Digitalstrategie: Deutschland verfehlt wichtige Kernziele für die Digitale Gesellschaft

Die scheidende Bundesregierung verfehlt wichtige gesellschaftliche Kernziele ihrer 2022 verabschiedeten Digitalstrategie. Zu diesem Ergebnis kommt der D21-Digital-Index 2024/25 in einer Bilanz seines digitalpolitischen Monitorings. In keinem der fünf zentralen Digitalisierungsziele wurden nennenswerte Fortschritte erzielt. Dies erfordert von der neuen Bundesregierung deutlich entschlosseneres Handeln.

Ziel 1: Alle profitieren von Digitalisierung.

Status: Gesellschaftliche Spaltung bleibt bestehen.

Abbildung: Alle profitieren von Digitalisierung:
Nach Generationen:
2022 stimmten 21% der Menschen aus der Generation bis 1945 der Aussage zu: "Ich glaube, dass ich persönlich insgesamt von der Digitalisierung profitiere". 2023 stimmten 25% zu. 2024 stimmten 16% zu. 
2022 stimmten 73% der Menschen aus der Generation Z+ der Aussage zu: "Ich glaube, dass ich persönlich insgesamt von der Digitalisierung profitiere." 2023 stimmten 70% zu. 2024 stimmten 66% zu. 
Nach Bildung:
2022 stimmten 37% der Menschen mit niedriger Bildung der Aussage zu: "Ich glaube, dass ich persönlich insgesamt von der Digitalisierung profitiere." 2023 stimmten 35% zu. 2024 stimmten 34% zu.
2022 stimmten 71% der Menschen mit hoher Bildung der Aussage zu: "Ich glaube, dass ich persönlich insgesamt von der Digitalisierung profitiere." 2023 stimmten 69% zu. 2024 stimmten 70% zu.
Anteil in der gesamten Bevölkerung: 
2022 stimmten 55% der Bevölkerung der Aussage zu: "Ich glaube, dass ich persönlich insgesamt von der Digitalisierung profitiere." 2023 und 2024 stimmten 53% zu.
Auf Basis der Bevölkerung ab 14 Jahren mit 7.237 Befragten für das Jahr 2024.

Digitalisierung muss in erster Linie den Menschen dienen – ihre Chancen sollten für alle offenstehen und spürbare Vorteile bringen. Die Digitalstrategie betont, dass Digitalisierung so gestaltet werden muss, dass alle davon profitieren. Doch die Digitalpolitik der Regierung hat hier keine spürbaren Fortschritte erzielt: Der Anteil der Bevölkerung, die sich persönlich durch Digitalisierung profitieren sehen, stagniert bei etwas mehr als der Hälfte. Die digitalen Spaltungen in der Gesellschaft bleiben weiterhin erheblich.

Ziel 2: Digitalkompetenzen werden verbessert.

Status: Keine Verbesserung.

Abbildung: Digitalkompetenzen werden verbessert.
2022 lag der Kompetenz-Index bei 60 von 100 Punkten und der Anteil Digitaler Basiskompetenzen bei 49%. 2023 lag der Kompetenz-Index bei 61 von 100 Punkten und der Anteil Digitaler Basiskompetenzen bei 50%. 2024 liegt der Kompetenz-Index ebenfalls bei 61 von 100 Punkten, der Anteil Digitaler Basiskompetenzen bei 49%.
Auf Basis der Bevölkerung ab 14 Jahren mit 7.237 Befragten für das Jahr 2024.

Die digitale Kompetenz der Bevölkerung sollte sich bis 2025 messbar verbessert haben – eine entscheidende Voraussetzung für einen selbstbestimmten Umgang mit der digitalen Welt. Sowohl die digitalen Kompetenzen insgesamt als auch die Basiskompetenzen stagnieren jedoch auf dem Niveau von 2022. Ein langfristiger Fortschritt bleibt aus.

Ziel 3: Beschäftigungschancen werden genutzt.

Status: Stagnation auf niedrigem Niveau.

Abbildung: Beschäftigungschancen werden genutzt.
2022 lag der Anteil Berufstätiger, die formale Angebote zur Weiterbildung in digitalen Themen wahrgenommen haben, bei 25%. 2023 lag der Anteil bei 29%. 2024 lag der Anteil bei 27%.
Auf Basis der Berufstätigen mit 4.449 Befragten für das Jahr 2024.

Ein weiteres Ziel der Digitalstrategie ist es, berufliche Bildungsangebote so zu gestalten, dass Berufstätige sich neue Chancen und Perspektiven in einer sich wandelnden Arbeitswelt erschließen. Doch der Anteil derjenigen, die in den letzten 12 Monaten eine formelle Weiterbildung absolviert haben, stagniert bei rund einem Viertel. Angesichts neuer Geschäftsmodelle, Tätigkeitsfelder und hoher Substituierbarkeitspotenziale vieler Tätigkeiten durch KI muss dieser Anteil dringend steigen, um Beschäftigungschancen zu sichern und die Innovations- sowie Wirtschaftskraft nachhaltig zu stärken.

Ziel 4: Desinformation wird mit Nachrichtenkompetenz bekämpft.

Status: Rückgang der Nachrichtenkompetenz.

Abbildung: Desinformation wird mit Nachrichtenkompetenz bekämpft.
2022 konnten 50% der Bevölkerung die Richtigkeit von Informationen und ihren Quellen im Internet prüfen. 2023 und 2024 waren es 51%.
2022 konnten 60% der Bevölkerung seriöse von unseriösen Nachrichten unterscheiden. 2023 waren es 58%, 2024 57%. 
Auf Basis der Bevölkerung ab 14 Jahren mit 7.237 Befragten für das Jahr 2024.

Angesichts der anhaltenden Angriffe auf unsere Demokratie – sowohl von innen als auch von außen – ist es entscheidend, dass Bürger*innen Qualitätsmedien erkennen und Desinformationen im Internet entlarven können. Umso besorgniserregender ist es, dass die Fähigkeit, seriöse von unseriösen Nachrichten zu unterscheiden, sogar leicht abnimmt. Zudem traut sich nur die Hälfte der Bevölkerung zu, die Richtigkeit von Online-Nachrichten und Quellen zu überprüfen – ein Wert, der weiterhin stagniert.

Ziel 5: Lebenslanges Lernen stärkt Teilhabe und Resilienz.

Status: Keine Fortschritte.

Abbildung: Lebenslanges Lernen stärkt Teilhabe und Resilienz.
2022 waren laut Resilienz-Indikator 64% der Bevölkerung resilient im digitalen Wandel, 69% haben sich innerhalb der letzten 12 Monate formal oder informell Wissen zu digitalen Themen angeeignet. 
2023 waren laut Resilienz-Indikator 61% der Bevölkerung resilient im digitalen Wandel, 70% haben sich innerhalb der letzten 12 Monate formal oder informell Wissen zu digitalen Themen angeeignet.
2024 gab es einen Anstieg der Resilienz, laut Resilienz-Indiktator waren 63% der Bevölkerung resilient im digitalen Wandel, 70% haben sich innerhalb der letzten 12 Monate formal oder informell Wissen zu digitalen Themen angeeignet.
Auf Basis der Bevölkerung ab 14 Jahren mit 7.237 Befragten für das Jahr 2024.

Wenn sich lebenslanges Lernen in der Gesellschaft etabliert, können Menschen die Veränderungen des digitalen Wandels selbstbestimmter bewältigen. Mit Angeboten zum lebenslangen Lernen will die Digitalstrategie Teilhabe und Resilienz aller Bürger*innen fördern. Dieses lobenswerte Vorhaben zeigt jedoch keine spürbaren Erfolge: Der Anteil jener, die sich in den vergangenen zwölf Monaten neues digitales Wissen angeeignet haben, stagniert – wenn auch auf relativ hohem Niveau. Auch die Resilienz im digitalen Wandel ist im Vergleich zu 2022 nicht gestiegen. Da die Anforderungen des digitalen Wandels weiter steigen, müssen die digitalpolitischen Anstrengungen in diesem Bereich unbedingt verstärkt werden, um die Zukunftsfähigkeit der digitalen Gesellschaft zu sichern.

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Sandy Jahn, Referentin Strategic Insights & Analytics (sie/ihr)

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Lena-Sophie Müller, Geschäftsführerin (sie/ihr)