Kurzexpertise: Digitalpolitische Erwartungen der Bürger*innen

Welche Digitalisierungsthemen soll die Politik in den Augen der Bürger*innen priorisieren? Diese digitalpolitische Kurzexpertise ordnet die Ergebnisse einer Umfrage anhand soziodemografischer Merkmale und Lebenshintergründe ein und plädieren für politische Weitsicht bei den digitalen Herausforderungen der Zukunft.

Oktober 2021. Die Bundestagswahl ist vorbei und die Koalitionsverhandlungen, in denen über die politische Zukunft der Bundesrepublik entschieden wird, stehen kurz bevor, In den politischen Wahlprogrammen ist die digitale Transformation ein wichtiges Thema für alle Parteien gewesen, wenn auch in unterschiedlichen Gewichtungen. Es ist zu erwarten, dass digitalpolitische Themen auch im neuen Koalitionsvertrag eine gewichtige Rolle spielen werden.

In dieser Kurzexpertise sehen wir uns an, wie die Bürger*innen zu ausgewählten digitalpolitischen Themen stehen: Welche Schwerpunkte sollte die Politik ihrer Meinung nach setzen, damit die
Digitalisierung in Deutschland zukünftig besser für die Menschen gestaltet wird? Hierbei analysieren wir, wie sich verschiedene soziodemografische Gruppen in dieser Ansicht unterscheiden: Welche Schwerpunkte setzen die unterschiedlichen Generationen in Bezug auf ihre eigenen Lebenserfahrungen? Welchen Einfluss haben Bildungsabschluss oder Wohnort? Dieses Papier beschreibt die unterschiedlichen Schwerpunkte der Generationen und ordnet sie vor dem Hintergrund der digitalen Transformation der letzten drei Jahrzehnte, aber auch der Lebensrealitäten verschiedener Bevölkerungsgruppen ein. Am Ende steht die Frage, in welchem Maße Bürger*innen Entwicklungen außerhalb ihres eigenen Erfahrungs- und Sichtraums einschätzen und bewerten können und inwiefern es Aufgabe der Politik ist, den darüber hinausreichenden Raum vorausschauend zu gestalten.

Kernbotschaften

  • Die BürgerInnen in Deutschland haben klare Vorstellungen zu den Prioritäten in der Digitalpolitik. Die Mehrheit will Weiterbildungen für Digitalisierung, bessere Infrastruktur und stärkeren Verbraucherschutz. 
  • Die Bewertung digitalpolitischer Themen hängt sehr stark von der Lebensrealität der Bürger*innen ab. Die Erfahrungen, die das Leben der verschiedenen Generationen geprägt haben, haben auch Einfluss auf die Einordnung digitalpolitischer Themen.
  • Es zeigt sich ein deutliches Muster in der unterschiedlichen Bewertung der Bedeutung von Weiterbildung und Qualifikation (Eigenverantwortung/Befähigung) und Verbraucherschutz (Fremdverantwortung/Schutz): Digital souveräne Bevölkerungsgruppen wünschen sich mehr Befähigung, die eher abseitsstehenden Gruppen hingegen Schutz.
  • Die vorliegenden Ergebnisse sind ein Hinweis auf die akuten Schmerzenspunkte der Bürger*innen. Mit Blick auf die komplexen (internationalen) digitalpolitischen Herausforderungen für Deutschland ist es Aufgabe der nächsten Bundesregierung, nicht nur in Sicht- und Verständnisweite der BürgerInnen zu steuern. Sie muss darüber hinaus dringend die Strukturen, Prozesse und Strategien des Digitalstandorts Deutschland zukunftsfähig ausrichten.

Ansprechpartnerin in der Geschäftsstelle

Porträt von Sandy Jahn

Sandy Jahn, Referentin Strategic Insights & Analytics (sie/ihr)