Nationale Digitale Kompetenzoffensive

Digitalpolitische Forderung der Initiative D21 für die zukünftige Bundesregierung

Menschen befähigen, Wirtschaftskraft stärken und Teilhabe sichern

Digitale Kompetenzen sind eine Grundvoraussetzung für gesellschaftliche, wirtschaftliche und demokratische Teilhabe. Schon heute sind sie unverzichtbar für Beruf und Alltag: Laut Europäischer Kommission erfordern rund 90 % aller Arbeitsplätze digitale Fähigkeiten. Auch die soziale Teilhabe hängt zunehmend von diesen Kompetenzen ab, die zugleich für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und Zukunftsfähigkeit in einer digitalisierten Welt entscheidend sind.

Digitale (Basis-)Kompetenzen stärken zudem die Resilienz im digitalen Wandel – laut D21-Digital-Index 2024/25 verfügen nur 49 Prozent über diese. 1 Deutschland sollte sich daher an Erfolgskonzepten wie in Österreich orientieren und eine eigene nationale digitale Kompetenzoffensive starten, um Deutschland zum Vorreiter im Bereich digitaler Kompetenzen zu machen.

Das Ziel dieser Offensive ist, mündige Bürger*innen zu fördern, die aktiv an digitaler Wertschöpfung teilnehmen, souverän mit Informationsfluten und gezielter Meinungsmanipulation umgehen, Hass und Hetze begegnen und die Digitalisierung ihres Alltags als Erleichterung und Bereicherung erleben. Hierfür braucht es umfassende Bildungs- und Sensibilisierungskampagnen in allen Lebensbereichen – von der Schule bis zur Altenhilfe. Eine solche Offensive erhöht die Chancengleichheit und fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt in einer zunehmend vernetzten Welt.

Aus den europäischen Zielen der Digitalen Dekade leitet sich ein klarer politischer Auftrag ab, welcher auf nationaler Ebene strategisch verfolgt wird.

Um die Ziele der Digitalen Dekade zu erreichen und Deutschland zum Vorreiter bei digitalen Kompetenzen zu machen, orientiert sich die Bundesregierung am EU-Kompass. Bis zum Ende der Legislaturperiode sollen ambitionierte nationale Ziele verwirklicht werden:

  • Nationaler Referenzrahmen: Digitale Fähigkeiten werden klar definiert, messbar gemacht und sind dadurch vergleichbar. Auf diese Weise können Fortschritte besser evaluiert sowie Maßnahmen und Programme gezielt optimiert werden.
  • Digitale Basiskompetenzen: Mindestens 80 % der Bevölkerung sollen bis 2030 grundlegende digitale Fähigkeiten erworben haben. Damit rückt das Ziel einer breit aufgestellten, partizipativen Digitalgesellschaft in greifbare Nähe.
  • IKT-Fachkräfte: Der Anteil steigt um mindestens 30 %, mit besonderem Fokus auf weibliche Fachkräfte. Dadurch wird nicht nur dem Fachkräftemangel in der IT-Branche begegnet, sondern auch ein Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit geleistet.

Diese Ziele fließen in eine Digitale Kompetenzstrategie ein, die Verantwortlichkeiten, Meilensteine und Maßnahmen festlegt. Durch einen partizipativen Prozess mit relevanten Stakeholdern wird sichergestellt, dass die unterschiedlichen Bedürfnisse der Bevölkerung berücksichtigt werden und ein breites Commitment entsteht. Nur so lässt sich der digitale Wandel als Gemeinschaftsaufgabe erfolgreich gestalten.

Die Verantwortung für den Erfolg der Digitalen Kompetenzoffensive wird von allen föderalen Ebenen getragen und durch eine enge Zusammenarbeit mit den relevanten Stakeholdern sichergestellt.

Bund, Länder und Kommunen müssen eng kooperieren, um die ambitionierten Ziele der Digitalen Kompetenzoffensive zu erreichen. Eine strategische Planung mit klaren Zielvereinbarungen und einem verbindlichen Fahrplan ist dafür unerlässlich. Zukunftsfähige Strukturen benötigen ausreichende personelle, finanzielle und administrative Ressourcen sowie eine konsequente Anbindung an die jeweiligen Leitungsebenen.

Auf Länderebene sorgt ein Koordinierungsgremium dafür, dass regionale Besonderheiten eingebracht und harmonisiert werden können. Besonders wichtig sind die kommunale Ebene und die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren, damit bestehende Initiativen vor Ort besser vernetzt werden. Durch sogenannte Digitallots*innen in Städten und Gemeinden werden Bürger*innen bedarfsgerecht unterstützt und Hemmschwellen effektiv abgebaut.

Darüber hinaus sichert die Einbindung von Sozialpartner*innen, Unternehmen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft eine praxisnahe, umfassende und bedarfsorientierte Ausrichtung. Alle Ebenen – politisch, administrativ und zivilgesellschaftlich – tragen Verantwortung für den Erfolg der digitalen Kompetenzoffensive. Eine solch breit angelegte Zusammenarbeit erhöht die Akzeptanz, fördert den Ideenaustausch und beugt Insellösungen vor.

Die Digitale Kompetenzoffensive wird als Gemeinschaftsaufgabe verstanden und ressortübergreifend umgesetzt, sodass alle Bevölkerungsgruppen und Lebenslagen erreicht werden.

Digitale Kompetenzen müssen fest in verschiedenen Ministerien und Behörden auf Bundes- und Landesebene verankert werden, um Synergieeffekte zu erzielen und Ressourcen effizient einzusetzen. Eine klare Rollenverteilung verhindert redundante Projekte und erleichtert die Kooperation zwischen den einzelnen Akteuren (unter Vorbehalt einer Neustrukturierung der Bundesministerien nach der Bundestagswahl 2025):

  • Bildung und Forschung: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie die Kultusministerkonferenz (KMK) legen den Fokus auf die Stärkung digitaler Fähigkeiten in Schule, Ausbildung und Hochschule. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Qualifizierung der Lehrkräfte, der Ausstattung von Bildungseinrichtungen und der Entwicklung innovativer Lehrmethoden. So wird eine solide Grundlage für kommende Generationen geschaffen.
  • Arbeit und Soziales: Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), die Bundesagentur für Arbeit und die Jobcenter konzentrieren sich auf berufliche Fort- und Weiterbildung. Diese Institutionen bieten Umschulungen, Weiterbildungen und spezialisierte Kurse an, um Erwerbstätige sowie Arbeitssuchende fit für den digital gestützten „Arbeitsmarkt 4.0“ zu machen und zu halten. Davon profitieren insbesondere Branchen im Strukturwandel, in denen digitale Kompetenzen zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor werden.
  • Familie und Gesellschaft: Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) stellt sicher, dass digitale Kompetenzen im Alltag aller Bevölkerungsgruppen ankommen. Ziel ist, Senior*innen, Alleinerziehende und Menschen mit Beeinträchtigungen genauso einzubinden wie Kinder und Jugendliche. Niedrigschwellige Angebote und intergenerationales Lernen erleichtern es, Hemmschwellen zu überwinden und digitale Technik als Bereicherung zu sehen.
  • Kanzleramt: Als Leitungsstelle koordiniert das Bundeskanzleramt die Offensive ressortübergreifend und verankert digitale Kompetenzen auf höchster politischer Ebene. Dieser zentrale Ansatz schafft Sichtbarkeit und Verbindlichkeit, da die Impulse direkt aus der Regierungsspitze kommen. Gleichzeitig werden Doppelstrukturen reduziert, weil das Kanzleramt für eine einheitliche Zielrichtung sorgt.

Eine interministerielle Steuergruppe unterstützt die ressortübergreifende Zusammenarbeit und eine Geschäftsstelle übernimmt die administrative und operative Koordination. So lassen sich Maßnahmen effizienter steuern, Fortschritte besser messen und Ressourcen zielgerichtet einsetzen. Damit erhält das Vorhaben den nötigen Rückhalt, um in kurzer Zeit substanzielle Verbesserungen zu erzielen.

Die Wirkung der Digitalen Kompetenzoffensive steht im Vordergrund und wird durch regelmäßige Erfolgsmessungen überprüft und transparent gemacht.

Zentrales Anliegen der Digitalen Kompetenzoffensive ist, Bürger*innen zu befähigen, sicher und selbstbestimmt die digitale Welt zu nutzen und den digitalen Wandel aktiv mitzugestalten. Der Fortschritt wird deshalb laufend überprüft und transparent dargestellt. Das schafft Vertrauen in der Bevölkerung und signalisiert politisches Verantwortungsbewusstsein.

Ein Nationaler Referenzrahmen für digitale Kompetenzen macht Fähigkeiten mess- und vergleichbar. Regelmäßige, repräsentative Erhebungen (Monitoring) weisen den Entwicklungsstand nach und ermöglichen eine formative Evaluation. Auf diese Weise kann zeitnah reagiert werden, falls einzelne Maßnahmen nicht den gewünschten Effekt zeigen.

Über die reine Kompetenzmessung hinaus wird auch die gesellschaftliche und wirtschaftliche Wirkung der Maßnahmen untersucht. Dabei werden mit relevanten Stakeholdern Indikatoren erarbeitet, die neben den Bildungsfortschritten auch Innovationsfähigkeit, Beschäftigungseffekte und den Grad der gesellschaftlichen Teilhabe erfassen. Dies garantiert, dass die Offensive nicht nur auf dem Papier erfolgreich wirkt, sondern auch realen Nutzen entfaltet.

Ansprechpartnerinnen in der Geschäftsstelle

Porträt von Stefanie Kaste

Stefanie Kaste, Stellv. Geschäftsführerin (sie/ihr)

Porträt von Sandy Jahn

Sandy Jahn, Referentin Strategic Insights & Analytics (sie/ihr)

Fußnoten

  1. D21-Digital-Index 2024/2025, S. 23 (VÖ: 10.3.2025).