AG-Blog | Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Einklang?
Wie können wir die Digitalisierung nachhaltig gestalten und wie kann die Digitalisierung dabei unterstützen, Ressourcen nachhaltiger einzusetzen? Geht beides womöglich nur im Einklang?
Berlin/virtuell. Rund 30 Teilnehmer*innen aus dem D21-Netzwerk beschäftigten sich bei der zweiten Sitzung der AG Ethik im Jahr 2020 mit dem breiten Feld der Nachhaltigkeit und digitaler Ethik. Erstmalig fand die AG aufgrund der Corona-Krise virtuell statt und nicht in gemeinsamer Runde in Berlin.
Impuls 1: Die umweltpolitische Digitalagenda
Dirk Meyer vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gab den ersten Impuls zur umweltpolitischen Digitalagenda. Die Digitalisierung habe dort in den vergangenen zwei Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Lange hatte man dort nur geringe Zusammenhänge gesehen, heute sei allen bewusst: Ein BMU, das sich als Transformationsministerium versteht, muss sich zwingend um Digitalisierung kümmern, sonst verfehle es seine Aufgaben.
Digitale Technik sei jedoch mit Bedacht einzusetzen, sagte Meyer: Sie könne einerseits zur „Dekarbonisierung“ beitragen, also der starken Verringerung des CO2-Ausstoßes, und somit nachhaltigen Mehrwert erzeugen. Andererseits könne falsch eingesetzte Digitalisierung auch als Brandbeschleuniger vorhandene Probleme verschlimmern. Der Einsatz digitaler Technologien und Geschäftsmodelle solle daher immer den Zielen der Nachhaltigkeit folgen. Man müsse mit weniger mehr erreichen, um eine „digitalökologische Dividende“ zu erzeugen. Er plädierte für schnelleres Handeln und ein noch stärker datenbasiertes politisches Vorgehen.
Impuls 2: Der Algorithmus als Grundlage für moderne Landwirtschaft
D21-Vorstand Martin Vesper von Pfeifer & Langen skizzierte die Entwicklungen der Landwirtschaft von den Anfängen über die Gegenwart bis hin zu Zukunftsszenarien, wie dem „Vertical Farming“, die (noch) nicht flächendeckend im Einsatz sind. Die wachsende Weltbevölkerung erzeuge ein Spannungsverhältnis zwischen stetig steigendem Bedarf und ökologischer Verantwortung.
Eine große Effizienzsteigerung könne man durch die Digitalisierung erreichen, der Algorithmus sei also die Grundlage für die moderne Landwirtschaft. Mit zunehmender Erfassung und Auswertung von Daten würden diese immer stärker bestimmen, was wo und wann angebaut würde. Die Bedeutung von Plattformen als Erfassern und Anbietern von Daten oder Know-how werde stark zunehmen. Die größte Hürde auf einem Weg zu digitalerer und stärker datengetriebener Landwirtschaft sah Vesper in mangelnder Infrastruktur, ohne Breitbandanschlüsse sei dies nicht möglich.
Die Teilnehmer*innen der AG trieb vor allem die Frage nach den Rechten an Daten um, und ob „open data“ sinnvoll sei oder nicht. Auch diskutierten sie eine mögliche Verschiebung von Machverhältnissen durch neue Akteur*innen. Vesper plädierte dafür, dass Anbieter von Daten einen fairen Beitrag bekommen müssten, die Daten aber nicht exklusiv für sich behalten dürften:
Neue Co-Leitung der AG Ethik: Simone Kaiser und Dr. Nikolai Horn
Auf der Agenda der Sitzung stand außerdem die Wahl einer neuen die AG-Leitung. Die Teilnehmer*innen der AG wählten Simone Kaiser von CERRI, Fraunhofer IAO und Dr. Nikolai Horn vom iRights.Lab zu den neuen Co-Vorsitzenden. Wir gratulieren zur Wahl und freuen uns auf die Zusammenarbeit! Der bisherige AG-Leiter und D21-Präsidiumsmitglied Nicolai Andersen von Deloitte trat nach dreijähriger Leitung nicht erneut zur Wahl an. Die Initiative D21 sei mit dem Thema digitale Ethik ein Pionier gewesen und habe den öffentlichen Diskurs angeschoben. Heute sei ein breiteres Bewusstsein für das Thema entstanden und nehme auch politisch einen hohen Stellenwert ein. Das sehe man beispielsweise an der Digital Future Challenge mit Staatsministerin Dorothee Bär oder dem neue Online-Magazin Corporate Digital Responsibility (ab 28.4.2020), für das Justizministerin Christine Lambrecht ein Interview gegeben habe. Nach drei Jahren freue er sich auf neue Impulse und gebe die Leitung damit gerne ab. Er bleibe der Arbeitsgruppe aber als Teilnehmer erhalten, so Andersen. Die Initiative D21 bedankt sich ganz herzlich bei Nicolai Andersen für seinen Einsatz beim Thema digitale Ethik sowie beim Aufbau und der Leitung der Arbeitsgruppe!