May the Future Begin: Finale der Digital Future Challenge #DFC4
Fünf von 54 Studierendenteams konnten sich im Studierendenwettbewerb durchsetzen und haben das Finale der vierten Digital Future Challenge erreicht. Wer überzeugt die Jury mit Pitches und Ideen? Und welche Teams landen auf dem Siegertreppchen? Am 08.02.2024 galt es, auf diese Fragen eine Antwort zu finden.
Berlin. Der renovierte und zugleich altehrwürdige Lichthof des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) bot den passenden metaphorischen Rahmen für das Finale der vierten Digital Future Challenge (DFC). Denn auch bei der DFC gilt es, bestehende Strukturen und Prozesse zu überdenken, umzugestalten und zu transformieren. Bereits im Halbfinale hatten zehn Studierendenteams ihre Lösungsansätze zu Fallbeispielen aus der Praxis (Use Cases) gepitcht, in denen es darum ging, wie Unternehmen Künstliche Intelligenz (KI) verantwortungsvoll einsetzen können. Fünf Teams hatten sich durchgesetzt und konnten mit Input von Mentor*innen ihre Ideen für das Finale weiterentwickeln.
Die junge Generation für die digitale Zukunft der Gesellschaft
Die Relevanz des Abends verdeutlichte Dr. Volker Wissing, Bundesdigitalminister und Schirmherr der diesjährigen DFC. „KI hat ein enormes Problemlösungspotenzial“, stellte Wissing in seiner Begrüßungsrede fest. Allerdings gingen mit neuen Technologien auch neue Risiken einher. Deshalb brauche es nicht nur einen verantwortungsbewussten Umgang mit KI, sondern auch eine vertrauenswürdige KI selbst. Mit Ideen, wie dieser verantwortungsvolle Umgang gestaltet sein könnte, könnten Brücken zu den Nutzer*innen gebaut werden. Aus diesem Grund bedankte sich der Schirmherr bei allen Studierenden für deren Beteiligung am Wettbewerb und betonte:
Mit Spannung und Vorfreude blickten auch Lena-Sophie Müller, Initiative D21, und Thomas Northoff, Deloitte Stiftung, die Ausrichter*innen der DFC, auf das Finale. Beide zeigten sich hoffnungsvoll, dass mithilfe der vielen kreativen Ideen der Studierenden ein positiver und verantwortungsvoll gestalteter Beitrag für die die digitale Transformation geleistet werden könne.
Potenziale generativer KI ausschöpfen
KI-Expertin Dr. Feiyu Xu beglückwünschte die Studierenden ebenfalls zum Erreichen des Finals. Ihre Keynote darüber, wie das Potenzial von generativer KI vollständig ausgeschöpft werden kann, begann sie mit einem Rückblick auf das ereignisreiche KI-Jahr 2023. Dieses habe ein Spannungsverhältnis bei der Entwicklung von KI-Systemen offenbart: Einerseits sollten KI-Systemen gewissenhaft entwickelt werden und einen verantwortungsvollen Umgang mit KI fördern. Zeitgleich müssten die Unternehmen, die diese Systeme entwickeln, auch ökonomische Vorgaben erfüllen. Xu stellte heraus, dass beide Ziele oft miteinander im Konflikt lägen.
Dennoch sei sie sich sicher, dass KI unsere Produktivität erhöhen und unser Leben verbessern werde. Denn generative KI sei kreativ und könne Problemlösungen automatisieren. KI-Systeme würden bei der Text-, Bild-, Code- und Bildergenerierung den Menschen auch immer ähnlicher werden. Insgesamt sei es mit generativer KI also möglich, „Emerging Capabilities“ zu erreichen. Darunter versteht Xu, dass KI-Systeme Fähigkeiten entwickelten, die die Entwickler*innen nicht vorhersehen können. Trotz der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten von KI betonte sie:
Large Language Models (LLMs) und KI-Systeme müssten deswegen in breitere Lösungsansätze integriert werden. Zuletzt gab Xu einen Ausblick, welche Themen die KI-Branche in Zukunft dominieren könnten: Der nächste Schritt sei, dass spezialisierte KI-Systeme für verschiedene Branchen und kleine LLMs entwickelt würden.
Conversational AI, Faire Energieverteilung und datenbasierte Verkehrsplanung mit KI
Dann ging es auch schon los und Moderator Johannes Büchs gab die Bühne für die Pitches der Studierendenteams frei. Hier die Finalteams und ihre Ideen im Überblick:
Das Team Beyond The Barrier (Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin) machte den Anfang und stellte einen Ansatz vor, mit dem Conversational AI (CAI) im Kund*innendienst chancengleicher und barrierefreier gestaltet sowie Diskriminierung vorgebeugt werden kann. Dazu soll eine Bias-Barriere-Index genutzt und eine eigene KI entwickelt werden, die multikulturelle Hintergründe abbilden kann. (Usecase: Telefónica)
Anschließend präsentierte das Team AI Allies (LMU München) ihre Idee dazu, wie CAI im Kund*innendienst inklusiver werden kann. Die Lösung des Teams: die Integration verschiedener Erweiterungen in den Chatbot, zum Beispiel Audio- und Spracheingabefunktionen oder die Auswahl zwischen unterschiedlichen Sprachen. Ein spezieller Fokus liegt darauf einen gebärdenden Avatar mit einzubinden, da für Gehörlose die deutsche Schriftsprache wie eine Fremdsprache ist. (Usecase: Telefónica)
Im dritten Pitch stellt sich das Team Power Balance (TU München) der Herausforderung, wie Energie mithilfe von KI bei schwankender Stromproduktion fair verteilt werden kann. Die Idee: KI-basierte Empfehlungen für Stromeinsparungen und ein Anreizsystem für Kund*innen, Strom dann zu verbrauchen, wenn dieser gerade produziert wird. Darüber hinaus nähert das Team sich Fragen zu sozioökonomischen Hintergründen und Verteilungsfragen mithilfe der Theorie der Gerechtigkeit von John Rawls. (Usecase: Honda Research Institute EU)
Für die gleiche Problemstellung entwickelte das Team Grid Harmony (TU Hamburg) als Lösungsansatz eine App, mit der das Stromverbraucher*innenmanagement durch KI und finanzielle Anreize gesteuert werden kann. Weiterhin bietet die App einen Gamification-Ansatz in Form von Minigames, die spielerische Weiterbildung über einen grüneren Lebensstil ermöglichen, und zusätzliche Anreize zur Stromeinsparung, indem Nutzer*innen ihre bisherigen Einsparungen miteinander in einem von ihnen gewählten Umfeld vergleichen können. (Usecase: Honda Research Institute EU)
Den letzten Pitch des Abends übernahm das Team EduPin (TU München), das sich mit der Frage auseinandersetze, wie Verkehrsdaten von Kindern mithilfe von KI für eine umfassendere datenbasierte Verkehrsplanung erhoben werden können. Die Funktionsweise ihres EduPins – ein ansteckbarer Button, der Verkehrsschilder in der Umgebung ausliest, den Kindern in einem spielerisch-lernenden Ansatz Hinweise über das korrekte Verkehrsverhalten liefert und zugleich anonymisiert Verkehrsdaten erhebt – konnte das Team in Form eines Prototyps sogar auf der Bühne vorführen. Der EduPin kann bereits verschiedene Sprachen sprechen und fördert so die Inklusion. (Usecase: PD)
Trommelwirbel: Die Gewinner*innen der DFC
Nun musste die Jury die schwere Entscheidung treffen und die Gewinner*innen ausdiskutieren. Bei der anschließenden Preisverleihung hob die Jury hervor, dass die Professionalisierung und Weiterentwicklungen der Pitches zwischen Halbfinale und Finale enorm gewesen seien. Bei der Entscheidung der Jury habe es nur einen Unterschied zwischen gut und sehr gut gegeben. Es lohne sich definitiv, an allen Ideen weiterzuarbeiten. Die finalen Platzierung wurden unter großem Applaus verkündet:
- Platz 1 belegte das Team EduPin (Tammy Schmidt, David Javani und Alexander Wiener) (Preisgeld: 5.000 €)
- Auf Platz 2 landete das Team AI Allies (Nina Mandl, Leon Oskui und Mert Türkekul) (Preisgeld: 3.000 €)
- Platz 3 ging an das Team Grid Harmony (Jan Loschen, Jakob Frerichs, Jonas Zeiske und Felix Buchholz) (Preisgeld: 2.000 €)
Bei einem Empfang kamen Studierende, Mentor*innen, Unternehmensvertreter*innen, Jury, Challenge-Organisator*innen und Gäste anschließend zusammen, um den Abend ausklingen zu lassen, sich miteinander auszutauschen und die Gewinner*innen gebührend zu feiern. Herzlichen Glückwunsch!