Do it yourself! Ein Workshop rund ums Umweltfaktoren Messen als Girls’Day-Preis

Eine Gruppe von Berliner Schülerinnen hat im September den Preis des Girls’Day-Auftakts 2023 eingelöst: ein Workshop im Futurium Berlin.

Die Schülerin Nazlican von der Neuköllner Röntgen-Schule sowie Bundeskanzler Scholz und D21-Präsident Hannes Schwaderer bei der Übergabe des diesjährigen Girls'Day-Preis.
Nazlican von der Neuköllner Röntgen-Schule bekam vom Bundeskanzler den diesjährigen Girls'Day-Preis überreicht

Berlin. Das Futurium in Berlin bezeichnet sich selbst als ein Haus der Zukünfte. Vor Ort kommen eine Ausstellung mit lebendigen Szenarien, ein Lab zum Ausprobieren und ein Forum für den gemeinschaftlichen Dialog unter einem Dach zusammen. Im Futurium werden absehbare, denkbare und wünschbare Zukunftsentwürfe vorgestellt und diskutiert. Es ist eine Begegnungsstätte für Wissenschaft, Kultur, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Dabei bietet das Futurium Workshops sowohl für Schüler*innen als auch für interessierte Erwachsene an. Im Herzen des Labs durfte im September eine Gruppe von Schülerinnen der Röntgen-Schule in Berlin-Neukölln einen dieser Workshops genießen. Beim Auftakt des diesjährigen Girls’Day, den die Initiative D21 zusammen mit dem Bundeskanzleramt ausgerichtet hatte, hatte die Schülerin Nazlican den diesjährigen Preis gewonnen. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte ihr den Gutschein auf dem Event überreicht, weil sie von allen Teilnehmerinnen am besten geschätzt hatte, wie hoch der Frauenanteil in den MINT-Ausbildungsberufen 2021 war (ausgehend von 7,7 % in 2012). Falls Sie auch mitschätzen wollen, kommt hier die Lösung: Es sind 8,8 Prozent.

Ein Workshop Rund um die „senseBox“

Im Workshop selbst drehte sich alles rund die senseBox, den „Baukasten für internetfähige Umweltmessstationen“. Die drei verschiedenen modularen senseBox-Bausätze sind für den Einsatz in der Digitalen Bildung, bei Citizen Science und für die professionelle Umwelt-Datenerhebung entworfen worden. Die Basis jeder senseBox bildet dabei ein einfach zu programmierender Mikrocontroller, an den viele verschiedene Sensoren angeschlossen werden können, sodass eine individuelle Umweltmessstation entsteht. Die vielseitigen Module ermöglichen die Datenübertragung an eine Internetplattform von nahezu jedem Standort aus. Die gesammelten Messwerte können anschließend online auf der openSenseMap, einer Internetplattform für offene Umweltdaten, geteilt werden. Mithilfe der senseBox lassen sich somit beispielsweise anhand der Messungen von Temperatur, Luftfeuchte, Luftdruck, Beleuchtungsstärke, UV-Strahlung oder Feinstaubbelastung die Auswirkungen des Verkehrs auf die Luftqualität einer Stadt ablesen. Mittlerweile sind weltweit 4.200 senseBoxen im Einsatz, die schon 2,5 Milliarden Werte gemessen haben.

Eine Umweltmessstation nach dem Baukastenprinzip

Zwei Schülerinnen beim Zusammenbau einer SenseBox
Die Schülerinnen lernten zunächst einiges über den Zusammenbau einer SenseBox.
Ein Fahrrad mit einer installierten senseBox
Auf einem Fahrrad kann mit der senseBox der Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmer*innen gemessen werden.
Gruppenfoto vor dem Futurium
Einige der Schülerinnen mit ihrer Lehrerin vor dem Futurium in Berlin.

Zunächst erklärten die Workshopleiterinnen vom Futurium den Schülerinnen Funktionsweise, Nutzen und Einsatzgebiete einer solchen Umweltmessstation. So kann sie beispielsweise auf einem Fahrrad montiert als Abstandsmesser dienen und somit Daten über die Verkehrssicherheit für Fahrradfahrer*innen sammeln. Nach einer kurzen Vorstellungs- und Einführungsrunde durften die Schülerinnen dann auch gleich ihre eigene Box zusammenbauen und programmieren. Sie wird dabei nach einem einfach Stecksystem zusammengebaut; die Programmierung erfolgt über Blockly, eine grafische Programmierumgebung. Damit lassen sich auch ohne vorherige Programmierkenntnisse in nur wenigen Minuten erste Programme erstellen und auf die senseBox übertragen. 

Die senseBox in Aktion

Jetzt wurde es aktiv: Die Schülerinnen konnten jetzt beim Messen verschiedener Werte im und um das Futurium herum die senseBox spielerisch in Aktion erleben. In Team nahmen sie Werte für Beleuchtungsstärke, Temperatur und Luftfeuchtigkeit auf – und zwar so, dass sonst niemand mitbekam, an welchen Orten gemessen wurde. Würden die Mitschülerinnen und die Workshopleiterinnen es schaffen, anhand der vorliegenden Daten zu erraten, wo die Teams gemessen hatten? Eine hohe Temperatur und Beleuchtungsstärke ließen zum Beispiel auf eine Messung außerhalb des Gebäudes schließen – und umgekehrt. Und tatsächlich: Fast alles ließ sich anhand der Daten relativ zuverlässig bestimmen.

Zwei Schülerinnen mit einer senseBox an einem Tisch sitzend.
Wie würden wohl die Messwerte an einem Ort wie diesem Tisch in der Lobby des Futuriums aussehen?
EIn Leuchttisch, auf dem eine Heatmap einer Region zu sehen ist, dazu Symbole für Feinstaubbelastung
Die Schülerinnen konnten auf der openSenseMap selbst prüfen, wie hoch die Feinstaubbelastung in ihren letzten Urlaubsorten war.
Schülerin beim Bauen und Programmieren der senseBoxen
Die Arbeit mit den Messstationen und deren Programmierung machte allen großen Spaß.

Städte-Bingo mit der openSenseMap

Zum Abschluss lernten die Schülerinnen noch bei einer Runde Städte-Bingo die openSenseMap etwas besser kennen. So mussten die Schülerinnen beispielsweise den Ort mit den kältesten und heißesten Temperaturmessungen finden. Dabei gab es aufgrund einiger fehlerhaften Sensoren den ein oder anderen amüsanten Fund. Außerdem überprüften die Schülerinnen gemeinsam die Feinstaubbelastung ihrer letzten Urlaubsorte.

Mithilfe der Umweltmesstation konnten die Schülerinnen Einblicke in die technische und wissenschaftliche Arbeit erlangen und aktive eigene Erfahrungen sammeln. Der Workshop bot ihnen die Möglichkeit, spielerisch und interaktiv verschiedene Facetten möglicher MINT-Berufe zu entdecken und für sich auszuprobieren. Dabei hatte natürlich jede Schülerin ihren eigenen Lieblingsteil:

Mir haben vor allem die interaktiven Elemente des Workshops besonders gut gefallen – wie das Zusammenbauen der Messstationen und das anschließende Umherlaufen und Sammeln der Daten.
Eine der Girls'Day-Schülerinnen

„Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag“ als Orientierungshilfe

Logo des Girls'Day

Der Girls’Day ist das größte Berufsorientierungsprojekt für Schülerinnen. Seit dem Start der Aktion im Jahr 2001 haben bereits über 2 Millionen Mädchen am Zukunftstag teilgenommen. Und das Angebot an Veranstaltungen und Aktionen wächst mit jedem Jahr. Seit über 15 Jahren eröffnet die Bundeskanzlerin oder der Bundeskanzler einen Tag vor dem eigentlichen Girls’Day gemeinsam mit der Initiative D21 den Aktionstag, begrüßt ausgewählte Berliner Schülerinnen und erkundet gemeinsam mit ihnen den D21-Technik-Parcours. Hier können die jungen Frauen MINT-Berufe von ihrer praktischen Seite kennenlernen und ihr Berufswahlspektrum erweitern.

Der Girls‘Day Preis wurde ermöglicht mit freundlicher Unterstützung von: Cornelsen Gruppe, Deutsche Telekom, Fujitsu Technology Solutions, Intel Deutschland, Pfeifer & Langen, Ramboll Deutschland und der Techniker Krankenkasse.

Ansprechpartnerin in der Geschäftsstelle

Porträt von Stefanie Kaste

Stefanie Kaste, Stellv. Geschäftsführerin