Digitalstrategie: Deutschland verfehlt wichtige Kernziele für die Digitale Gesellschaft
Die scheidende Bundesregierung verfehlt wichtige gesellschaftliche Kernziele ihrer 2022 verabschiedeten Digitalstrategie. Zu diesem Ergebnis kommt der D21-Digital-Index 2024/25 in einer Bilanz seines digitalpolitischen Monitorings. In keinem der fünf zentralen Digitalisierungsziele wurden nennenswerte Fortschritte erzielt. Dies erfordert von der neuen Bundesregierung deutlich entschlosseneres Handeln.
Ziel 1: Alle profitieren von Digitalisierung.
Status: Gesellschaftliche Spaltung bleibt bestehen.

Digitalisierung muss in erster Linie den Menschen dienen – ihre Chancen sollten für alle offenstehen und spürbare Vorteile bringen. Die Digitalstrategie betont, dass Digitalisierung so gestaltet werden muss, dass alle davon profitieren. Doch die Digitalpolitik der Regierung hat hier keine spürbaren Fortschritte erzielt: Der Anteil der Bevölkerung, die sich persönlich durch Digitalisierung profitieren sehen, stagniert bei etwas mehr als der Hälfte. Die digitalen Spaltungen in der Gesellschaft bleiben weiterhin erheblich.
Ziel 2: Digitalkompetenzen werden verbessert.
Status: Keine Verbesserung.

Die digitale Kompetenz der Bevölkerung sollte sich bis 2025 messbar verbessert haben – eine entscheidende Voraussetzung für einen selbstbestimmten Umgang mit der digitalen Welt. Sowohl die digitalen Kompetenzen insgesamt als auch die Basiskompetenzen stagnieren jedoch auf dem Niveau von 2022. Ein langfristiger Fortschritt bleibt aus.
Ziel 3: Beschäftigungschancen werden genutzt.
Status: Stagnation auf niedrigem Niveau.

Ein weiteres Ziel der Digitalstrategie ist es, berufliche Bildungsangebote so zu gestalten, dass Berufstätige sich neue Chancen und Perspektiven in einer sich wandelnden Arbeitswelt erschließen. Doch der Anteil derjenigen, die in den letzten 12 Monaten eine formelle Weiterbildung absolviert haben, stagniert bei rund einem Viertel. Angesichts neuer Geschäftsmodelle, Tätigkeitsfelder und hoher Substituierbarkeitspotenziale vieler Tätigkeiten durch KI muss dieser Anteil dringend steigen, um Beschäftigungschancen zu sichern und die Innovations- sowie Wirtschaftskraft nachhaltig zu stärken.
Ziel 4: Desinformation wird mit Nachrichtenkompetenz bekämpft.
Status: Rückgang der Nachrichtenkompetenz.

Angesichts der anhaltenden Angriffe auf unsere Demokratie – sowohl von innen als auch von außen – ist es entscheidend, dass Bürger*innen Qualitätsmedien erkennen und Desinformationen im Internet entlarven können. Umso besorgniserregender ist es, dass die Fähigkeit, seriöse von unseriösen Nachrichten zu unterscheiden, sogar leicht abnimmt. Zudem traut sich nur die Hälfte der Bevölkerung zu, die Richtigkeit von Online-Nachrichten und Quellen zu überprüfen – ein Wert, der weiterhin stagniert.
Ziel 5: Lebenslanges Lernen stärkt Teilhabe und Resilienz.
Status: Keine Fortschritte.

Wenn sich lebenslanges Lernen in der Gesellschaft etabliert, können Menschen die Veränderungen des digitalen Wandels selbstbestimmter bewältigen. Mit Angeboten zum lebenslangen Lernen will die Digitalstrategie Teilhabe und Resilienz aller Bürger*innen fördern. Dieses lobenswerte Vorhaben zeigt jedoch keine spürbaren Erfolge: Der Anteil jener, die sich in den vergangenen zwölf Monaten neues digitales Wissen angeeignet haben, stagniert – wenn auch auf relativ hohem Niveau. Auch die Resilienz im digitalen Wandel ist im Vergleich zu 2022 nicht gestiegen. Da die Anforderungen des digitalen Wandels weiter steigen, müssen die digitalpolitischen Anstrengungen in diesem Bereich unbedingt verstärkt werden, um die Zukunftsfähigkeit der digitalen Gesellschaft zu sichern.