Welcome to the Future: Halbfinale der Digital Future Challenge #5

Wie würde die junge Generation heute die digitale Zukunft verantwortungsvoll gestalten? Beim Halbfinale der fünften Digital Future Challenge pitchten zehn Studierendenteams ihre Lösungsideen für reale, digital-ethische Herausforderungen von verschiedenen Organisationen. Welche Ansätze setzten sich durch und wer schafft den Sprung ins Finale?

Berlin. Wie können Drohnen eingesetzt werden, um mit ihren Daten die Zukunft der Mobilität mitzugestalten? Wie können vernetzte Fahrzeugdaten eine nachhaltige urbane Entwicklung fördern? Und welche ethischen sowie praktischen Abwägungen gilt es, beim Einsatz von Videosensorik in Fernverkehrszügen zu durchdenken? Dies ist nur ein Auszug der Fragestellungen, mit denen sich 72 Studierendenteams von 22 Hochschulen bei der fünften Digital Future Challenge (DFC) auseinandergesetzt haben. Anhand realer Praxisbeispiele von Organisationen (Use Cases) erarbeiteten die Studierendenteams ihre Lösungsansätze dafür, wie digital-ethische Herausforderungen am besten gemeistert werden können. Zehn der Teams pitchten am 14. Januar im Halbfinale der DFC #5 ihre Ideen. Besonders im Fokus standen dabei digital-ethische Fragestellungen zu Schlüsseltechnologien im Kontext von Europa, Inklusion sowie Klima und Umwelt.

Ethische Werte treffen Innovation – Warum Digitalisierung mehr braucht als Technik

Es gilt, ethische Grundsätze und demokratische Werte mit technischen Innovationen zu verbinden und nicht nur isoliert auf die Technik zu schauen. Das ist etwas, was uns hier in Deutschland ausmacht.
Stefan Schnorr, Staatssekretär im BMDV

So begrüßte Stefan Schnorr, Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV), die Studierenden und Gäste des Halbfinales. Auch wenn das manchmal Innovationsprozesse verlangsamen könne, seien ganzheitliche Ansätze entscheidend. Deswegen freue er sich, dass die Studierenden bei ihren Ideen keine Scheuklappen aufhätten, sondern an digitalen Lösungen arbeiteten, die unsere Demokratie voranbringen und Gefahren der Digitalisierung berücksichtigen. „Bleiben Sie motiviert“, schloss Schnorr seinen Eröffnungsimpuls und wünschte den Studierenden viel Erfolg für die Pitches.

Stefan Schnorr auf der Bühne
Stefan Scnorr (Staatssekretär im BMDV) gratulierte den Studierenden zum Erreichen des Halbfinals.
Klatschende Menschen im Publikum
Das Publikum war voller Vorfreude auf den Halbfinaltag.
Wir alle merken, wie sehr technologische Entwicklungen unseren Alltag prägen. Das bringt Chancen, aber auch Herausforderungen mit sich.
Stefanie Kaste, Initiative D21
Stefanie Kaste und Thomas Northoff auf der Bühne
Stefanie Kaste (stellv. Geschäftsführerin der Initiative D21) und Thomas Northoff (Vorstandsvorsitzender der Deloitte-Stiftung) begrüßen die Studierenden.

So begrüßte auch Stefanie Kaste, stellvertretende Geschäftsführerin der Initiative D21, alle Gäste und Studierenden. Vor diesem Hintergrund seien sozial-verträgliche digitale Zukünfte enorm wichtig, zu denen die Studierenden im Rahmen der DFC einen wesentlichen Beitrag leisteten, pflichtete ihr Thomas Northoff, Vorstandsvorsitzender der Deloitte-Stiftung, bei. Beide hoben besonders hervor, dass die DFC es ermögliche, dass sehr viele unterschiedliche Akteur*innen gemeinsam an Zukunftsfragen arbeiten – etwas, dass in diesem Prozess ansonsten nicht so häufig vorkomme.

Antifragilität als Antwort auf unsichere und komplexe Umwelten

Constanze Osei auf der Bühne mit Mikrofon
Constan ze Osei bei ihrer Keynote, mit der sie die Studierenden inspirierte.

Bevor die Bühne jedoch den Teams gehörte, gab Constanze Osei, Direktorin für Corporate Innovation, DE&I und Culture bei Telefónica, den Studierenden eine spannende Keynote dazu, wie Organisationen in einer komplexer und unsicherer werdenden Welt handlungsfähig bleiben können. Die Herausforderung für Organisationen in einer solchen Welt bestehe darin, dass auch zukünftigen Umweltanforderungen weniger gut vorhersagbar würden. Es gebe aber eine Lösung: Organisationen müssten „antifragile“ werden:

Antifragile bedeutet, dass Organisationen externen Schocks nicht nur widerstehen können, sondern durch diese letztlich besser werden. Das ist quasi die Superpower von Organisationen!
Constanze Osei, Telefónica

Antifragile Organisationen würden sich vor allem durch drei Charakteristika auszeichnen:

  • Diversität und Inklusion: Antifragile Organisationen haben eine größere Diversität, wodurch verschiedene Perspektiven in Entscheidungsprozesse eingebracht und Innovationen befördern werden könnten.
  • Transformationskompetenzen: Sie umfassen unter anderem systemisches und kontextuelles Denken, um in einer komplexen Welt zu bestehen
  • Antizipieren der Zukunft: Dies gelinge, indem Unternehmen „Was wäre, wenn“-Fragen stellten. Dadurch könnten Möglichkeiten von grundlegendem Wandel erkannt, sich frühzeitig darauf vorbereitet und so eine antifragile Organisation entwickelt werden.

„Wir müssen mehr Fragen stellen“, schloss Osei ihren Impuls und bedankte sich bei den Studierenden, dass sie mit ihren Ideen dabei helfen, diese komplexe Welt etwas zu verbessern.

Graphic Recording des Halbfinals
Graphic Recorder Jonas Heidebrecht hielt die Pitches der Studierendenteams zeichnerisch fest.

Zehn Ideen, zehn Zukünfte: Die Pitches der Studierenden im Überblick

Anschließend war die Bühne frei für die Studierendenteams und ihre Ansätze dafür, wie die digital-ethischen Herausforderungen der einzelnen Use Cases am besten gelöst werden können. Hier ein Überblick über die Ideen der einzelnen Teams:

  • Das Team AIfa (Universität Witten/Herdecke) stellte mit ihrem „AI Literacy for All“-Ansatz eine adaptive und skalierbare Lernarchitektur vor, mit der Mitarbeitende von Unternehmen in der ethisch-verantwortungsvollen und nachhaltigen KI-Nutzung geschult werden sollen. Dabei verbindet ihre Lösung durch Peer-to-Peer-Ansätze digitale Kompetenzen mit sozialen Komponenten. (Use Case: Telekom)
  • Die Idee des Teams ConnecITy (FH Wedel) widmete sich dem Problem, dass Behörden und andere Akteur*innen im öffentlichen Sektor nicht nur beim Thema der vernetzten Mobilität häufig silobasiert arbeiten, was etwa die Planung von Routen für den Schienenersatzverkehr erschwert. Deswegen will das Team eine Web-App entwickeln, die verschiedene Mobilitätsdaten miteinander verbindet, welche ohnehin bei einzelnen Behörden vorliegen. So könnten zum Beispiel optimale Routen für den Schienenersatzverkehr identifiziert werden. (Use Case: BMW)
  • Der Ansatz des Teams ConnecTUM (TU München) zielt darauf ab, die durchschnittlich 43 Stunden zu reduzieren, die Bundesbürger*innen jährlich im Stau stehen. Dazu sollen bestehende Verkehrsdaten, zum Beispiel von Autos oder dem ÖPNV, miteinander verbunden werden, um eine auf den aktuellen Verkehr angepasste Geschwindigkeiten für Autos zu errechnen und vorzuschlagen. Dadurch sollen Stop-and-Go und Stau verhindert werden, wodurch auch der CO2-Ausstoß im Verkehrsbereich gesenkt werden könnte. (Use Case: BMW)
  • Das Team DigiDuo (TU München/Hochschule München) präsentierte die Idee, KI-gestützte Infrarot-Kameras in Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn einzusetzen. Da Infrarot-Kameras nur Infrarotlicht und keine visuellen Bilder erfassen, könnte die Sicherheit durch diese Kameras in Zügen erhöht werden, ohne dass sich Passagier*innen beobachtet fühlen und Angst vor der Sammlung personenbezogener Daten haben müssten. (Use Case: Deutsche Bahn)
  • Das Team GridnAItion (TU München/LMU München) stellte ein Konzept vor, mit dem Stromnetze stabilisiert werden sollen. Dazu wird überschüssiger Strom in Fernwärmenetze durch Wärmepumpen eingespeist und später bei Bedarf durch Wärmekraftmaschinen in Strom zurückgewandelt. KI-Modelle könnten dabei helfen, Stromüberschüsse und Stromdefizite zu prognostizieren. (Use Case: Deutsche Bundesstiftung Umwelt)
3 Personen auf der Bühne, sie zeigen in die Kamera
Die Studierenden-Teams pitchen ihre Projektideen beim Halbfinale der DFC.
Die Jury im Publikum
Die Jury hatte nach jedem Pitch die Möglichkeit, ihre Fragen direkt an die Studierenden zu richten.
Johannes Büchs auf der Bühne
Moderator Johannes Büchs (bekannt aus der Sendung mit der Maus) führte durch den Tag.
  • Das Team HorizonRail (TU München) gab Einblicke in ihre Idee, wie in Fernverkehrszügen durch Kameras mehr Sicherheit und schnelle Hilfe im Notfall mit Privatsphäre und Datenschutz kombiniert werden können. Dazu entwickelte das Team einen Videosensor-Prototyp, der mithilfe eigener KI-Software Notfälle wie zum Beispiel den Sturz eines Passagiers automatisch erkennt und eine Benachrichtigung mit Bild sowie einer kurzen Beschreibung des Vorfalls an die*den Zubegleiter*in sendet. Durch die kurze Datenspeicherung wäre die Lösung mit dem Datenschutz vereinbar. (Use Case: Deutsche Bahn)
  • Das Team Luftblick (FH Weidel) pitchte ihre Idee, wie mithilfe der ohnehin stetig wachsenden Drohnennutzung die Mobilitätsplanung verbessert werden kann. Ihr Ansatz: Ein Add-on-Minicomputer-Kit mit Software, der auf Drohnen installiert werden kann, ermöglicht eine datenschutzkonforme datenbasierte Mobilitätsplanung, etwa in Form von vorausschauender Straßeninstandhaltungsplanung oder dem LKW-Stellplatz-Management. (Use Case: BMDV)
  • Das Team NEA-R (TU Hamburg) stellte in ihrer Lösungsidee eine Kombination von Kameras und Real World AI vor, mit der erfasste Kameradaten in Fernverkehrszügen entpersonalisiert werden können. Durch diesen Ansatz könnten zum Beispiel verlorene Gepäckstücke leichter identifiziert oder freie Sitzplätze erkannt und in der DB-App angezeigt werden. (Use Case: Deutsche Bahn)
  • Das Team SkyGrid (TU Hamburg) stellte sich dem Problem, dass sich die Anzahl der Unfälle, die auf Straßenschäden zurückzuführen sind, in den letzten Jahren verfünffacht hat. Der Lösungsansatz: mit Lasersensoren und GPS aufgerüstete Drohnen, mit denen datenschutzkonform Straßenschäden erfasst und mithilfe eines Algorithmus priorisiert werden. (Use Case: BMDV)
  • Das Team SmartMove (TU München) stellte ihre Idee einer cloudbasierten App vor, mit der verschiedene Mobilitätsrouten berechnet werden sollen. Nutzer*innen sollen zwischen dem ÖPNV, Car-Sharing und Auto wählen können und je nach Nachhaltigkeit ihrer gewählten Route Eco-Points erhalten, die sie für Gutscheine oder ähnliches einsetzen können. (Use Case: BMW)
Eine Person gestikuliert auf der Bühne
Themen der Pitches waren z. B. Sicherheit im öffentlichen Nahverkehr, Straßenverkehrsplanung mit Drohnendaten oder die Stabilisierung der Stromnetze.
3 Personen auf der Bühne, einer kniet, um etwas auf einem Bild weiter unten auf der Rückwand zu zeigen
Die Studierenden hatten ihre Projektideen gut durchdacht und präsentierten sie dem Publikum engagiert.
2 Personen auf der Bühne mit einer Drohne und einem Zusatzgerät, das an die Drohne angebaut ist.
Manche Projekte hatten sogar schon einen Prototypen gebaut und mitgebracht.

Von Responsible Innovation Design, Grundrechtefolgeabschätzungen und Career-Guides: Workshops zur Weiterentwicklung der Pitches

Nicht nur die Jury hatte nach den Pitches die Qual der Wahl, zu entscheiden, welche Teams in das Finale einziehen sollten. Auch die Studierenden mussten sich für einen von drei Workshops entscheiden, in denen sie zur Weiterentwicklung ihrer Ideen erhielten. Jolanda Rose, B.YOND, gab einen Workshop zum Thema Responsible Innovation Design und wie die Studierenden die Risiken von Technologien und KI digitalethisch besser in ihren Ansätzen berücksichtigen können. Spannende Einblicke in die Einschätzung von Hochrisiko-KIs gemäß AI Act und in die Grundrechtsfolgeabschätzungen gab Dr. Sergio Genovesi, SKAD. Im Workshop von Luise-Sophie Bleckmann, Lennart Schubert und Janice Jansen, Deloitte Greenhouse, hatten die Studierenden die Möglichkeit, Ikigai zu lernen zu lernen, eine Methode, die Orientierung für die Zukunft gibt und als persönlicher Career-Guide dienen kann.

Personen sitzen auf unterschiedlichen Höhen in einem Raum und hören zu
Bei spannenden Workshops fiel die Wartezeit auf die Juryentscheidung leichter
2 Studierende im Gespräch mit anderen
Die Studierenden hatten die Chance, sich im informellen Teil des Events mit Unternehmensvertreter*innen auszutauschen.
ein Roboterhund gibt einer Person das Pfötchen, während dieser ihn mit dem Handy filmt
Die digitale Zukunft hielt auch mit einigen Tech-Gadgets Einzug ins Begleitprogramm zum DC-Halbfinale.

Der entscheidende Moment – Welche Teams schaffen es ins Finale?

Claudia von Bothmer und Thomas Langkabel auf der Bühne
Die Jury-Mitglieder Claudia von Bothmer und Thomas Langkabel gaben den Studierenden noch einige Wünsche mit auf den Weg.

Dann war der spannendste Moment des Tages gekommen: Die Finalentscheidung stand an. Stellvertretend für die gesamte Jury gaben Thomas Langkabel und Claudia von Bothmer den Studierendenteams Hinweise zur Weiterentwicklung ihrer Ideen, die Möglichkeit für alle Teams, sich Feedback zu ihren Ideen einzuholen, und natürlich auch die Finalteams bekannt. Wir gratulieren den folgenden Teams und freuen uns, sie am 18. Februar zum DFC-Finale im Erich-Klausener-Saal des BMDV erneut begrüßen zu dürfen: ConnectcITy, DigiDuo, GridnAItion, HorizonRail und Luftblick.

Wir bedanken uns beim BMDV, der Bertelsmann-Stiftung, den Use-Case-Gebenden, SAP, den Speaker*innen, Studierenden, Dozent*innen und natürlich bei Johannes Büchs für die fantastische Moderation.

Gruppenfoto mit allen Teilnehmenden und Gästen des Halbfinals der DFC. Alle reißen jubeldn die Arme in die Luft
Gruppenfoto der Halbfinal-Teams, Jury-Mitglieder, Unternehmensvertreter*innen, Workshop-Geber*innen und Organisator*innen.

Ansprechpartnerin in der Geschäftsstelle

Porträt von Dr. Marie Blachetta

Dr. Marie Blachetta, Referentin Digital Responsibility (sie/ihr)