AG-Blog | Digitalkompetenzen messen und bedarfsorientiert fördern

In ihrer zweiten Sitzung 2020 setzte sich die AG mit den notwendigen Kompetenzen in der zunehmend digitalen Welt auseinander und diskutierte zu der Frage, wie man diese effektiv messen und analysieren kann und welche Grundlagen für Digital Skills auch im schulischen Kontext zu schaffen sind.

Berlin/virtuell. Die zweite Sitzung der AG Bildung 2020 fand virtuell und erstmals unter den neuen Co-Vorsitzenden Romy Stühmeyer und Björn Stecher statt. Die AG setzte sich vor allem mit der Frage auseinander, welche Kompetenzen in der sich immer schneller wandelnden, zunehmend digitalen Welt des 21. Jahrhunderts erforderlich sind, wie man diese messen kann und welche Grundlagen für digitale Kompetenzen man auch im schulischen Umfeld schaffen müsse.

Der PDI – Messgröße für digitale Kompetenzen

Digital Skills. Ein Framework der Europäischen Kommission, welches fünf verschiedene Kompetenzbereiche unterscheidet.

Roman Rüdiger, CEO von talent:digital und Dozent an der FU, machte in seinem Impulsvortrag deutlich, dass in Zukunft immer mehr Tätigkeiten von digitalen Kompetenzen abhängen werden. Digital Skills würden zunehmend an Bedeutung gewinnen, weshalb dem „Digital Skill Gap“ aktiv entgegengewirkt werden müsse. Um dies zu verdeutlichen nahm er Bezug auf das „Mindset Model“, das die Aneignung digitaler Fähigkeiten als eine laufende Entwicklung darstellt. Die Grundlage dieser „Digital Mindset Journey“ seien die Digital Skills. Rüdiger stellte verschiedene Möglichkeiten zur Messung und Analyse digitaler Kompetenzen dar, unter anderem das DigComp-Framework der Europäischen Kommission, welches fünf verschiedene Kompetenzbereiche unterscheidet. 

Auf der Grundlage dieser fünf Bereiche habe talent:digital ein sogenanntes „Serious-Game“ entwickelt, das die Digitalkompetenzen der Anwender*innen messe und analysiere. Durch die Lösung verschiedenster Aufgaben aus allen Kompetenzbereichen errechne es anhand einer Indikatorenskala den Persönlichen Digital-Index (PDI). Dieser Index lege detailliert dar, wie die Anwender*innen in den einzelnen Kompetenzbereichen abschneiden, und gebe ihnen darüber hinaus passende Qualifizierungsempfehlungen. So können spielerisch und handlungsorientiert die persönlichen digitalen Kompetenzen gemessen und bewertet werden. Der PDI trägt somit zur Erkennung eigener Defizite bei, was der erste Schritt in Richtung einer individuellen Verbesserung durch die Aneignung der fehlenden Kompetenzen sei.

Paneldiskussion: Wie gut lässt sich der PDI auf den (Hoch-) Schulkontext übertragen?

Grafik zur Paneldiskussion, mit den verschiedenen Speaker*innen

Die nachfolgende Diskussion fokussierte sich auf den schulischen Kontext und fragte, inwiefern das Tool von talent:digital dort Anwendung finden könnte. Dr. Julia Kleeberger (Junge Tüftler) machte deutlich, dass Schulen bei der Umstellung im digitalen Wandel Unterstützung benötigen würden, vor allem auch in der Ausnahmesituation des Home Schoolings durch Corona. Sie sprach sich explizit für erforschendes, spielerisches Lernen aus. Man müsse Unsicherheiten, die durch tatsächliche oder wahrgenommene Defizite entstehen, beheben, da diese die Entwicklung von Kompetenzen blockierten.

Prof. Dr. Kerstin Mayrberger (Universität Hamburg) bestätigte die Bedeutung des Aufzeigens eigener Defizite. Sie empfahl, das jetzige Tool von talent:digital für den Hochschulkontext zu erweitern, um die Einheit von Lehre und Forschung zu gewährleisten. Generell sei außerdem wichtig, dass der Datenschutz im (hoch-) schulischen Bereich sichergestellt werde, so Daniel Sandvoß (ID2 | Institut für Digitalisierung und Datenschutz). Dazu müsse es Schulungen von Eltern und Lehrkräften geben, um ihnen Datenschutz-Grundprinzipien zu vermitteln. Peter Leppelt (ID2 | Institut für Digitalisierung und Datenschutz) sprach sich dafür aus, dass jeder, der digitale Geräte nutzt, sich auch Grundkenntnisse zu deren Funktionsweise aneignen sollte. Dabei könne der PDI eine Unterstützung sein.

Fazit

Die Diskussion verdeutlichte, dass die Überwindung eigener Unsicherheiten und der Angst vor dem Unbekannten sowie die Offenheit zur Aneignung neuer Fähigkeiten essentiell sind, um Defizite zu überwinden und digitale Grundkenntnisse aufzubauen. Die Offenheit für ein „lebenslanges Lernen“ müsste in der gesamten Gesellschaft etabliert werden. Messinstrumente wie der PDI können dazu beitragen, indem sie bereits vorhandene Kompetenzen sowie auch Defizite messen und visualisieren, ein Bewusstsein der eigenen Fähigkeiten schafften und gezielte Förderung für Schwachstellen empfehlen.

Ansprechpartnerin in der Geschäftsstelle

Porträt von Stefanie Kaste

Stefanie Kaste, Stellv. Geschäftsführerin