Substanzieller Anstieg: In allen Bevölkerungsgruppen nutzen mehr Menschen die eID

Bereits seit über 10 Jahren verfügt der Personalausweis auch über eine Online-Funktion. Genutzt haben diese bisher jedoch die Wenigsten. Die Durchdringung des Online-Ausweises ist mit 22 Prozent auch 2024 noch gering, jedoch verzeichnet der eGovernment MONITOR in diesem Jahr zum ersten Mal einen substanziellen Anstieg an Nutzer*innen in der Bevölkerung: um 8 Prozentpunkte von 14 Prozent im Vorjahr. 2022 waren es noch 10 Prozent. 

Vor allem in den jüngeren Generationen ist der Anstieg mit 12 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr bemerkenswert (Generation Z: 40 Prozent, Generation Y: 28 Prozent). Aber auch in allen anderen Bevölkerungsgruppen steigt der Anteil an Nutzer*innen.

Der deutliche Aufwärtstrend bei der Nutzung des Online-Ausweises hält an. Nun müssen wir skalieren und die Mehrwerte des Online-Ausweises verdeutlichen. Die Bekanntheit der Dienste ist ein essenzieller Faktor für eine hohe Nutzung. Hier ist noch Luft nach oben. Durch die Ergebnisse wird zudem deutlich, dass die Umsetzung der nationalen EUDI-Wallet eine Maßnahme ist, die auf große Nachfrage trifft, denn ein Großteil der Befragten möchte sich künftig einheitlich mit dem Smartphone ausweisen können. Das sind gute Entwicklungen, die zeigen, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden und die Bedarfe der Bürgerinnen und Bürger treffen
Ernst Bürger, Abteilungsleiter Digitale Verwaltung, Steuerung OZG beim Bundesministerium des Innern und für Heimat

Abbau von Nutzungshürden

Seltener als früher sagen die Menschen, dass es keine Anwendungsfälle für die eID gebe (-8PP auf 30 Prozent) oder dass sie keinen Nutzen für sich in der eID sähen (-5PP auf 16 Prozent). Diese Nutzungshürden konnten also im Vergleich zum Vorjahr abgebaut werden. Und dieser Trend muss fortgesetzt werden, denn 52 Prozent geben an, dass sie E-Government nicht oder nicht öfter nutzen, weil sie sich online ausweisen müssten. Über alle betrachteten Verwaltungsleistungen im eGovernment MONITOR hinweg sagen 24 Prozent der Menschen, dass sie schon einmal die digitale Abwicklung einer Verwaltungsleistung abgebrochen haben, weil sie sich online ausweisen mussten.

Sich digital auszuweisen ist kein Selbstzweck, sondern eine notwendige Voraussetzung für die Bürger*innen, damit sie ihre Anliegen erledigen können, zum Beispiel staatliche Leistungen beantragen oder sich gegenüber Banken, Krankenkassen und Verwaltung eindeutig identifizieren. Für 52 Prozent von ihnen stellt die Notwendigkeit, sich online auszuweisen, eine zentrale Hürde bei der Nutzung von E-Government-Angeboten dar. Um das Ziel eines modernen und digitalen Staates zu erreichen, ist die Akzeptanz und Nutzung des Online-Ausweises daher von zentraler Bedeutung. Eine Investition in diese zentrale Infrastruktur ist also auch eine Investition in die Leistungsfähigkeit des Staates.
Sandy Jahn, Referentin Strategic Insights & Analytics bei der Initiative D21

Vertrauen in die Leistungsfähigkeit des Staates

Fehlende Nutzung und Akzeptanz des Online-Ausweises wird also zur Bremse auf dem Weg hin zu einem modernen und digitalen Staat, der von den Bürger*innen als leistungsfähig wahrgenommen wird. Dabei sagen 48 Prozent, dass sie dem Staat mehr vertrauen würden, wenn sie seine Leistungen einfach und schnell digital nutzen könnten.

Es müssen Prioritäten gesetzt werden: Bei dem Thema eID darf nicht gespart werden. Ein Anstieg der Nutzungszahlen wie in diesem Jahr ist zwar erfreulich, aber ungefähr 20 Prozent ist bei weitem nicht genug. Jetzt nachzulassen, wäre das falsche Signal. Stattdessen sollten wir die sich langsam aufbauende Welle nutzen, um substanzielle Fortschritte zu erzielen und die restlichen 80 Prozent zu erreichen.
Helmut Krcmar, Leiter KrcmarLab an der TU München

Anwendungsmöglichkeiten schaffen

Dabei fällt die eID als staatliche digitale Identifizierungsmöglichkeit auf fruchtbaren Boden – so lange der Online-Ausweis möglichst einfach zu nutzen ist und einen Mehrwert für die Bürger*innen darstellt. Denn nicht nur im Kontakt mit dem Staat, auch in vielen anderen Lebensbereichen muss man seine Identität bestätigen: gegenüber Banken und Versicherungen, aber auch in Bibliotheken, Fitnessstudios oder Universitäten. Mehr als die Hälfte der Bürger*innen (55 Prozent) würde es (sehr) gut finden, wenn sie sich zukünftig überall mit ihrem Personalausweis auf dem Smartphone ausweisen könnten.

Die geringe Nutzung der eID liegt nicht am Desinteresse der Bürger*innen, sondern an fehlenden Anwendungsfällen in der Verwaltung und Wirtschaft. Ohne Zunahme an Anwendungsfällen bleibt die eID auch die nächsten Jahre unter ihren Möglichkeiten. Es ist höchste Zeit, die eID in allen relevanten Bereichen zur Pflicht zu machen und endlich ihr volles Potenzial auszuschöpfen.
Christiane Fritsch, Tribe Lead Digital Leadership ING Deutschland und Vizepräsidentin Initiative D21