mit solchen praktischen Beispielen spannender und verständlicher gestalten ließe, möchte er wissen: „Ja, auf jeden Fall!“.

Berufswahl ohne Klischees
Seit über 20 Jahren organisiert die Initiative D21 den Girls’Day-Auftakt im Bundeskanzleramt. Ziel des Events ist es, Schülerinnen der 9. Klasse spannende und praxisnahe Einblicke in die vielfältigen Berufsmöglichkeiten im MINT-Bereich zu geben und sie darin zu bestärken, ihre eigenen Interessen jenseits traditioneller Rollenbilder zu verfolgen.
Es ist ja ein Girls’Day, für uns Mädchen – damit wir uns besser gesehen fühlen und in die MINT-Berufe hineinschauen können.

Im MINT-Erlebnis-Parcours durchlaufen die Teilnehmerinnen dazu in Dreiergruppen acht Stationen, an denen sie spielerisch verschiedene MINT-Berufe kennenlernen. Statt grauer Theorie steht hier das aktive Ausprobieren und Selbermachen im Mittelpunkt. Expert*innen aus sieben Mitgliedsorganisationen der Initiative D21 teilen dabei nicht nur ihr Wissen, sondern wirken auch als direkte Rollenvorbilder, da sie selbst in den jeweiligen Fachgebieten arbeiten und ganz genau wissen, wie spannend und vielseitig der MINT-Bereich sein kann.
Ich finde, dass MINT-Berufe noch sehr männlich dominiert sind. Und deswegen ist es wichtig, uns Mädchen auch dafür zu begeistern. So können wir auch in diese Berufswelt einsteigen und überhaupt erst auf Ideen dafür kommen!

Im Gespräch mit dem Bundeskanzler

Auf die Schülerinnen wartet ein weiteres Highlight: eine Gesprächsrunde, in der die Schülerinnen Olaf Scholz alles fragen dürfen, was sie schon immer mal wissen wollten: Was war bisher die schwerste Entscheidung Ihrer politischen Karriere? Wie können Schulen und Schulgebäude moderner gestaltet werden? Und: Wie wollen Sie junge Menschen stärker in politische Prozesse einbinden? Die Stimmung ist gelassen und der Kanzler nimmt sich Zeit, auf die Fragen einzugehen. Dabei betont er auch die Wichtigkeit des Girls’Day für die Berufsorientierung junger Frauen:
Die Welt, in der wir uns befinden, ändert sich ununterbrochen. Ständig werden neue Sachen entwickelt – das hat was mit uns zu tun. Und damit ,uns‘ nicht nur Männer sind, ist es eine tolle Sache, wenn Mädchen und Frauen aktiv werden, um selbst auch in der Wissenschaft tätig zu sein oder zu forschen.

D21-Geschäftsführerin Lena-Sophie Müller, die die Gesprächsrunde moderiert, kann dem nur zustimmen:
Dieser Dialog auf Augenhöhe ist ein zentrales Element des Girls'Day-Auftakts. Hier werden die Schülerinnen nicht nur gehört, sondern erfahren, dass ihre Perspektiven für die Zukunft der MINT-Berufe und Deutschlands Innovationskraft entscheidend sind.

Zum Abschluss gibt es noch einen Höhepunkt für die Teilnehmerinnen: die Übergabe des Girls’Day-Preises. Jedes Jahr gibt es eine Schätzfrage zum Thema MINT für die Schülerinnen zu beantworten. In diesem Jahr lautete sie: „Wie hoch war der Anteil an Mädchen in MINT-Leistungskursen in Deutschland im Jahr 2023?“. Aurelie von der Bettina-von-Arnim-Schule liegt mit ihrem Tipp am nächsten an der tatsächlichen Zahl von 46 %. Der Bundeskanzler überreicht ihr einen Gutschein für den Augmented Reality-Workshop ‚Future or Fiction‘ im Humboldt Forum. Von der hohen Zahl zeigt er sich überrascht: „Ganz anders als zu meiner eigenen Schulzeit – das ist doch eine ganze Menge!“

Bevor der Kanzler sich verabschiedet, bleibt noch Zeit für ein gemeinsames Selfie mit den Schülerinnen. Dann heißt es für sie: Zurück in den Parcours. Denn einige spannende Stationen warten noch darauf, entdeckt zu werden.
Als sich die Veranstaltung dem Ende zuneigt, lassen die Schülerinnen den Tag noch einmal Revue passieren. Sara vom Albert-Einstein-Gymnasium erzählt: „Für mich war das Highlight die Fragerunde mit dem Bundeskanzler. Aber auch die verschiedenen Stände haben mir gut gefallen – man konnte viele spannende Perspektiven kennenlernen.“ Stella von der Merian-Schule stimmt ihr zu: „Ich fand die Stationen auch schön! Sie waren abwechslungsreich gestaltet und haben richtig Spaß gemacht.“
