Zukunftslösungen der Gegenwart: Das Finale der Digital Future Challenge #5
Wie können digitale Innovationen den Wettbewerb in Europa stärken, Klima und Umwelt schützen oder Inklusion vorantreiben? Beim Finale der Digital Future Challenge stellten sich fünf Studierendenteams diesen Fragen und präsentierten ihre Lösungen für reale digital-ethische Herausforderungen aus der Unternehmenspraxis. Wer überzeugte die Jury mit kreativen Ideen? Und welche drei Teams sind die Gewinner*innen?

Berlin. 5 von 72 Studierendenteams haben es geschafft: Sie standen am 18. Februar im Erich-Klausener-Saal im Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) und somit mitten im großen Finale der fünften Ausgabe der Digital Future Challenge – nur noch wenige Schritte davon entfernt, als eines von drei Gewinnerteams gekürt zu werden. Nach intensiven Ausarbeitungsphasen, in denen die Studierenden im Rahmen des Ideenwettbewerbs zu Digital Responsibility ihre Lösungsansätze immer wieder neu dachten und überarbeiteten, lagen nur noch die Pitches der fünf Teams und die finale Entscheidung der Jury auf dem Weg zum Siegertreppchen.
Mit Neugier, Mut und Optimismus zur menschenzentrierten Digitalisierung
Die Anstrengungen und vor allem die Kreativität der Studierenden lobte in seiner Begrüßung auch Dr. Volker Wissing, Bundesdigitalminister und Schirmherr der diesjährigen DFC. Er selbst schöpfe viel Optimismus aus den Lösungsansätzen der Studierenden:
Ihre Ideen zeigen, dass Sie nicht nur die technischen Möglichkeiten der Digitalisierung verstehen, sondern auch Menschen in den Mittelpunkt der Digitalisierung stellen.
Gerade diese menschenzentrierte Entwicklung von Technologien sei sehr wichtig, damit die Digitalisierung einen positiven Beitrag zu Gesellschaft leiste. Abschließend betonte Dr. Volker Wissing, dass im heutigen Finale eine Entscheidung für ein Projekt nicht eine Entscheidung gegen eine andere Idee sei. Deswegen ermutigte er die Studierenden, unabhängig vom Ausgang des Finales weiterhin neugierig, optimistisch und mutig zu bleiben, Neues auszuprobieren.


Auch Stefanie Kaste, Initiative D21, und Thomas Northoff, Deloitte-Stiftung, hießen alle Studierenden, die Jury, Use-Case-Gebenden und Dozent*innen herzlich willkommen. Gerade in heutigen Zeiten brauche es spannende neue Ideen für wünschenswerte Zukünfte, weswegen beide mit voller Vorfreude auf den Abend blickten und den Studierenden viel Spaß sowie Erfolg bei den Pitches wünschten.
Mit der Kraft der Utopie und Springinnovationen positive Zukünfte gestalten
Doch bevor es damit losgehen konnte, hielt Dr. Thomas Ramge, preisgekrönter Autor, Researcher und Podcast-Host bei der SPRIND, eine erkenntnisreiche und inspirierende Keynote. Zum Wesen von Sprunginnovation gehöre, dass sie nicht berechenbar sei. Zwar sei wissenschaftlich nachgewiesen, dass immer mehr Geld in neue Lösungen investiert werden müsse, um radikale Innovationen zu begünstigen. Das allein reiche aber nicht aus. Ramge plädierte deswegen dafür, „Nerds mit Mission“ explizit zu fördern – also Menschen, die tief in ihren Themen drinstecken und sich nicht von ihren Zielen abbringen lassen. Außerdem müssten mehr positive Utopien entwickelt werden, damit wir optimistisch in die Zukunft blicken können.
Es gibt gar keine Alternative zum Optimismus. Pessimismus ist Zeitverschwendung. Optimismus hingegen ist die einzige menschliche Kraft, die es schafft, Energie so zu mobilisieren, dass man auf ein Ziel sehr konkret hinarbeitet und dieses dann auch erreicht.

Daher appellierte er abschließend an die Studierenden gerichtet: „Steckt uns mit eurem Optimismus an.“
Fünf Teams, fünf Zukunftsvisionen: Die Pitches der Studierenden im Überblick
Im Anschluss stieg die Spannung im Raum, denn nun lag es an den Studierenden, ihre positiven Visionen für die digitale Zukunft und ihre Lösungsideen zu präsentieren.

Den Start machte das Team Gridnaition (TU München/LMU München). Jedes Jahr wird in Deutschland Energie für 1,3 Millionen Haushalte verschwendet, weil Netzengpässe die Einspeisung verhindern. Das Team entwickelte eine Lösung, die Strom- und Fernwärmenetze kombiniert: Überschüssiger Strom wird in Wärme umgewandelt, zwischengespeichert und bei Bedarf wieder in Strom zurückverwandelt. Um die zehnminütige Aktivierungszeit der Umwandlungsmaschinen optimal zu nutzen, plant das Team, eine KI zu trainieren, die den Umwandlungsbedarf präzise vorhersagt. (Use Case: Deutsche Bundesstiftung Umwelt)

Mehr Sicherheit in Fernverkehrszügen durch intelligente Sensorik – das ist die Idee von Horizon Rail (TU München). Ihr System „HorizonRail on Track“ nutzt einen Edge-Computer mit Echtzeiterkennung, der Vorfälle ohne biometrische Daten erfasst. Ergänzt durch ein scannerloses LiDAR-System und ein Mikrofon kann das System kritische Fahrsituationen erkennen, das Zugpersonal alarmieren und im Ernstfall ein detailliertes Lagebild für Polizei und Fahrgäste bereitstellen kann. (Use Case: Deutsche Bahn)

Wie lassen sich sicherheitsrelevante Daten in Fernzügen erfassen, ohne die Privatsphäre zu gefährden? Das Team DigiDuo (TU München/Hochschule München) setzt hierfür auf eine KI-gestützte Infrarotkamera, die Verhaltensmuster erkennt, ohne personenbezogene Daten zu speichern. Die Technologie kann dabei helfen, verlorene Gegenstände wiederzufinden, die Menschendichte in Zügen zu erfassen, ungewöhnliches Verhalten frühzeitig zu erkennen und bei Notfällen wie Bränden eine schnelle Reaktion zu ermöglichen. (Use Case: Deutsche Bahn)

Drohnen als mobile Datensammler für eine bessere Stadtplanung – mit dieser Idee überzeugte das Team Luftblick (FH Wedel). Ihr Sensor-Kit kann auf kommerziellen Drohnen installiert werden, um nicht-personenbezogene Daten während Leerflügen zu erfassen. Diese Daten sollen etwa Städte dabei unterstützen, Ressourcen effizienter zu nutzen und Infrastruktur gezielt zu verbessern. Finanzielle Anreize für Drohnenbetreiber*innen sollen den Einsatz der Technologie fördern, während die Daten an verschiedene Kund*innen weiterverkauft werden können. (Use Case: Bundesministerium für Digitales und Verkehr)

Datenbasiertes Stadtmanagement – transparent, vernetzt und partizipativ. Das Team ConnecITy (FH Wedel) entwickelte eine interaktive Plattform, die fragmentierte Verwaltungsdaten von Behörden zusammenführt und mithilfe von KI-gestützten Modellen Entscheidungsvorschläge etwa für die Verkehrsplanung erstellt. Gleichzeitig können Bürger*innen aktiv Probleme im Verkehrsbereich melden oder Ideen für die Stadtplanung einbringen, um die Gestaltung ihrer Stadt mitzubestimmen. (Use Case: BMW Group)
Während sich die Jury zur Beratung zurückzog, konnten die Studierenden sich austauschen und Kontakte knüpfen. Aber auch für inspirierende Impulse war in Form einer Ausstellung mit fünf Exponaten gesorgt. Ob KI-gestütztes Navigationsassistenzsystem für blinde Personen, technologisch unterstützte Überwachung der Ladungsverteilung von LKWs, VR-Brillen, mit denen anhand von Unfallsimulationen für Gefahren im Straßenverkehr sensibilisiert wird, Umweltsensoren, die den Gemütszustand von Bäumen hörbar machen, oder interaktive digitale Karten, die den Wasserbedarf von Berliner Stadtbäumen anzeigen und die Bürger*innen zu aktiven Bewässerung von Bäumen einluden: Bei so vielen spannenden Inputs konnte einem glatt die Zeit aus den Augen verloren gehen. Doch nach einer halben Stunde stieg die Spannung: die Jury hatte ihre Entscheidung getroffen.



And the winner is …
Für mich sind alle Gewinner*innen, die an dem Wettbewerb teilgenommen haben.
Das betonte Stefan Schnorr, Staatssekretär im BMDV, der die drei Gewinner-Teams ausloben durfte. Auch die Jury hob hervor, dass alle Teams seit dem Halbfinale ihre Ideen sehr stark weiterentwickelt hätten, was ihre Entscheidungsfindung sehr erschwert habe. Das sind die Gewinner*innen der Digital Future Challenge #5:
- Platz 1 belegte das Team Gridnaition (Kilian Golinski, Bikram Dutta, Alper Kınacı und Henry Klein) (Preisgeld: 10.000€)
- Platz 2 ging an das Team Luftblick (Jakob Deutschendorf, Fabian Pfeiffer, Jan Ritter und Lukas Krämer) (Preisgeld: 8.000€)
- Auf Platz 3 landete das Team Horizon Rail (Ghena Zidan, Errikos Kontogiannis und Yujie Zhang) (Preisgeld: 7.000€)



Wir wollen mit unserem Projekt die Energiewende zu Ende denken und das Problem der Netzengpässe lösen. Wir haben die Idee und die Daten, und wir wissen, was wir brauchen, um sie umzusetzen: die Unterstützung aus Politik und Wirtschaft, insbesondere von Fernwärmenetzbetreibern.
So kommentierte Henry Klein vom Team Gridnaition den Sieg. Denn natürlich ist es für die Ideen mit dem Finale nicht vorbei: Jetzt geht es in die weitere Umsetzung!
Wir gratulieren den Gewinnerteams und bedanken uns bei allen Studierenden, den Jurymitgliedern, Dozent*innen, Mentor*innen, Use-Case-Gebenden, Johannes Büchs für die grandiose Moderation, der Bertelsmann Stiftung sowie dem BMDV.



