Digitalpolitisches Monitoring
Mit der Digitalstrategie hat die Bundesregierung der Legislatur 2021-2025 ihre Ziele für eine vernetzte und digital souveräne Gesellschaft bis 2025 benannt. Unser digitalpolitisches Monitoring zeigt die Ausgangslage der Bevölkerung in Bezug auf fünf gesellschaftlich besonders relevante Ziele auf und misst die Fortschritte in einer Bilanz zum Ende der Legislaturperiode. Das Monitoring macht damit Erfolge und Misserfolge sichtbar und leistet einen wichtigen Beitrag zur strategischen Steuerung aktueller und zukünftiger digitalpolitischer Maßnahmen der Bundesregierung. Die Datengrundlage für das Monitoring bildet die jährliche Bevölkerungsbefragung D21-Digital-Index, eine repräsentative Studie der Initiative D21.
Ziel 1: Alle profitieren von Digitalisierung
Ausgangslage 2022:
Die digitale Transformation hat sich in den vergangenen Jahren – unter anderem durch die Corona-Pandemie – weiter beschleunigt und auf immer mehr Lebensbereiche ausgeweitet. Im Prozess dieser digitalen Transformation sind zahlreiche Chancen für Bürger*innen, Gesellschaft, Wirtschaft und Staat gleichermaßen entstanden. Laut der Digitalstrategie ist es notwendig, Digitalisierung so zu gestalten, dass alle Menschen von ihr profitieren. Derzeit glaubt rund die Hälfte der Bürger*innen (55 %), persönlich von der Digitalisierung zu profitieren. Das Monitoring zeigt: Die Spaltungen sind groß. Die jüngste Generation profitiert häufiger als die älteste (73 vs. 21 %), formal höher Gebildete öfter als niedrig Gebildete (71 vs. 37 %), in der Großstadt mehr Menschen als auf dem Land (60 vs. 48 %) und in den alten Bundesländern mehr Menschen als in den neuen (57 vs. 45 %. Auf dem Weg zum Ziel müssen diese Spaltungen in den nächsten 3 Jahren deutlich reduziert werden.
Status 2024: Gesellschaftliche Spaltung bleibt bestehen.

Digitalisierung muss in erster Linie den Menschen dienen – ihre Chancen sollten für alle offenstehen und spürbare Vorteile bringen. Die Digitalstrategie betont, dass Digitalisierung so gestaltet werden muss, dass alle davon profitieren. Doch die Digitalpolitik der Regierung hat hier keine spürbaren Fortschritte erzielt: Der Anteil der Bevölkerung, die sich persönlich durch Digitalisierung profitieren sehen, stagniert bei etwas mehr als der Hälfte. Die digitalen Spaltungen in der Gesellschaft bleiben weiterhin erheblich.
Ziel 2: Digitalkompetenzen werden verbessert
Ausgangslage 2022:
Transformationsprozesse gehen häufig auch mit Herausforderungen für die Menschen einher. Diese werden mit der Digitalstrategie adressiert. So sollen sich die Digitalkompetenzen in der Bevölkerung bis 2025 messbar verbessert haben – eine entscheidende Voraussetzung für den selbstbestimmten Umgang mit der digitalen Welt. Die Initiative D21 misst die digitalen Kompetenzen seit 2013 über einen Kompetenzindex. Dieser liegt aktuell bei 60 von 100 Punkten. Deutlich weniger digital kompetent sind einkommensschwache Menschen (48 Punkte), Nichtberufstätige (50 Punkte), Menschen mit niedriger Bildung (44 Punkte) und über 65-Jährige (41 Punkte). Um das Ziel der Digitalstrategie zu erreichen, müssen Maßnahmen vor allem bei diesen Gruppen in den nächsten 3 Jahren zu deutlichen Verbesserungen führen.
Status 2024: Keine Verbesserung.

Die digitale Kompetenz der Bevölkerung sollte sich bis 2025 messbar verbessert haben – eine entscheidende Voraussetzung für einen selbstbestimmten Umgang mit der digitalen Welt. Sowohl die digitalen Kompetenzen insgesamt als auch die Basiskompetenzen stagnieren jedoch auf dem Niveau von 2022. Ein langfristiger Fortschritt bleibt aus.
Ziel 3: Beschäftigungschancen werden genutzt
Ausgangslage 2022:
Ein weiteres Ziel der Digitalstrategie ist es, berufliche Bildungsangebote so zu gestalten, dass Berufstätige sich neue Chancen und Perspektiven in einer sich wandelnden Arbeitswelt erschließen. Das Monitoring zeigt: In den letzten 12 Monate hat jede*r vierte Berufstätige formale Angebote zum Erwerb digitalen Wissens genutzt. Vielen Berufstätigen ist nicht bewusst, dass durch die Digitalisierung auch die eigene Tätigkeit wegfallen kann und sie ihre Beschäftigungschancen durch den Erwerb von digitalem Wissen verbessern müssen.
Status 2024: Stagnation auf niedrigem Niveau.

Der Anteil derjenigen, die in den letzten 12 Monaten eine formelle Weiterbildung absolviert haben, stagniert bei rund einem Viertel. Angesichts neuer Geschäftsmodelle, Tätigkeitsfelder und hoher Substituierbarkeitspotenziale vieler Tätigkeiten durch KI muss dieser Anteil dringend steigen, um Beschäftigungschancen zu sichern und die Innovations- sowie Wirtschaftskraft nachhaltig zu stärken.
Ziel 4: Desinformation wird mit Nachrichtenkompetenz bekämpft
Ausgangslage 2022:
Durch Desinformationen im Netz gerät der demokratische Dialog zunehmen unter Druck. 64 % der Bürger*innen sehen die Demokratie am stärksten durch Desinformationen im Netz bedroht. Mit ihrer Digitalstrategie will die Bundesregierung die Kompetenz in der Bevölkerung dafür erhöhen, Qualitätsmedien zu erkennen und insbesondere Desinformationen im Internet zu bekämpfen. Hierfür soll ein Förderprogramm aufgesetzt werden. Das Monitoring unterstreicht die Dringlichkeit dieses Ziels. Die Hälfte der Bevölkerung (50 %) traut sich zu, die Richtigkeit von Nachrichten und Quellen im Internet zu prüfen. Mit einem Anstieg von 4 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr geben etwas mehr Menschen an (60 %), unseriöse Nachrichten erkennen zu können. Zur Erreichung des Ziels muss das Förderprogramm diese positive Entwicklung messbar verstärken.
Status 2024: Rückgang der Nachrichtenkompetenz.

Angesichts der anhaltenden Angriffe auf unsere Demokratie – sowohl von innen als auch von außen – ist es entscheidend, dass Bürger*innen Qualitätsmedien erkennen und Desinformationen im Internet entlarven können. Umso besorgniserregender ist es, dass die Fähigkeit, seriöse von unseriösen Nachrichten zu unterscheiden, sogar leicht abnimmt. Zudem traut sich nur die Hälfte der Bevölkerung zu, die Richtigkeit von Online-Nachrichten und Quellen zu überprüfen – ein Wert, der weiterhin stagniert.
Ziel 5: Lebenslanges Lernen stärkt Teilhabe und Resilienz
Ausgangslage 2022:
Wenn sich lebenslanges Lernen in der Gesellschaft etabliert, können Menschen die Veränderungen des digitalen Wandels selbstbestimmter bewältigen. Mit Angeboten zum lebenslangen Lernen will die Digitalstrategie Teilhabe und Resilienz aller Bürger*innen fördern. Das Monitoring zeigt: 64 % der Bevölkerung sind resilient im digitalen Wandel. Es sind allerdings deutliche Unterschiede zu sehen: Insbesondere die älteste Generation (37 %) und Menschen mit niedriger Bildung (48 %) sind seltener resilient. Sie haben sich in den letzten 12 Monaten aber auch deutlich seltener als der Durchschnitt (69 % Wissen zu digitalen Themen angeeignet (31 % bei der ältesten Generation, 56 % bei Personen mit niedriger Bildung).
Status: Keine Fortschritte.

Das lobenswerte Vorhaben zeigt keine spürbaren Erfolge: Der Anteil jener, die sich in den vergangenen zwölf Monaten neues digitales Wissen angeeignet haben, stagniert – wenn auch auf relativ hohem Niveau. Auch die Resilienz im digitalen Wandel ist im Vergleich zu 2022 nicht gestiegen. Da die Anforderungen des digitalen Wandels weiter steigen, müssen die digitalpolitischen Anstrengungen in diesem Bereich unbedingt verstärkt werden, um die Zukunftsfähigkeit der digitalen Gesellschaft zu sichern.