AG-Blog | Informatik? Wirkt! – Informatik- und Digitalkompetenzen als Future Skills

Technologien, die die Zukunft prägen werden, erfordern Future Skills wie insbesondere Digital- und Informatikkompetenzen. Die AG Bildung tauschte sich darüber aus, wie Technologien und Future Skills die Anforderungen der Arbeitswelt in Zukunft verändern und wie Schüler*innen schon heute auf den Wandel vorbereitet werden können.

Berlin. In einer sich rasant verändernden Welt spielen Future Skills wie etwa Digital- und Informatikkompetenzen schon jetzt eine wichtige Schlüsselrolle in unserem digitalen Alltag und werden durch die technologischen Entwicklungen auch in Zukunft eine zentrale Anforderung in der Berufswelt von Morgen sein. Was aber sind eigentlich die Berufe der Zukunft? Und wie kann ein kreativer und verantwortungsvoller Umgang mit der technologischen Entwicklung gelingen – insbesondere mit Blick auf die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen? Mit der neu gewählten AG-Leitung, einem Tandem aus Timm Lutter (Cornelsen) und Cornelia Zielke (PD – Berater der öffentlichen Hand), trafen sich die Mitglieder der AG Bildung am 22. Mai in der Hauptstadtrepräsentanz von Amazon in Berlin, um diese Fragen gemeinsam zu diskutieren. Der zentrale Befund: Informatik wirkt! Aber wie und warum?

Informatik-Unterricht – Tool-Kit für das Leben

Anna Sarah Lieckfeld hinter einem Rednerinnenpult. Im Hintergrund ihre Präsentation zum Thema "Informatik wirkt" mit einem Projektor an die Wand geworfen.
Anna Sarah Lieckfeld

Mit der Wirkungslogik von Informatik-Unterricht setzten sich die Teilnehmenden gemeinsam mit Anna Sarah Lieckfeld, Leiterin des Bildungsteams in der Berliner Geschäftsstelle der Gesellschaft für Informatik, auseinander.

Informatik-Unterricht ist perfekt, um sich das Tool-Kit für das Leben anzueignen.
Anna Sarah Lieckfeld, Gesellschaft für Informatik

Dieses Tool-Kit bestehe aus Frustrationstoleranz, Ausdauer und Flexibilität. Durch die iterative Herangehensweise und die Trial-and-Error-Annäherung an Lösungen in der Informatik würden diese Kompetenzen trainiert. Zeitgleich könne dieses Vorgehen auch die Kreativität von Kindern und Jugendlichen fördern. Um die Potenziale der Informatik jedoch ausschöpfen zu können, sei es wichtig, Informatik als Pflichtfach in der Schule zu etablieren, so Lieckfeld. Das sei derzeit aber nur in einem Bundesland von der 5. bis zur 11. Klasse der Fall. Dabei könnten durch das neue Pflichtfach die IT-Kompetenzen zwischen Jungen und Mädchen angeglichen und eine gleichberechtigte Teilhabe an der digitalen Welt ermöglicht werden.

Die unterschiedliche Ausgestaltung des Informatikunterrichts sei maßgeblich durch den Bildungsföderalismus bedingt. Deswegen seien unter anderem flächendeckende Weiterbildungsangebote für Lehrkräfte und außerschulische Lernorte wichtig, um Informatik in der Breite an die Schulen zu bringen. Anschließend an den Impuls diskutierten die Teilnehmenden die Berufsperspektiven von Informatiklehrkräften und beleuchteten die Potenziale des Informatik-Unterrichts kritisch. Außerdem tauschten sie sich darüber aus, wie die Schule der Zukunft ausgerichtet und gestaltet werden sollte.

#FrauWirktDigital: Good Practices für mehr weiblichen Digitalnachwuchs

Auf die Bedeutung von Informatik als Pflichtfach, um die gleichberechtigte Teilhabe an der digitalen Welt zu fördern, ging auch Romy Stühmeier, Co-Geschäftsführerin des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit, im zweiten Impuls des Tages ein. Sie stellte die Metastudie #FrauWirktDigital vor, die wirksame Maßnahmen identifiziert und Handlungsempfehlungen an die Politik ableitet, mit denen der weibliche Digitalnachwuchs gefördert werden kann. „Die Schullaufbahn legt den Grundstein für die IT-Bildung“, argumentierte Stühmeier. Aus diesem Grund sei es eine aus der Studie abgeleitete Forderung, Informatik als Pflichtfach zu etablieren. Darüber hinaus seien Informatik-Wettbewerbe ein Good-Practice-Beispiel: Darin würden Schulen gemeinsam mit Hochschulen und Ausbildungsstätten praxisnahe Anwendungsfälle schaffen und somit Berührungspunkte für junge Frauen und Mädchen mit Informatik generieren.

Romy Stühmeier wird über einen Bildschirm für ihren Impuls zugeschaltet. Mehrere Sitzereihen voler Menschen schauen zu ihr und hören zu.
Romy Stühmeier

Solche Räume, in denen Schülerinnen unverfänglich und ohne den Druck von Schulnoten in Kontakt mit Digitaltechnik kämen, seien elementar, um den weiblichen Digitalnachwuchs zu fördern. Mädchen und Frauen unterschätzten dabei oft ihre eigenen Fähigkeiten, während sie die fachlichen Anforderungen der Informatik überschätzten. Deswegen seien neben einer gendersensiblen Ansprache bei der Werbung für Informatik-Ausbildungen auch gendersensibel gestaltete (außerschulische) Orientierungsangebote und studienbegleitende Programme ausschlaggebend. Zusammenfassend betonte Stühmeier:

Es gibt nicht den einen Weg zur Steigerung der Frauenanteils in der Informatik. Wir benötigen vielmehr eine Kombination der verschiedenen Ansätze.
Romy Stühmeier, Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit

Was soll ich werden? Die Jobs der Zukunft

Inwieweit IT-Kompetenzen in der Arbeitswelt von Morgen eine Rolle spielen, wird auch im Careers of The Future Index erkenntlich, den Michael Vollmann (Amazon) der AG vorstellte. Dieser Index gewichte verschiedene Berufe anhand unterschiedlicher Indikatoren wie etwa dem Stellenwachstum in der Branche, Einkommen und Beständigkeit des Berufs gegenüber Automatisierung und treffe so eine Aussage über die Zukunftsfähigkeit verschiedener Jobs. Die Ausgangsfrage der Studie habe dabei gelautet: „Was sind eigentlich die Zukunftskompetenzen und Karrieren der Zukunft, auf die wir die Kinder vorbereiten sollten?“

rechts sieht man Michael Vollmann hinter einem Redner*innenpult, hinter ihm eine Präsentation an die Wand geworfen. Links mehrere Sitzereihen mit Gästen, die zuhören und diskutieren.
Michael Vollmann

Die Ergebnisse betonen die hohe Bedeutung von Digital- und Informatikkompetenzen, da einerseits 37 Prozent der derzeit offenen Stellen IT-Kenntnisse erforderten. Andererseits seien neben den Bereichen Medizin und Wirtschaft auch die Informatik- und Digitalbranche als zukunftsfähig klassifiziert worden.

Es gibt eine Diskrepanz zwischen den Interessenslagen und den Marktchancen. Jugendliche präferierten weniger vielversprechende Karrieren und Berufe, wobei Mädchen insgesamt zukunftssicherere Jobs anstreben als Jungen.
Michael Vollmann, Amazon

Daraus ließe sich ein großer Bedarf an Berufsorientierung ableiten, so Vollmann. Jungen Menschen verschiedene Berufsperspektiven aufzuzeigen, sei ausschlaggebend dafür, das Bewusstsein der Jugendlichen hin zu zukunftsfähigen Jobs zu erweitern. Wie notwendig eine kontinuierliche Berufsbegleitung in der Schule ist und wie diese gestaltet werden muss, diskutierten die Teilnehmenden anschließend gemeinsam mit Vollmann. 

Die angeregten Diskussionen des Tages verdeutlichten, dass die Schule der Zukunft verschiedenen Anforderungen gerecht werden muss. Unstrittig war unter den Teilnehmenden jedoch die Erkenntnis, dass Informatik bei der Gestaltung eine große Rolle spielen sollte und bereits jetzt einnimmt – denn Informatik wirkt. In der Gegenwart. Und in der Zukunft.

Diesmal ist das Publikum von vorne zu sehen. Eine Person ist aufgestanden, hat das Mikrofon in der Hand und spricht zu den anderen. Alle drehen sich zu ihr um.
Angeregte Diskussionen bei den AG-Mitgliedern zu den Impulsen der Speaker*innen

Ansprechpartnerin in der Geschäftsstelle

Porträt von Stefanie Kaste

Stefanie Kaste, Stellv. Geschäftsführerin (sie/ihr)