25 Jahre Initiative D21 – Meilensteine und Zukunftsvisionen

Das „D21“ in Initiative D21 steht sowohl für Deutschland als auch für Digitalisierung im 21. Jahrhundert. Beides bringt die Initiative D21 seit dem 27. Juni 1999 zusammen. Zum 25. Jubiläum schauen wir darauf, welche Veränderungen es seitdem in der Vereinsgeschichte und in der Digitalen Gesellschaft gab, welche Themen die Initiative D21 vorantreibt und wie es in Zukunft weitergehen wird.

Video: 25 Jahre Initiative D21 – Glückwünsche und Zukunftsvisionen

Berlin. 1999, das Gründungsjahr der Initiative D21, war das Jahr, in dem das erste Blackberry auf den Markt kam. E-Mails per Telefon abzurufen, war damals nur bestimmten Gruppen zugänglich – ein elitäres Privileg. Heute gehört das Lesen der E-Mails auf dem Smartphone zum Alltag, beruflich wie privat. Dieses Beispiel macht deutlich, wie sich die digitale Transformation und die Themen, mit denen sich die Digitale Gesellschaft beschäftigt, in den letzten 25 Jahren verändert haben.

Gerhard Schröder (r.) und Erwin Staudt kurz nach der Gründung der Initiative D21
Der gemeinnützige Verein wird durch Bundeskanzler a. D. Gerhard Schröder und Erwin Staudt, damaliger Geschäftsführer der IBM Deutschland, gegründet, um die Spaltung in der digitalen Gesellschaft zu verhindern.
D21-Geschäftsführerin Lena-Sophie Müller stellt den neuen Resilienzindikator vor. Hinter ihr an der Wand steht in einer Präsentation "Fit for Future? Resilienz im digitalen Wandel"
D21-Geschäftsführerin Lena-Sophie Müller stellt beim #D21talk 2023 in Berlin den neuen Resilienzindikator vor. Diese neue Kenngröße trägt dazu bei, besser zu verstehen, wie gut die Gesellschaft bereits gewappnet ist für die Umbrüche durch die digitale Transformation.

Die Initiative D21 hat von Anfang an die relevanten Digitalthemen identifiziert, analysiert und vorangetrieben. Zur Gründungszeit und in den Jahren danach lag der Fokus noch darauf, wie möglichst alle Menschen in Deutschland Zugang zum Internet bekommen: Wer ist online, wer nicht? Aber dieser Fokus verschob sich schon bald zur digitalen Kompetenz: Wie kompetent sind die, die digitale Anwendungen benutzen, und wie vermitteln wir die nötige Kompetenz, um sich verantwortlich und selbstbestimmt durch diese digitale Welt zu bewegen? Und so wurde 2013 die Studie „(N)Onliner Atlas“ zum D21-Digital-Index weiterentwickelt. Eine Erfolgsgeschichte: Seit 2022 speist die Studie auch ein digitalpolitisches Monitoring verschiedener Maßnahmen der Digitalstrategie der Bundesregierung. Und 2023 wurde die Studie zukunftsorientiert weiterentwickelt: Es gibt nun einen aussagekräftigen Indikator für die Resilienz der Bevölkerung im digitalen Wandel. Diese neue Kenngröße trägt dazu bei, besser zu verstehen, wie gut die Gesellschaft bereits gewappnet ist für die Umbrüche durch die digitale Transformation. Sie misst die Fähigkeit, Veränderungen zu antizipieren, zu akzeptieren und sich an sie anzupassen.

Mehr digitale Teilhabe für eine starke Demokratie

Mehrere Personen in einem Panelsetup auf einer Bühne.
Beim GovTalk 2022 diskutierten Bundestagsabgeordnete und CIOs der Länder anhand der Ergebnisse vom eGovernment MONITOR über das Vertrauen der Bevölkerung in die Leistungsfähigkeit des Staates.

Jedes Jahr misst die Initiative D21 im D21-Digital-Index den Digitalisierungsgrad der Gesellschaft und zeigt auf, wo es Verbesserungsbedarf gibt. Seit 2023 gibt es außerdem einen aussagekräftigen Indikator für die Resilienz der Bevölkerung im digitalen Wandel, für ihre Anpassungs- und Zukunftsfähigkeit. Diese Resilienz im digitalen Wandel, aber auch andere Schwerpunktthemen der letzten Jahre wie Informations- und Kommunikationsverhalten oder digitale Teilhabe sind wesentliche Faktoren einer starken Demokratie. Im Kampf gegen Desinformation und für Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt gilt es, die Menschen zu befähigen und zu schützen.

Aber auch eine moderne Verwaltung steht in direktem Bezug zu einer funktionierenden Demokratie, der die Menschen vertrauen. Digitale und leicht nutzbare Angebote tragen zur Wahrnehmung des Staates als leistungsfähig und modern bei. Das ist Untersuchungsgegenstand der zweiten großen Studie der Initiative D21, dem eGovernment MONITOR. Die Ergebnisse sind wichtiger denn je, denn der eGovernment MONITOR zeigt, dass das sinkende Vertrauen in den Staat eine gesellschaftliche Spaltung befeuert. Das sieht die Initiative D21 als klaren Arbeitsauftrag:

Wir erleben mittlerweile, dass der Digitalisierungsstau in der Verwaltung zum Demokratierisiko wird. Da sollten wir als Initiative D21 weiter die Nadel sein, die ein bisschen piekst.
Dr. Irina Eckardt, Mitglied im Präsidium der Initiative D21

Eine weitere Erfolgsgeschichte, die seit 2001 bis heute weitergeschrieben wird, ist der Girls’Day, den die Initiative D21 mitinitiiert hat. Im ersten Jahr luden 38 Unternehmen rund 1.800 Mädchen ein, um Frauen in Technikberufen zu treffen, in MINT-Themen hineinzuschnuppern und zu erleben, dass Technik Spaß machen kann. Im zweiten Jahr nahmen bereits über 1.200 Unternehmen und 42.500 Mädchen teil. Und 2024 boten deutschlandweit über 23.000 Organisationen rund 175.000 Veranstaltungen für Mädchen an. 

Angela Merkel schüttelt einem Peppa-Roboter die Hand. Hannes Schwaderer und drei Schülerinnen schauen ihr dabei zu.
Girls'Day-Auftakt 2017 mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem damaligen D21-Präsidenten Hannes Schwaderer.
Olaf Scholz im Kreise etlicher Teilnehmerinnen des Girls'Day auf der Terrasse des Bundeskanzeramts.
Bundeskanzler Olaf Scholz mit Schülerinnen auf der Dachterrasse des Bundeskanzleramts beim Girls'Day-Auftakt 2024.

Den mittlerweile vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit organisierten Girls’Day würde es ohne die Initiative D21 in dieser Form nicht geben. Seit über 15 Jahren eröffnet außerdem der amtierende Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin gemeinsam mit der Initiative D21 den Girls’Day mit einem Auftakt-Event im Bundeskanzerlamt, begrüßt die Mädchen und erkundet gemeinsam mit ihnen einen von den D21-Mitgliedsorganisationen liebevoll gestalteten MINT-Parcours – eine Platzierung „auf Chefebene“, die die Wichtigkeit der Förderung von Frauen in MINT-Berufen in Zusammenarbeit mit der Initiative D21 betont.

Ich engagiere mich gerne in der Initiative D21, da ich sowohl persönlich als auch beruflich vom sehr diversen und inspirierenden Netzwerk profitiere. Für mich bieten sich immer wieder spannende Insights und Perspektiven aus den Publikationen und den Diskussionen mit meinen Kolleg*innen aus dem Präsidium und dem Vorstand. Ich habe das Gefühl, dass ich etwas Sinnvolles zur Digitalisierung der Gesellschaft beitragen und meine Expertise gewinnbringend anwenden kann.
Christiane Fritsch, Vizepräsidentin der Initiative D21

Mitdenken, vordenken, frühzeitig notwendige Debatten anstoßen

Aktuell sind 143 Unternehmen und Organisationen Mitglied in der Initiative D21. In den vier Arbeitsgruppen Innovativer Staat, Digitale Ethik, Datendemokratie und Bildung tauschen sie mit ihren unterschiedlichen Perspektiven Ideen, Positionen, Erfahrungen und Meinungen auf Augenhöhe aus, ordnen im Dialog Themen ein und erarbeiten gemeinsam Denkimpulse, zum Beispiel zu den Themen Zukunftsszenarien zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit, Ethische Fragestellungen im Datenraum Gesundheit oder Künstliche Intelligenz im Schulunterricht.

Die Initiative D21 ist für mich so einzigartig, weil wir immer nah an technologischen und gesellschaftlichen Trends sind sowie relevante Themen gemeinsam mit wichtigen Akteur*innen vorausdenken. Das gepaart mit einer chancenorientierten Perspektive, macht das Engagement bei der Initiative D21 für mich aus!“
Timm Lutter, Mitglied im Präsidium der Initiative D21 und Co-Leiter der AG Bildung
Gruppenfoto der Studierenden und der Jury zusammen mit Minister Wissing
Beim Finale der DFC #4 im Bundesministerium für Digitales und Verkehr lernten die Studierendenteams Schirmherr und Bundesdigitalminister Dr. Volker Wissing kennen.

Dass die Initiative D21 die Zukunft stets fest im Blick hat, zeigt sich auch bei der Digital Future Challenge, einem gemeinsamen Projekt mit der Deloitte-Stiftung zur Verantwortung von Unternehmen im und durch den digitalen Wandel. Die Challenge ruft bundesweit Studierende auf, anhand konkreter Beispiele aus der Unternehmenspraxis Prinzipien und Eckpunkte für ein verantwortliches Handeln von Unternehmen in der digitalen Welt zu erarbeiten. Dazu treten interdisziplinäre und diverse Projektteams in den Wettbewerb um die besten, kreativsten und nachhaltigsten Ideen – Entscheider*innen von morgen erarbeiten heute schon Lösungen für morgen.

Für die Zukunft: Noch mehr in Partnerschaften denken

25 Jahre sind auch ein Meilenstein, an dem man innehält und reflektiert: Wie wird die Initiative D21 wahrgenommen? Was macht sie gut? Was fehlt noch? Fest steht: Die Initiative D21 ist eine Vermittlerin zwischen Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung. In einer guten Atmosphäre wird mit Offenheit und Respekt der gemeinsame Dialog gestärkt. Das soll auch so bleiben. Trotzdem will sich die Initiative D21 weiterentwickeln:

Die Initiative D21 ist ein einzigartiger Zusammenschluss von Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft, den es sonst so nicht gibt. Hier ist Meinungsvielfalt erlaubt und erwünscht, weil wir alle ein gemeinsames Ziel im Fokus haben. Auch kontroverse Diskussionen sind bei uns kein Problem, da wir sie mit einer inklusiven Kultur und persönlicher Wertschätzung jenseits der inhaltlichen Differenzen kompensieren. Daher ist die Initiative D21 eine perfekte Plattform für die Diskussion über die Ausgestaltung der Digitalen Gesellschaft.
Marc Reinhardt, Präsident der Initiative D21

Der Plan für die Zukunft: noch mehr Wirkung. Das bedeutet, es nicht beim Appell zu belassen, sondern nachzuhalten, dass etwas passiert. Die Initiative D21 hat sich seit ihrem Beginn immer als Teamplayer verstanden, der gemeinsam mit anderen seine Ziele erreicht. Zukünftig soll dafür noch systematischer in Partnerschaften gedacht und agiert werden. Die Initiative D21 soll als Plattform dienen, in der sich nationale und internationale Akteur*innen vertrauensvoll austauschen und eng zusammenarbeiten, um die Digitalisierung wirkungsorientiert voranzutreiben. Konkrete Umsetzungsprobleme gilt es im Schulterschluss zu lösen, um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen.

Der Gesamtvorstand der Initiative D21 - Vorstandwahl 2024
Große Teile des aktuellen (im Juni 2024 neu gewählten) Gesamtvorstands der Initiative D21.
Eine Person redet an einem Pult zu anderen. Im hintergrund eine Präsentation und ein Banner der Initiative D21
Bei der Mitgliederversammlung 2024 bekannten sich die D21-Mitglieder zu Werten wie Demokratie, Vielfalt und Toleranz.

Gleichzeitig gilt es auch, sich und die eigenen Ziele und Werte immer wieder zu hinterfragen und an aktuelle Entwicklungen anzupassen. 1999 ist die Initiative D21 angetreten, um die digitale Spaltung der Gesellschaft zu verhindern. Die letzten 25 Jahre haben gezeigt: Spaltungen können überwunden werden. Heute haben wir andere Herausforderungen, andere Kluften, an denen es zu arbeiten gilt: die erschreckenden EU-Wahlergebnisse und die zahlreichen Proteste seit Januar 2024 gegen einen Rechtsruck in Deutschland zeigen eine neue Spaltung und starke anti-demokratische Strömungen.

Seit der Gründung steht die Initiative D21 für eine moderne und digitale Gesellschaft und für faire Bedingungen und Wohlstand in Deutschland – für alle. Eine gut gebildete, informierte, digitale Gesellschaft ist elementar, um der aktuellen Spaltung entgegenzuwirken.
Stefanie Kaste, stellv. Geschäftsführerin der Initiative D21

Im 25. Jubiläumsjahr haben sich die Mitglieder der Initiative D21 daher deutlich zu den Werten wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, Vielfalt und Inklusion, Toleranz und Respekt bekannt und gemeinsam einen Beschluss zum Umgang mit Parteien und Organisationen, deren Positionen nicht mit den Werten der Initiative D21 vereinbar sind, verabschiedet. Denn egal ob 1999 oder heute: Die Initiative D21 versteht sich als Sprachrohr der Digitalen Gesellschaft in ihrer ganzen Vielfalt und setzt sich für eine chancengerechte Digitalisierung ein, bei der keine Personengruppe benachteiligt wird, zum Beispiel aufgrund von Geschlecht, ethnischer Herkunft oder sozialen Hintergründen.

Ich arbeite fast seit ihrer Gründung in der Initiative D21 mit. Im Laufe der Jahre und mit dem Wandel in der Digitalisierung haben sich die Fragestellung und Vorgehensweisen der D21 stetig weiterentwickelt. Was konstant geblieben ist – und was mich sehr fasziniert – ist der gemeinsame Antrieb der Mitglieder, das große Bild für die Gesellschaft in der digitalen Transformation im Blick zu halten und sich als kompetente und integere Stimme für positive Weichenstellungen stark zu machen und auch Gehör zu finden. Es ist nicht übertrieben, dass ich für mich sagen kann: Die Mitarbeit in der Initiative D21 gehört zu den sinnstiftendsten Dingen meines Berufslebens.
Thomas Langkabel, Präsidiumsmitglied und langjähriger Vizepräsident der Initiative D21
Eine Gruppe von Menschen macht gemeinsam ein Selfie
Das Team aus der Geschäftsstelle der Initiative D21 arbeitet mit Engagement, Herzblut und viel Spaß gemeinsam an der digitalen Zukunft.

Ansprechpartnerinnen in der Geschäftsstelle

Sie möchten mit uns über die Geschichte der Initiative D21 sprechen? Sie suchen Interviewpartner*innen aus Verein oder Geschäftsstelle – Zeitzeug*innen aus der Gründungszeit, aktuell Aktive oder Menschen, die die Initiative D21 durchgängig begleitet haben? Dann wenden Sie sich gern an uns:

Porträt von Rebecca van der Meyden

Rebecca van der Meyden, Referentin Öffentlichkeitsarbeit

Porträt von Esther Ecke