AG-Blog | Vom Konzept zur Realität: Das Dateninstitut als Schlüssel-Institution der digitalen Transformation
Bei ihrer letzten Sitzung diskutierte die AG Datendemokratie über die Bedeutung des entstehenden Dateninstituts der Bundesregierung für Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft sowie über die Chancen und Herausforderungen, die sich durch datengetriebene Innovationen eröffnen.
Berlin. Das im Aufbau befindliche Dateninstitut der Bundesregierung hat das Potenzial zum Meilenstein der digitalen Transformation Deutschlands. In ihrer virtuellen Sitzung beschäftigte sich die AG Datendemokratie mit dem Planungs- und Umsetzungsstand des Dateninstituts und diskutierte mit exklusiven Einblicken aus den beteiligten Ministerien dessen strategische Ziele und seine Rolle bei der Förderung eines verantwortungsvollen und innovativen Umgangs mit Daten.
Mit dem Dateninstitut soll ein schlagkräftiger nationaler Akteur entstehen, der das Datenökosystem koordiniert, über Sektorengrenzen hinweg vernetzt und Innovationen ermöglicht. Es soll ganzheitlich und interdisziplinär Expertise bündeln und praxisnah Methodenkompetenz und Lösungen zur Verfügung stellt. Dabei soll es auf den zahlreichen bereits existierenden Initiativen im Datenbereich aufsetzen und diese miteinander vernetzen sowie neue, sektorübergreifende Projekte auf den Weg bringen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) treiben die Arbeiten zum Aufbau des Dateninstituts gemeinsam voran.
Von Use Cases bis Gemeinwohl: Wegweiser für das entstehende Dateninstitut
Dr. Anna Christmann, Mitglied des Bundestages und Beauftragte für die digitale Wirtschaft im BMWK, verantwortet das Dateninstitut im BMWK. Sie legte in ihrem Impuls den Fokus auf die ersten Schritte und Aufgaben des entstehenden Dateninstituts. Zentral sei in ihren Augen die Identifikation von zwei bis drei Kernthemen, die das Institut künftig priorisieren solle.
Dieser Grundsatz ziehe sich als roter Faden durch die Konzeption des Instituts und solle sicherstellen, dass die Ergebnisse sowohl wirtschaftlichen als auch gesellschaftlichen Nutzen stiften.
Christmann reflektierte zudem die Ergebnisse des bisherigen Marktdialogs, in dem Erfahrungen aus Use Cases für die Gründung des Instituts mithilfe von Transfermanager*innen gesammelt worden seien. Dies sei essenziell gewesen, denn so konnten einzelne, bereits bestehende Aktivitäten zur Problemlösung in unterschiedlichen Sektoren identifiziert werden. Der Marktdialog habe also wertvolle Einsichten zur Rolle des Dateninstituts geliefert habe; gleichzeitig betonte sie, dass eine noch breitere Beteiligung von Akteuren wünschenswert gewesen wäre.
Von der Theorie zur Praxis: Pilotmodule und erste Schritte des Dateninstituts
Eileen Fuchs, Referatsleiterin für Datenpolitik, Datenstrategie und Open Data im BMI, gab detaillierte Einblicke in die geplanten Aufgaben und Strukturen des Dateninstituts. Ein wesentlicher Schwerpunkt liege zunächst auf dem Aufbau eines Netzwerks: Das Dateninstitut plant, durch enge Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern und die Einrichtung initialer Datenräume eine Plattform zu schaffen, die den Austausch und die Kooperation rund um Daten erleichtert. Darüber hinaus betonte Fuchs die Bedeutung von Best Practices und Use Cases:
Auch Fuchs betonte, dass ein besonderes Augenmerk des Instituts auf der Gemeinwohlorientierung und Nachnutzbarkeit der Ergebnisse liegen werde. Diese Werte sollen sicherstellen, dass die erarbeiteten Lösungen breiten Nutzen stiften und nachhaltig angewendet werden können. Über innovative Vergabeverfahren wie einen Wettbewerbsdialog sollen maßgeschneiderte Lösungen in enger Zusammenarbeit mit den Bietern entwickelt werden.
Das Dateninstitut solle langfristig unabhängig vom Staat agieren und keine Projektförderungen anbieten, um Neutralität zu gewährleisten. Die drei zentralen Pilotmodule des Dateninstituts haben laut Fuchs folgende Schwerpunkte:
- Entwicklung eines offenen Datenmodells für die Post-Covid-Forschung
- Datenmanagement in dezentralen Energiesystemen
- erfahrungsbasierter Aufbau und Gründung des Instituts
Besonders erfreulich war die Ankündigung, dass die Gründung des Instituts schneller als erwartet voranschreitet, mit einem geplanten Start im kommenden Jahr. Bis April 2025 soll im Rahmen einer Challenge die beste Lösung für jedes Modul ausgewählt werden, die dann als Basis für die weitere Arbeit des Instituts dient.
Voneinander lernen: Internationale Impulse für das Dateninstitut
Der Austausch mit Best Practices aus anderen Ländern und Regionen lohnt sich, wenn man die Strukturen und Funktionsweisen des neuen Dateninstituts plant. Kim Michael Sørensen, Head of Corporate Development beim Open Data Institute (ODI) in England, brachte der AG eine internationale Perspektive mit.
Die Kernarbeitsbereiche des ODI könnten als Inspiration für ähnliche Institutionen wie ein deutsches Dateninstitut dienen. Ein Schwerpunkt liege zum Beispiel auf Forschung und Beratung: In Zusammenarbeit mit Wissenschaft, Regierung und Industrie fördere das Institut die Entwicklung nachhaltiger und leistungsfähiger Datenökosysteme. Dabei berücksichtigt es das gesamte Spektrum von Daten, angefangen bei offenen über geteilte bis hin zu geschlossenen Daten. Dieser umfassende Ansatz soll sicherstellen, dass Daten in ihrer Vielfalt effektiv genutzt und verwaltet werden.
Sørensen betonte zudem die Rolle des ODI als „Think and Do Tank“. In strategischer Partnerschaft mit der Regierung führe das Institut zum Beispiel Forschungsprogramme zu datenzentrierter Künstlicher Intelligenz durch. Konkrete Projekte umfassen beispielsweise die Entwicklung von Datenrichtlinien und die Schulung von Beamten, um deren Datenkompetenzen zu stärken. Trotz sinkender öffentlicher Finanzierung hat das ODI seine Arbeit global ausgeweitet und konzentriert sich auf den Aufbau eines vertrauenswürdigen Datenökosystems.
Die AG Sitzung und die Inputs der Speaker*innen sowie die Diskussionen der Gäste zeigten deutlich, dass das Dateninstitut eine Schlüsselrolle in der Gestaltung der digitalen Transformation übernehmen kann und soll. Mit einem klaren Fokus auf Gemeinwohlorientierung, Innovationsförderung und internationale Zusammenarbeit stehen die ersten Schritte zur Gründung unter einem vielversprechenden Stern. Der Austausch von Best Practices wie mit dem Open Data Institute wird dabei ein wertvoller Baustein sein, um ein offenes und vertrauenswürdiges Datenökosystem in Deutschland zu etablieren.
Die AG Datendemokratie geht in den Ruhestand
In den vergangenen Jahren haben wir die Frage, wie Daten zum Wohle der Gemeinschaft eingesetzt werden können, in der AG Datendemokratie aus vielen Blickwinkeln und mit spannenden Gästen beleuchtet. Wir haben uns mit dem Konzept der Smart Cities beschäftigt, haben die Registermodernisierung und die Open-Data-Strategie der Bundesregierung begleitet, das D21-Schwerpunktthema der Jahre 2022 und 2023 „Digitale Nachhaltigkeit“ aus einer Datenperspektive betrachtet und nicht zuletzt das Superwahljahr 2024 thematisiert, indem wir analysiert haben, wie datengestütztes Regierungshandeln und politische Kommunikation dazu funktionieren kann.
In Zeiten rasanter technologischer und gesellschaftlicher Entwicklungen wollen wir den Dynamiken gerecht werden und schaffen bei der Initiative D21 in den kommenden Monaten neue Formate mit frischen Schwerpunkten. Datendemokratie sehen wir hierbei als Querschnittsthema, das wir in der AG Digitale Ethik, in der AG Innovativer Staat und in unseren neuen Projekten weiterdenken werden. Wir möchten uns herzlich bedanken bei all unseren engagierten Mitgliedern, unseren aktiven Gästen und den vielen Expert*innen, die über die Jahre ihr Wissen mit uns geteilt haben – und nicht zuletzt bei den AG-Leitungen, die die Arbeitsgruppe in den vergangenen Jahren mitgeprägt und ihr ihren Stempel aufgedrückt haben. Wir hoffen, Sie bald in unseren anderen Formaten wiederzusehen.